Tag 81, Sonntag, 07.08.2011 (Chemo-Zyklus 4 - Aplasie - Tag 11)

 

2 Stunden geschlafen, dann mehr gedöst. In den frühen Morgenstunden haben „die Wehen“ wieder eingesetzt. Kurz gepustet, dann ging’s. Ich bin ja mittlerweile ein Geburtsprofi. Hoffe, es hat sich gelohnt. Habe heute Morgen schon Sinnvolles getan: eine Excel-Tabelle mit meinen Blutwerten angelegt. Frau Dr. Meisner wird staunen. Nun sitze ich wieder am Rechner und kämpfe gegen die Leuko-Wellen an, die immer mal über mich schwappen. Die Wellen verursachen sogar gute Laune, obwohl sie auch richtig unangenehm sein können. Habe mir die Titelmusik von „Star Wars“ aufgelegt, um meine Babys gleich richtig in Empfang zu nehmen und damit sie wissen, mit welchem schrägen Vogel sie es tun zu haben.

Mache mir jetzt ein Mega-Anti-Krebs-Aplasie-Leukozyten-Geburts-Müsli und versuche mich dabei nicht ganz so arg zu bekleckern.

 

Oh wie schön, im Klassikradio läuft die Filmmusik von Herr der Ringe.

Da schmeckt das Müsli noch besser.

Schade, dass ich es gleich zerstören muss. ;-)

Zutaten

 

- Dose Mischobst

- gebackenes Müsli

- Haferflocken

- Cranberrys

- Rosinen

- Sojakerne

- Leinsamen

- zerdrückte Walnüsse

- Holunderblüten-Himbeer-Joghurt

- Naturjoghurt

- Zitronensaft

- 3 Scheiben Rote-Beete

 

Wenn man kreativ ist, hat man die Chance zufriedener zu sein, oder? Dann kann man sich immer austricksen, überlisten, sich selbst aus einem Tief holen, in das man hineingeraten ist. Eigentlich bitter. Man kann ja nichts für seinen individuellen Kreativitätsfaktor. Es gibt so viele, die so kreativ sind wie ein Spülmaschinen-Tabs. (Mir fällt kein besserer Vergleich ein, hatte ich gerade in der Hand.) Wenn es mir schlecht geht, habe ich mir schon immer etwas einfallen lassen, um mich aufzuheitern. Autsch! *grins* Schmeckt verdammt lecker dieses Mega-Anti-Krebs-Aplasie-Leukozyten-Geburts-Müsli, obwohl ich...gar nichts schmecken kann.

Dann gibt es aber auch so viele kreative Köpfe wie Horst Guenther Ditsch und  KiwiundBanane, die sprühen einem ihren Kreativitätsduft jeden Tag sowas von Mitten ins Gesicht, dass es einem den Atem verschlägt. Und was bleibt am Ende doch wieder: Unzufriedenheit mit sich, den Frauen, dem Leben und dem Toaster.  

Patentrezepte, um glücklich zu werden, gibt es eben nicht - leider!

 

Auch meine Kreativität hat Grenzen...ich muss mich hinlegen...die Wehen...au weija...pumpaja...

 

Aus: Der Regenschirm für diesen Tag von Wilhelm Genazino

„Erschöpft von mir selber beschließe ich, zum Friseur zu gehen, damit wenigstens irgend etwas Vernünftiges geschieht. Zum zweiten Mal verlasse ich an diesem Tag die Wohnung, weil ich den Narrheiten meines Kopfes anders nicht entkommen kann. Aber du kannst nicht immer ein Ablenkungsleben führen, sage ich halblaut zu mir selber. Es muß für dich auch noch eine andere Leidenschaft geben als immer nur die Verschwindsucht. Dann ist es schon halbwegs angenehm, meinen eigenen Beschimpfungen zu lauschen. Denn das süße Gift, das in ihnen steckt, macht mich gleichzeitig zum Gegenteil eines Beschimpften. Es ist die ebenfalls in ihnen steckende Übertriebenheit, die mich gleichzeitig wieder freispricht. Ich sage du alter Hottentotte nein Hosentrottel nein Trottelhose zu mir und muß lachen. In gewisser Weise macht mich dieser frühe Nachmittag unangreifbar...“

 

 

Ich gehe mich ebenfalls „ablenken“, nicht „zum Friseur“, aber spazieren und hoffe mich auch dadurch „unangreifbar“ zu machen. Unangreifbar machen – ein schönes Ziel. Lagerkoller. Einsamkeit. Blaskapelle. Wehenpause. Sauerstoffmangel. Das alles sind Angriffe auf meine Befindlichkeit. Oder doch wieder hinlegen? Entscheidung teile ich später mit.

 

Entscheidung war leicht und kombinierte alle meine Wünsche: Spaziergang mit Prinzessin Uteb. So gefällt mir das. Das Universum hat wieder zugeschlagen.

 

 

Wolken. Hammer! Grandioses Naturschauspiel heute. Vielleicht doch lieber als Wolke wiedergeboren werden? Absolute Freiheit. Wenn dieses ständige Auflösen nicht wäre.

Mitten auf dem Weg stehen bleiben, Kopf nach oben, Augen zu und einen tiefen Atemzug von diseem kötlichen Stoff mit Namen CO2. Kein Dornfelder, kein Weißherbst, sondern CO2. Ich lebe!

Klang, Klung, Kling,

die Prinzessin macht

ping, pong, ping.

 

Ritter Schnuribold,

sing, sing, sing,

denn ich mach

pling, pling, pling!

 

Miss Wood, alles gut?

 

Dieser ernste Blick gegen den Himmel,

obwohl alle Hüllen gefallen sind.

