Tag 120, Sonntag, 18.09.2011 (Tag 12 - letzter Chemozyklus)
Achtung Gefühl!
Wunderschönes Unplugged-Konzert!
Ja, sowas schaut man sich an, wenn man nicht schlafen kann und Leukozyten gebärt.
Findet man auch in der ZDF-Mediathek vom Samstag.
Und zum Abschluss, vielleicht die Folk-Platte des Jahres.
7 Juwelen, um sanft den Tag ausklingen zu lassen.
Heute kommen die Leukos aus meinem Kopf wie es scheint. Druch meinen Nacken dringen sie ein und seilen sich alle ins Rückenmark ab. Lauter kleine rote Spidermen.
Heute ist Lese- und Musiktag.
Meine neue CD-Favoriten:
Deus – Keep you Close
Belgische Indie-Band. Hochmelodiös. Tolle Arrangements. Auch mit Streicher. Songs machen nicht glücklich, aber treffen ins Mark. Muss man unbedingt gleich mal die alten Scheiben, die auch herausragend sein sollen, durchhören.
Meine Platte des Monats.
Kasabian – Velociraptor!
Ich liebe diese Band. Das letze Album „West Ryder Pauper...“ ein psychodelisches Muss-man-besitzen-Werk. Eine meiner Lieblingsplatten innerhalb dieser Gattung.
Und nun hat Kasabian wieder einen rausgehauen. Die Texte total schräg. Dort geht es z.B. über Ausflüchten und Rechtfertigungen in einer Beziehung. Die Musik voller Überraschungen und Wendungen. Zwischendurch auch mal eine raue schnelle Rocknummer, so wie es Ritter Metallhammer Schnuribold mag.
Trombone Shorty – For True
Wer da noch Niels Landgren hören? Trombone! 25. New-Orleans. Dreckig. Gut. Funky..Funky...Funky...
Wenn ich könnte, wie ich wollte,dann würde ich jetzt einen auf Godfather of Soul machen und meine müde Knochen zum Bersten bringen. Yeaah...Funky...Funky...Funky...
Ich will nen Whysky, Bruder!
Schnuribold liest
Die Gabi wieder on air
Gabi Köster, einen Schlaganfall hat sie gehabt. Und hat sich mühsam wieder ins Leben zurück gearbeitet – wie man so schön sagt. Toll, die arme Gabi! Was für einen Selbsterhaltungswillen, die Gabi. Gabilein, siehst jetzt aber ein wenig wild aus. Vor 20 Jahren hätten deine Rastas mir tatsächlich gefallen, jetzt nicht mehr so. Rum geschrien hast du immer und warst verbal sowas von unter Strom, ob im Fernsehen oder auf der Bühne, dass ich immer dachte, mein lieber Herr Neurologe, der platzt doch bestimmt irgendwann der Kopf. Ich hoffe stark, dass ich da mit der Methode der Visualisierung noch nix am Hut hatte. Schlingensief, Köster, Roche, hmmm...schon anstrengend und abtörnend dieses Entblößen. Und wie gut kann ich es gleichermaßen nachvollziehen. Der eine steht auf Nacktheit, der andere eben nicht. Sie besitzen die künstlerische Kraft mit ihren Lebensthemen kreativ umzugehen. Kann man ihnen das vorwerfen? Man muss das Buch ja nicht kaufen. Und man kann die Talksendung abschalten. Und wem das Gesagte und Geschriebene hilft, der kann sich vojeuristisch drauf stürzen.
Wer mag bitte noch Griechenland?
Oh Mann, checkt ihr da noch durch? Subventionen ja, Sparen nein, Rettungsfonds auf, Geldhahn zu. Was hilft denn jetzt den Sirtaki-Tänzern? Wohl nur noch ganz viel Raki. Was hilft denn jetzt uns? Wieder zurück zum Tauschhandel mit Biberfell und Hanf-Seife? Die D-Mark. Das waren noch Zeiten. Auf jeden Fall nicht so kompliziert. Nostalgie, kein Wort, das in meinem Sprachgebrauch sonderlich Raum einnehmen würde. Die Pleite der Griechen verursacht bei mir Nostalgie? Jetzt geht’s los. Mich beschleicht das ungute Gefühl, dass es langsam egal ist, was wir uns bzw. die Politiker sich überlegen: Das Kind mit Namen „Europea“ ist schon vor Tagen im Brunnen ertrunken. Der besoffene Papa hat nicht aufgepasst, ist am Spielautomat in seiner Stammkneipe „Armer Harry“ eingepennt. Die neue Finanzkrise haben diesmal nicht die Banken zu verantworten, sondern Einfallspinsel wie Rösler, der MoF. Natürlich will jeder am liebsten die Schafskäs-Fraktion von der Klippe stürzen. Hallo! Wenn das eigene Kind so die Kohle verprassen würde, dann wäre ja aber wohl auch gehörig Schicht im Schacht. Doch man kann die Griechen nicht fallen lassen, man darf es nicht. Sonst würde man das eigene System in Frage stellen. Was macht man mit dann mit den anderen gefährdeten Ländern? Wie beim Kind. Dreht man den Geldhahn zu? Was passiert dann? Stellt sich dann tatsächlich der gewünschte pädagogische Effekt ein. Die europäische Währungsunion wird nicht aufgelöst werden. Ohne den Euro frisst uns der Yen, der Dollar, der Rubel und die Schweizer Franke auf. Vielleicht eine neue Währung? Wie wäre es mit...Vogelfedern?
