Tag 57, Donnerstag, 14.07. (Chemo - Tag 8, Zyklus 3)

 

Heute flöste ich mir keinen leckeren Hugo rein, sondern einen ekligen Chemo-Cocktail. Ein bisschen weniger, weil aufgrund von Taubheit in Zehen und Armen, die Dosis von Vincristin herabgesenkt wurde.

Um 09.00 Uhr pünklich auf der Tagesklinikmatte, und doch erst um 12.00 Uhr am Tropf. So lang hab ich noch nie warten müssen. Selbst eine scheintote Omi, die kein Pieps machen konnte, musste so lange warten. Hatte richtig Mitleid mit ihr. Bekam mein Zeug auch das erste Mal auf einen schnöden Stuhl. Mal was anderes. Schrieb Tagebuch und hab mich nicht stressen lassen. Nö, nö, wer Krebs hat, lässt sich nicht mehr so leicht stressen. Wär ja auch irgendwie blöd. Alles kontraproduktiv. Eine von den Docking-Angels fragte mich, was ich denn da so schreibe. Ich sagte, dass ich hier alles dokumentiere für evtl. Schadensersatzforderungen. Zwischen meiner Aussage und meinem Grinsen ließ ich absichtlich viel Zeit und genoss das schockierende Gesicht der armen Plegekraft. Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, weiß, dass ich mit solchen Eskapaden eigentlich aufhören wollte. Aber ich kann nicht anders. Ist wie eine Droge. Und seit meinen Blog habe ich das Gefühl, dass in der Hinsicht meine Kreativität noch zunimmt.

Hörte von diversen Bahren aber diverse Lacher. Und sorgte mal wieder für etwas mehr Leben im Chemo-Camp.

3 Stunden gewartet und eine halbe Stunde Chemobrühe gegurgelt. Das ist jetzt nicht so das Verhältnis, das man sich so wünscht. Aber die Mädels waren heute auch schwer gefordert. Schwamm drüber. Meistens liefs ja glatt.

Leid tat mir auch meine arme Prinzessin, die nicht so recht wusste, wo sie mit mir dran war (ich meine, das weiß sie eigentlich nie...hihihi..). Aber auch diese Hürde meisterte sie bravourös und geduldig, wie es eben für eine Rote-Beete-Regentin gehört. 

 

In Nußdorf angekommen, war trauriger Abschied angesagt. Prinzessin Uteb schwang sich auf ihre BMW und ritt gegen Heimat. Das Wochenende stand das elterliche Schloss in Thüringen noch auf dem  Urlaubs-Programm. Mama und Papa müssen ja schließlich auch irgendwann ihre liebe Tochter zu Gesicht bekommen. Und vor allem wartet der gefischte Fisch aus Norwegen in der Tiefkühle, um ins Schwabenland gebracht zu werden. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.

 

Bald schwimmt der gfischte Fisch in meinem Fjord
Bald schwimmt der gfischte Fisch in meinem Fjord