Eine kurze Verjüngungskur

Mit einem Tramperrucksack auf dem Buckel, in der Bahn auf dem Boden sitzend, fühlt man sich gleich 25 Jahre jünger, auch wenn die morschen Knochen das Gegenteil zum Ausdruck bringen. Ein gutes Gefühl von Freiheit. Ungebunden sein. Wie wunderbar und aufregend wäre es, wenn das Reiseziel nicht bekannt wäre. Das Gefühl wird verstärkt, wenn man noch in einer Studenten-Wohnung nächtigt. Wirklich frei war ich aber als Student nie, zu alt, zu erfahren und schon ein Paps. 32,1 Jahre sind die Erstväter heute im Schnitt. Ich war 24. Trotzdem war es auch eine besondere Zeit für mich. Jetzt über Germanistikseminare und das Studentenleben mit der Tochter zu sprechen, ist ein wenig seltsam. Plötzlich kommt es einem so vor, als wäre das Ringen um gute Ergebnisse in Klausuren, Hausarbeiten und Referaten erst gestern gewesen. An der Bildungsbiographie von Anna und mir kann man gut ablesen, dass die Schule uns nicht auf das Leben vorbereitet hat. Dass Motivation, Willen und Beharrlichkeit die wichtigsten Voraussetzungen sind, um etwas zu schaffen.  Und das lernt man in der Schule nicht wirklich. Der Test wurde bestanden. Der verrückte Paps hat seine Sache ganz ordentlich gemacht und niemand in den Wahnsinn getrieben. Zumindest wissentlich nicht. Ich bewunderte und staunte, wie sehr man doch alles im Griff hatte. Loslassen ist zu meiner Überraschung gar nicht so schwer. Außer bei Lotta; sie hätte ich gern weiterhin ständig bei mir. Meine beste Hundefreundin. Wenn ich es recht überlege, ist sie ja sowas wie meine Enkelin. Opa Schnur. Ein schöner Gedanke. Trotz der Erkenntnis, dass ein Tramperrucksack mental verjüngt und für ein Freiheitsgefühl sorgt, liebe ich es nach Hause zurückzukehren. Das allerschönste ist es, sehnsüchtig erwartet zu werden und sich gegenseitig die vergangenen Erlebnisse und Eindrücke zu erzählen. Was ist das perfekte Leben? Wenn man die Türe hineinkommt und der Duft des Wunschgerichtes um die Nase weht, gekocht mit einem der Lieblingsweine. Wenn der Mensch, mit dem man alt werden wird, sagt, ich habe dich vermisst.