Wowi gegen Renati – Nutella gegen Nusspli
In diesem Wettkampf kann man wieder mal ersehen, dass es egal ist, welchen Inhalt man präsentiert, man muss ihn nur gut verpacken können. Wowi ist ein begnadeter Verkäufer. Bei der Hamburg Mannheimer hätte er innerhalb von wenigen Tagen sein Bonus-Buch „Wie werde ich erfolgreich in 100 Tagen“ erhalten. Der kann allen Ernstes grinsend in die Kamera erzählen, wie gut Berlin doch aufgestellt ist und die Leute lieben ihn für jeden aufgeblasenen Vokal. Beeindruckend! Renati, die hat Power, die hat Grips, doch noch bevor sie anfängt Konsonanten zu bilden, wünscht man sich eine volle Blase. Zuhören kann man ihr, aber nicht bei irgendwas zusehen. Das ist gemein. Fies. Menschenverachtend. Is aber so. Wowi gegen Künast, das ist wie Nutella gegen Nusspli. Und wen würde ich wählen? Wowi als neue Kanzlerin? Na klar!
Die Rote Kutte in der Heimat – Mainzelmännchen oder Heilsbringer?
Nonnen besticken Gewänder mit Gold, Choreografien mit 60 Limousinen, die Super-Messe im Berliner Olympiastadion. Sind die Rolling Stones wieder auf Tour, oder wie? Nö, der Papst kommt. Glaube, Kirche, Papst, wenn man ein Streitthema plant, dann würde ich diese Begriffe unbedingt vorschlagen. Oft schlägt die Diskussion über die eigene und fremde Christlichkeit in Aggression und Intoleranz um. Sagt mal einem überzeugten Katholiken, wer braucht schon den Papst, da brennt aber Fackel die Fackel der Scheiterhaufen! Die Kirche. Ja die Kirche ist wichtig. Als Gesellschaft unterschützende Institution, als ethische Instanz. Überall gibt es Verfehlungen. Wir wären 7, wenn wir glaubten, dass Menschen, die in und für die Kirche arbeiten, alle „gut“ wären. Trotzdem hat sie ihre moralische Berechtigung. Der Glaube. Der Glaube ist Privatsache. Wer einem anderen vorschreibt, was er zu glauben hat, dem kann man, darf man nicht mehr Glauben schenken. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er für sein Heil benötigt. Der Papst. Leg deine Kutte ab, fahr in einem Käfer-Cabrio vor, verteile Kondome und wippe zu einem Gospel mit den Hüften, lasse endlich Frauen auf die Kanzel, sei einer von uns! Ja dann, lieber Pope, dann hören wir dir gerne zu, auch im Bundestag!
Die Waren-Buffett-Steuer oder wer ist hier eigentlich bekloppt
Warren Muffet (hihihi...!!!), ein amerikanischer Investor und drittreichste Mensch der Welt schrieb in der New York Times: Meine Freunde und ich sind lange genug vom Kongress gehätschelt worden. Sagt mal, seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen, dass meine Sekretärin die gleichen Steuern zahlt wie ich. Nun beruft sich Obama auf Mr. Aktie, will die Millionärssteuer einführen, und ein Großteil seines 3 Billionen-Dollar-Sparpakets damit finanzieren. Was für eine Geschichte. Geschichten sind immer gut, wenn Sie die Grundfesten erschüttern, nicht der Regel entsprechen, irritieren. Einer der hat, gibt freiwillig ab, das irritiert in unserer Gesellschaft mächtig, wo gibt es denn sowas. Wenn ein Typ, der seine 50 Milliarden damit scheffelt, Firmen zu kaufen und gewinnbringend weiter zu verkaufen, plötzlich daherkommt, 75 Prozent seines Privatvermögens Stiftungen zu übertragen und nach dem Ableben 99 % zu spenden, dann wackeln die Villen von Beverly Hill nicht nur, sondern sie sind am Einstürzen. Sympathisch der alte Kautz, wirklich sympathisch.
Mick Jaggers neuer Jungbrunnen
Heißt Superheavy und ist seine neue Band. Superheavy ist wirklich super heavy. Anwesend bei der Party: Damian Marley, Dave Stewart, Rakha Rahma, Joss Stone und Micki-Maus. Das ist doch ungerecht. 2013 wird dieser Knallkopp 70. Und guckt euch bitte das offizielle Superheavy-Video auf Youtube an, in dem Jagger in einem Rosa Anzug Bewegungen vollführt wie eine 20-jährige tasmanische Schlangenfrau. Kohle wie heu, das Leben so bunt, das bald die Farben ausgehen, alles gesehen, was man sehen möchte, alles erlebt, was vielleicht der eine oder andere von uns gar nicht erleben möchte. Micki wird bestimmt irgendwann Englands Jopi. Die Band, die Musik, very very sexy. Joss Stone – DIE STIMME – grandios!. Und das mit 25. So ist’s Recht. Alt und Jung, in harmonicher Co-Existenz!