Sind diese Menschen in der Reha der Spiegel unserer Gesellschaft? Es sind hier zumindest alle Berufsgruppen vertreten. LKW-Fahrer, Schornsteinfeger, Sekretärin, Unternehmer, Rentner - Lehrer.
Jeder und jede kann krank werden. Aber es sind dann doch wohl vorwiegend die Dicken. Bei den Männern zumindest. Gefühlte 2/3 haben Übergewicht. 70 Prozent sind adipös. Ich war in einer Gruppe von
9 Männern, 8 hatten den klassischen „Ranzen“. Sichtbar. Sehr sichtbar. Ein Leben voller Saus und eine Menge Brause, versammelt in der Turnhalle, auf das Kommando von Mrs. Pilates
hörend.
Ich bin glücklich, dass ich meinen Ranzen jetzt so gut wie los habe. Nicht mehr schnaufe wie ein Walross. Dennoch zähle ich immer noch zu den chronisch Kranken. Leider mein restliches Leben lang. Aber vielleicht kann ich das Risiko minimieren wenigstens nicht vor meiner Pension zu sterben. Oder zu krepieren. Die Art zu sterben, ist auch so eine Sache.
Krankheitsbilder sind hier sehr unterschiedlich. Die Klinik hat einen neurologischen Schwerpunkt. Viele durch einen Schlaganfall gezeichnete durch die Fluren schlurfende und rollende Patienten begegnen einem da. Einige lächeln trotzig. Viele Blicke sind leer und traurig. Die Trotzigen motivieren, die Traurigen ernten Mitleid oder können sogar deprimieren. Ich nehme sie alle als Ansporn für mein eigenes Weiterkommen. Und natürlich als Exponate für mein weiteres Menschenstudium.
Krankheiten mit Schmerzen sind auch ein zentrales Thema. Es ist egal, wodurch sie ausgelöst werden: Bandscheibe, MS, Migräne oder Dachsturz. Der Schmerz ist der Endgegner und es gilt ihn mit allen Waffen zu besiegen.
Ich bin in der letzten Schlacht mit meinem Endgegner. Habe ihn ziemlich gut im Griff mittlerweile. Nur manchmal überrascht er mich noch. Er zielt dann auf meine bereits geschwächten Stellen: linkes Auge, linke Stirnhälfte. Mit Konzentration werde ich aber schnell wieder Herr über die Lage. Nur noch ein wenig Geduld, dann ist die eklige Kreatur Dolor endlich Geschichte.
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