Ist ganz besonders die Figur.

Und da sind ja  noch die famosen Wolken im Hintergrund.

Ich finde das Foto genial.

Hmmm..ich sag nur Spiegelreflex...und

Poster XXL...;-)

Unglaubliche Sicht heute.

 

Bis nach Heidelberg? :-)

Auf jeden Fall bis nach Philipsburg.:-(

 

Rätsel: In welchem Hof wurde dieses Bild aufgenommen?

Liebe Bloggemeinde, entscheidet selbst:

Wer ist hübscher?

 

Klar, der Fotograf! ;-)

 

Hey, der Typ, der vielleicht bald viele eklige Tiere mit seiner Spiegelreflex fotografiert und überall in diversen Wohnungen aufhängt, hatte viel Spaß mit euch zwei Hübschen!

Oh Mann bin ich neidisch,

dieser Kerl mit den längsten Ärmen und Fingern der Südpfalz hat

noch richtige Haare auf dem Bauch.

Okay, der Flammenkuchenstand steht immer noch.

Aber das Rohr wurde verlängert.

Immerhin.

Und außerdem haben wir schon gefühlte (*rülps*)

100 Flammkuchen für umme abgegriffen.

Nächste Kerwe is dann aber wirklich Schluss mit Lustig.

Wir haben schon angedacht, ne Facebook-Flammkuchen-Party

ins Leben zu rufen. Wenn der nächstes Jahr wieder meine Bude

zuräuchert, dann hab ich auf jeden Fall schon mal eine Idee...

Gib mir bitte die Titte!

So ihr denkt, das hat ein Mann gesagt.

Ne,ne,ne...weit gefehlt.

 

Für mich sieht die Titte wie ein geleuterter

Taliban aus, der seine Brillen bei Fielmann

kauft.

 

 

Begegnungen in Nußdorf

 

Heute das erste Mal draußen gewesen und schon allerhand erlebt. Meine Güte, was könnte ich hier wahrscheinlich alles schreiben, wäre ich schon ab Freitag unterwegs gewesen.

 

Begegnung 1:

 

Der druchgeknallte Ami-Capuccino-Verkäufer bei Beppler. Wollte 2 Latte Macchiato, gab es nicht. Der Cappuccino-Man wollte uns aber trotzdem 2 verkaufen, weil wir das eben so wollten. Latte Macchiato wäre aber ein Cappuccino gewesen. So haben wir also zwei Cappuccino geholt, die eigentlich Latte Macchiato waren, und waren irgendwie auch glücklich. Zu einer Dame vor uns, die jetzt gar nicht so hübsch aussah, meinte er in seinem sexy amerikanisch-österreichischen Dialekt: And sieeee, getting, oinen umsoooonst, sie san todaaal hüüüabsch. Nachdem die Kundin auch ziemlich glücklich abgedampft ist, rief ich von hinten: Und ich bin noch viel hüüüüüabscher!!! Dafür machte er einen Pauschalpreis für 3 Cappuccino und 2 Marmorkuchen: 10 Euro. Ich hatte keinen Plan, ob das ein guter Preis war, aber glücklich war auch ich plötzlich. Sexy Arni ist voll der Glücklichmacher und das alles nur mit ner Tasse Cappuccino!

 

Begegnung 2:

 

Ein herrliches Unikat beim Buchbinder Müller getroffen. In 10 Minuten seine ganze Lebensgeschichte erfahren, die äußerst interessant zu sein scheint. Alle seine Erlebnisse als Kabarettist und Globetrotter hat er aufgeschrieben und verkauft sie. Trat sogar mit der Stimme von Lupinchen auf. Sagt euch nix, na dann googelt das mal.

 

Begegnung 3:

 

Das Sektperlsche hat wieder auf. Sagenhaft. Da wurde schon die eine oder andere Fete gefeiert. Lecker Catering haben die eingekauft. Da gab es heute Rosennudeln mit einer Tomatensause und einer Pilzsause. Waren beim Zubereiten dabei und schauten zu, wie unsere Nudeln die Form einer Rose annahm. Toll.

Rosennudeln, das optimale Gericht für Verliebte.

Ich empfehle die Rosennudeln mit Tomatensause.

 

 

Begegnung 4:

 

Wer ist das? Er kam, sah und qualmte. Er qualmte, grinste und lag. Er aß und bestellte, holte aber nichts und zahlte unfreiwillig. Zum Schluss waren seine Ritter so rostig, dass er sprachlos in sie hinein biss.

 

 

Begegnung 5:

 

Frau K. aus N. hat R. S. aus N. zufällig auf der Kerwe angetroffen. Frau K. aus N. war vom Anblick des R.S. aus N. etwas geschockt. Denn K. hatte S. schon ewig nicht mehr gesehen. O-Ton Frau K. Wie siehst du denn aus. Hast ja alles verloren. Biste krank? Da musste S. aus N. erst mal tief Luft schnappen. Die Pfälzer sind schon was ganz Besonderes. Eigentlich könnte man das Wort Stoffel aus dem Duden streichen und mit Pfälzer ersetzen.

 

 

War ein überraschend spannend schöner Tag. Die Tage werden umso schöner, wenn man gar nicht damit rechnet, dass sie schön werden. Hoffentlich habe ich noch viele solcher spannend schönen Tage: ein Cappuccino, der eigentlich ein Latte Macchiato ist, ein Geschichtenerzähler, der viel zu erzählen hat, zwei Apfelsaftschorle-Trinker im Kirchgarten ohne Menschen und Blaskapelle und abartig leckere Rosennudeln. Was braucht man mehr zum Glück? Wieder mal Gesundheit!