Kluge Worte Frau Bachmann!
Das letzte Wochenende war ich ausschließlich umgeben von Schönem. Was wir immer für ein Glück haben! Sonne satt! Erst bei der Verabschiedung hat es geregnet.
Zur Genesung benötigt man Liebe. Die Liebe der anderen und was viel wichtiger ist: die Selbstliebe. Mag man sich nicht selbst, steht man seinem Wohlbefinden, seiner positiven Entwicklung im Weg! Ich sollte eine Eingabe an die Klinikleitung für ein neues Motivationsschild verfassen: Liebe dich selbst!
Ich liebe mich sehr, aber noch mehr liebe ich Nicole. Ich habe kein Problem mit mir allein zu sein (Icke nölt in meinem Ohr: Ha, allein? Du? Dass ich nicht lache, du vegane Wurst!); ich genieße es aber noch viel mehr, mit dieser Wahnsinnsfrau durch das bunte Leben zu pilgern. Im Café oder am See zu sitzen - lachend laut oder schweigend still. Gibt es nichts Herrlicheres als gemeinsam Menschen zu beobachten - und ihr Verhalten zu analysieren. Menschenlernen, tolles Hobby! Und dabei genießen: das Licht, die See, das Essen. Alles kann besonders sein, wenn man einen besonderen Menschen an seiner Seite weiß, der mit einem diese wunderschönen Dinge mitfühlt. Der noch besonderer ist als man selbst.
Vor einem viertel Jahr hätte ich tatsächlich fast aufgegeben. Kranksein ist verdammte Hühnerkacke! Aber wenn man es gerade wieder mühsam auf die Beine geschafft hat, um von Neuem eins mit dem Vorschlaghammer übergebraten zu bekommen, dann saugt das die allerletzten optimistischen Körner aus einem heraus. Es gab eine Nacht im Krankenhaus in Landau, da war ich glaube ich das erste Mal so richtig verzweifelt. Nicht zu verstehen, was da gerade mit einem passiert, keine beruhigende Worte von einem Arzt zu erhalten, dieses langsame Verwandeln zu einem Monster im Badezimmerspiegel: Alles war zutiefst beängstigend. Nicht einmal an dem Tag als es feststand, dass ich ein Rezidiv meines Morbus Hodgkin durchstehen muss, war die Hoffnung weg, da ich ja schon mal den Krebs in die Flucht geschlagen habe. Ich glaube das schlimmste aller Gefühle ist Verzweiflung. Und wenn dann jemand da ist, der fest daran glaubt, dass alles doch wieder gut wird und in den berühmten schlechten Zeiten zu dir steht, einen motiviert, weiter durch das dunkle Tal zu schreiten, dann kann man das nicht genug Wert schätzen. Meine Gefährtin ist in manchen Dingen ein Pflänzchen, aber wenn es darauf ankommt wird sie zu einer Eiche.
Aktuell geht es mir sehr gut. Ruhepuls von 62. Wer hat schon so einen guten Puls. Alle auf der Liste vor mir auf jeden Fall nicht. Der eine oder andere überlebt sicherlich nicht einmal die Kur - mit seinen Vitalwerten. Steht da tatsächlich 180/110 Blutdruck und Puls von 120? Wäre man da in der Kardiologie nicht besser aufgehoben? Da komme ich wohl noch ganz gut weg.
Ich genieße die Zeit - alleine oder mit Menschen. Alles ist spannend, selbst die Seele baumeln lassen, das Nichtstun. Eine Orange schälen z.B. mit dem Blick auf den Bodensee. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ein Abziehen der weißen Haut mit dem Taschenmesser so meditativ sein kann.
Es scheint gerade so, dass alles Tun und Sein plötzlich wieder schön ist.
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