Doch doch, alles wieder schön. Ich schaff ja immer noch nix. Na zumindest nicht viel. 6 Stunden in der Woche (auf dem Papier). E-Mails checken, Nachrichten mit „Ich bin zurück“ verfassen, Gelaber hier, Gesabbel dort, Friede, Freude, Eierkuchen und jede Menge Planung. Gääähn! Aber: Irgendwie macht’s auch wieder Spaß: Das Leben eines beschäftigten Lehrers (noch ohne Teenager). Wer hätte das gedacht. Besser als Chemo und 7-Stunden-OPs allemal.
Nur: Ruckzuck ist man wieder im Strudel der Fremdbestimmung gefangen. Ruckzuck verbringt man einen ganzen Nachmittag am Rechner anstatt im Garten die Seele baumeln zu lassen oder mit den Füßen im Eimer über das Leben zu sinnieren. Oder einfach Blog zu schreiben. So eine lange Schreibpause. Das gab es die letzten 15 Monate nicht. Einen Satz, den Nicole heute auch fallen ließ. Sie: Du bist tatsächlich wieder nicht da, wenn ich von der Arbeit komme. Das gab es…(usw.). Ich: Tja…Unser Leben verläuft wohl wieder in normale Bahnen.
Will ich das? Normale Bahnen? Muss ich noch darüber nachdenken.
Unser Wochenende in Freiburg vor zwei Wochen war wunderschön. Edward-Hopper-Feeling (Siehe Eingangsbild!) Ich mag diese Hopper-Stimmung sehr. Mit Freiburg sind so viele Erinnerungen verbunden. Fast hätte ich „schöne“ davor gesetzt. Nein, nur schöne waren es nicht. Erfahrungen, die mich geprägt und die mein weiteres Leben mitbestimmt haben. Die Geburt von Anna, meiner TOCHTER, ist die schönste aller Erinnerungen. Eine aufregende und intensive Zeit. Glück pur! Meine Güte - und jetzt wird sie nächstes Jahr schon 30. Dieses Glück. Was für ein Wunder! Am liebsten hätte ich jeden Winkel der Stadt nochmals erkundet und mich einfach nur „zurück erinnert“. Aber wenn ich das getan hätte, hätte ich nicht diese kostbare Zeit mit meiner wunderbaren Frau verbringen können. Liebe Freunde inbegriffen. Auch so etwas: Ich bekomme es nicht mehr hin, Dankesmails an Freunde zu verfassen. Das ist bitter. Das muss geändert werden. Sofort. Ich bin überhaupt nicht im Stress. Habe so viel Zeit. Gefühlt bekomme ich aber nur das Wichtigste (Unwichtigste?) gebacken. Und das Wichtigste sollten doch eben Freunde und Familie sein. Immer.
Für die Schule wieder im Einsatz zu sein, ist ein gutes Gefühl. Auch wenn ich noch nicht richtig angekommen bin. Es ist, als wäre ich der Beobachter aller handelnden Personen. Ein Sicherheitsbeamter, der in der Schaltzentrale vor unzähligen Computern sitzt und alles und jeden beobachtet und beurteilt. Was ich generell ja sehr oft in der letzten Zeit getan habe, ganz besonders mich selbst. Einige Situationen sind mir vertraut, viele aber auch noch sehr fremd. Als würde ich nicht dazu gehören. Als ob man in einem völlig fremden Kulturkreis Orientierung finden muss. Ich bekomme nicht mehr diesen Draht zu den Kollegen*innen. Den ich einmal durchaus hatte, rede ich mir zumindest ein. Ich hasse oberflächliche Begegnungen. Aber sie sind Alltag. Nichts Schlimmes. Jeder muss oberflächlich sein. Alles andere wäre ja kaum zu ertragen. Dennoch gibt es immer noch Inseln zu entdecken. Ich bin Entdecker dieser Oh-plötzlich-gar-nicht-mehr-oberflächlich-Inseln. Diese so winzig kleinen paradiesischen Erdhaufen entfalten immer wieder eine zauberhafte Wirkung. Lichtblicke im trüben Ozean der Allerweltsfloskeln. Eins ist anders. Ich bin gar nicht mehr so enttäuscht. Ich habe mich mit den Floskeln und dem Schweigen abgefunden, so scheint es. Ich kann nichts ändern. Ich muss MICH ändern, um weiter zu kommen, nicht die Anderen. Jeder hat einen Grund so zu sein, wie er eben nun ist. Und dieser Grund besteht schon meist viele Jahre. Ausgerechnet ich soll daran etwas ändern können. Irrsinn. Still halten werde ich natürlich nicht. Das entspricht gar nicht meinem Naturell und meinem pädagogisch-philosophischen Geist. Aber ich werde die Beobachtungen nicht mehr zu nah an mich ran lassen. Dass sie mir womöglich weh tun. Wie ein Forensischer Psychiater, der seine Probanden höchst professionell begutachtet.
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