Nun ist er da! Mein erster Arbeitstag nach 13,5 Monaten. Es gibt schon ziemlich schräge Dinge, die ein Mensch so erleben kann. Fast 14 Monate war „school out“ angesagt. Die meiste Zeit davon habe ich eigentlich keinen Gedanken an den einst so geliebten Beruf verschwendet. Musste mich nur selten auf fremde Menschen einlassen. Entweder waren es Mitpatienten*innen oder medizinisches Personal. Nun musste ich mich in einer Runde von fremden Lehrern und SIEMENS-Mitarbeitern vorstellen. Kluge Sachen sagen, positiv darstellen. Eine Infoveranstaltung im Bereich der Berufsorientierung. 2,5 Stunden. Im Prinzip ein harmloser Einstieg für den Anfang. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass ich es noch ganz gut kann: das Verkaufen. Aber leider betrachte ich die Welt noch kritischer, als vor meiner Erkrankung. Dabei sollte ich doch jetzt gelassen sein. Aufregen bringt nichts, nur die Krebszellen zurück. Mir gehen immer noch viel zu schnell Situationen und Menschen auf den Zeiger. Ein Lehrer, der vor meinen Augen wegnickt. Ein Mitarbeiter eines Weltkonzerns, der so eine Schnute zieht, als wäre aus dem Milliarden-Deal mit den Ägyptern doch nix geworden. Aber ansonsten alles paletti, Friede, Freude, Eierkuchen. Allein über diese 2,5 Stunden könnte ich einen ganzen Monat in meinem Blog füllen. Aber leider kann ich nicht nur schreiben, muss ja noch leben. Und das sehr gut heute. Mit dem E-Roller zur Ehefrau. 1,9 Kilometer für 4,79 €. Alter Schwede! Spaß kostet. Dann doch lieber das 9-€-Ticket verballern. Das schicke neue Büro der frisch gekürten BAföG-Sachbearbeiterin bewundert, mit ihr Mittagspause in der Günther-Klotz-Anlage verbracht. Bissel Shopping, bissel Alte Bank, bissel neue coole U-Bahn bestaunt, bissel bestes Hanuta-Eis ever! Sagt ehrlich, darf man mehr von einem ersten Arbeitstag verlangen? Am Freitag werde ich dann das erste Mal in der Schule bei vollem Betrieb sein. Geplänkel. Beschnuppern. Vorplanungen. Es dauert noch ein klein wenig bis ich die ersten Kids wieder volllabern darf. Volllabern? Strickt verboten! Laut Logopädin soll ich noch die Stimme schonen und viel blubbern. Na, ob mir das gelingt?
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