Tag 70, Mittwoch, 27.07.2011 (Tag 1, Chemo-Zyklus 4)
Was für ein Flash. Da fühlt man sich am letzten Tag der Chemopause am besten. Alles hat sich soweit regeneriert, nur noch ein paar kleine Wehwechen zwicken. Pillen muss man auch kaum mehr zu sich nehmen, um dann am nächsten Tag, wieder den Vorschlaghammer über die Rübe gezogen zu bekommen. Das ist echt nicht nett. Ich will nicht mehr. Es reicht. Ja, ich jammer jetzt. Das müsst ihr ertragen.
Vor allem dieser 1. Tag heute hatte es in sich. Um 09.00 Uhr angekommen. Und um 17.30 rausgewankt. Voller Chemopräparate, Dämpfermedis und 2 Beutel Blut. Endlich Blut. Hmmmm...lecker!!! Konnte nix genießen und auch nix visualisieren, weil ich völlig fertig war. Wahrscheinlich die Antikörper, die mir so zusetzten. Hab fast die ganze Zeit geschlafen und geschlummert. Das Pflegepersonal war schon ganz aufgeregt, weil sie mich so gar nicht kannten. War immer munter und fröhlich bei der Sache. Aber diesmal duckte ich mich sowas von weg. Ging nix.
Die Blutbeutel bekamen Manschetten, damit das Blut besser durch die Schläuche lief. Panisch wachte ich auf, denn mein letzter Beutel tropfte nicht mehr. Dachte, ich hätte verpennt, was zu sagen. Niemand in Sicht. Die werden doch wohl nicht die Tagesklinik geschlossen und mich auf der Bahre vergessen haben? Ich ins Schwesternzimmer. Hallo...Haaaaaloooo...Aber Herr Schnur, was is denn mit ihnen? Mein Beutel, mein Beutel, er läuft nicht mehr. Kaputt!!! Nein, nein, is leer. Alles gut. Ganz ruhig. Leer, juheee, ich durfte endlich nach Hause.
Mit Larry bin ich noch zum lecker Chinesen am Mannheimer Paradeplatz. Wer essen kann, ist nicht krank. Oh Mann, bin ich gesund!
Daheim angekommen, ab in die Kiste. 10 Stunden (fast) durchgeschlafen. Nur einmal aufgewacht. Rummeldipumm im Erdgeschoss. Master Schlemensch feierte in seinen Geburtstag hinein. Die üblichen Verbrecher lagen da komatös auf dem Sofa und köchelten in der Küche. Man nahm an, dass ich nicht da war. Äh, wo sollte ich bitte sein, ihr Nasen. Ja, ja, so sind sie die verehelichten Junggesellen. Kaum sind sie bei Muttern die Türe raus, lassen sie es so richtig krachen. Und werden zuerst von mir ausgeschimpft und dann noch von der Angetrauten.