Wow! Es ist passiert. Ich war in der Schule! Pflichttermin. Gespräch. Wie geht es weiter mit mir? Großer runder Tisch beim Chef. Mit den wichtigsten Personen. Falsch! Die wichtigste Person einer Schule war nicht anwesend: der Hausmeister. Ich muss gestehen, ein wenig „uffgerecht“ war ich schon. Das Gebäude, die Menschen, die Geschichten. Bekannt und doch so neu. Die Aufregung legte sich aber schnell. Schon nach der ersten Kurve war da die herzensgute russische Reinigungskraft, die mich aus dem Fenster kommen sah, aus dem Werkraum raushumpelte und ihre Freude über mein Erscheinen sehr unbeholfen zum Ausdruck brachte. Süß! Es war wie immer: Sie war besorgt um meine Gesundheit. Ich sollte den Aufzug nehmen. In den ersten Stock! Nach der Chemo hätte ich mir das zuhause manchmal gewünscht. Aber jetzt versuche ich Aufzüge so gut wie möglich zu vermeiden.
Das Gespräch war gut. Alle sehr zuvorkommend. Nett! Überaus gewillt, mir den Start im Juni so leicht wie möglich zu machen. Alles wird getan, damit ich mich wohl fühle. Im Gespräch selbst merkte ich nur, irgendetwas war anders. Noch wusste ich es nicht, was es war. Es ist klar, die 13 Monate haben mich verändert. Die Gewissheit, wahrscheinlich für immer „unheilbar“ krank zu sein, ist eine Kerbe, die tief in die Seele eingeschlagen wurde. Die Endlichkeit, so scheint es, tritt einem somit bei jeder Gelegenheit gegen das Schienbein: Hey, ich wollte dich nur daran erinnern Herr Schnur, du hast diese Scheiße als Molekül immer noch in dir. Also halte dich nicht mit unnötigem Zeugs auf. Das hier war natürlich kein unnötiges Zeugs. Das war wichtig. Planungssicherheit ist ein Schlüsselwort in der Schule. Die Menschen, die mir da gegenüber saßen, sahen ziemlich abgekämpft aus. Ein anstrengender Arbeitstag lag ja schließlich schon hinter ihnen - und zwei noch anstrengendere Pandemie-Jahre. Ich fühlte mich rundum wohl in meiner durchlöcherten Haut. Frisch und braun gebrannt aus einem Sabbatjahr. Mit welchem Gefühl fährst du jetzt nach Hause, fragte man mich. Alles ist gut! Es war gut, das Gespräch. Auch froh, es hinter mich gebracht zu haben. Das war meine ehrliche Antwort. Dann fiel es mir plötzlich ein, so am Lenkrad meines Autos, auf dem Weg ins Beschauliche. Das Veränderte. Ich identifiziere mich nicht mehr mit der Schule und mit dem Job. Er ist nicht mehr mein Lebensinhalt. Und wird es wohl auch niemals mehr werden. So hoffe ich!
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