Herrlich!

Der erste Tag am neuen Urlaubsort ist immer schon ein Statement. Man kann bereits einen guten Eindruck erlangen, wie es weiter gehen wird.  Wenn ich ein passendes Wort hierzu finden müsste, wäre es „herrlich“. Unsere erste Unterkunft kleiner Berghof bei Meran, alles passt. Tolles Zimmer, tolles Essen, sehr nette Leute, grandiose Talblicke. Ein klitze-kleiner Haken: Der Hof ist auch ein Paradies für Kinder. Wenn einen piepsige, laut-schrille, Kleinkinderstimmen stressen, könnte sich hier durchaus ein Tinitus im Gehörgang festsetzen. Gott sei Dank sind wir (fast) immun gegen Kindergeschrei. Kommt auf die Dauer und Tonlage der Sequenz an. Ab 15 Minuten wird’s kritisch. Dazu passend haben wir ein Podcast heute im Auto mit Ina Müller gehört. (Das Attribut „herrlich“ haut bei dieser Frau auch vorzüglich hin!) Ina Müller erzählte sehr anschaulich von einer Horror-Bahnfahrt, bei der ein ADHS-Kevin mit schrillem Dauer-Geplapper das ganze Abteil malträtierte. Kevins Eltern stellten leider die Erziehung komplett ein. Frau Müller fragte, wie so etwas denn möglich sei. Dass aber natürlich eine Reaktion wie, „Jetzt halt endlich die Fresse, sonst dreh ich dir den Hals um“, auch nicht so gut wäre. Herrlich! Nun fragten wir uns: Sind ADHS-Kevin und seine Eltern im Streik womöglich mit dem Zug zu uns nach Meran gefahren? Welches Mordwerkzeug wählen wir? Axt oder Schinken? 


Ein weiterer Podcast hat uns ebenfalls die Fahrt versüßt. „Alles gesagt“ von der ZEIT. Prominente werden in einer Wohnung von zwei ZEIT-Redakteuren interviewt. Es gibt keine Zeitvorgabe. Es wird ein Codewort ausgemacht. Wenn es der Gast sagt, ist das Interview schlagartig beendet. So kann es sein, dass drei sich völlig unbekannte Menschen 8 Stunden zusammenhocken und miteinander erzählen und anfangen zu kochen und zu saufen. Gröni haben wir uns angehört. 5 Stunden. Einfach MENSCH! Herrlich! 


Der erste Kennenlernspaziergang führte uns zu unserem späteren Abendbrot. Ein Paradies nicht nur für Kinder, sondern auch für Schweine, Rinder, Hühner und Hähne. Liebenswerte ungewohnte Geräusche und Bewegungen überall. Ein Huhn begleitete uns zackig watschelnd auf dem Weg durchs hohe Gras. Ein Schwein begrüßte uns freudig grunzend. Ein gefährlicher Wachhund hatte gegen die Hundeflüsterin keine Chance. Wie durch Zauberhände wurde er zum Schoßhund. Fährt man nicht wegen solchen wunderbaren Begegnungen und Erfahrungen von Zuhause fort? Herrlich! 


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