Ab in die Reha

Reha Teil 2 - Tag 1. Wenn ich auch die letzte Woche keine Klinik in Anspruch genommen habe und ich bis auf Atmung und Stimme nach meiner Apple Watch zu urteilen in absoluter Topform gewesen bin, so benötige ich sie seit gestern umso mehr. Hodgkin und Struma konnten mir nix anhaben, dafür haben mich ein paar Kilometer Langlauf definitiv vernichtet. Es gibt keinen Knochen, der mir nicht weh tut. Vor allem mein Tischtennisball in der Leiste ploppt wieder heftig. Blopp, blopp…blopp, blopp. Wer sagt, dass Nordic Walking was für Weicheier ist, dem haue ich sofort meine Langlauf-Ski zwischen die Hörner. Übung soll ja bekanntlich den Meister machen. Ich müsste Jahre üben, um überhaupt in die Kreisklasse des Skilanglaufs zu kommen. Wenn man aber tatsächlich das Gleichgewicht einigermaßen hält, und gefühlt wie ein Olympionike den Hügel runtersaust, macht das (kurzfristig) sehr glücklich. 3 Stürze mit genauso vielen  blauen und gelben Flecken sagen einem aber auch: Bleib demütig alter Mann! Nicole ist dagegen ein Naturtalent. In der Sturzstatistik hat sie mich noch älter aussehen lassen. Sturzergebnis: 1 zu 3! 

Humpelnd und vor Schmerzen stöhnend musste ich ein Corona-Test machen. Im Schwimmbad war die Teststation. Beim Einchecken in die Klinik verlangen sie das schöne Papier. Die Schnelltesterfahrung zeigte: Die Testerei kann total für den Arsch sein. Wenn nur in dem Spaßbad in Prien getestet werden würde, hätten wir sicherlich für immer eine Pandemie. Das Wattestäbchen-Fräulein kreiste ein paar Millimeter in meinem Nasenloch nach links und rechts. Das war’s. Man bedenke, dass mein Zinken mindestens 7 cm groß ist. Vom Volumen kaum zu sprechen. Nase putzen musste ich vorher auch nicht, wie es in Heidelberg immer Standart gewesen ist. Wir mussten draußen warten. Drinnen im Schwimmbad waren aber alle ohne Maske unterwegs. Auch dubios. Kein Sinn, kein Verstand. Ich möchte auch nicht wissen, wer da sonntags um 18.00 Uhr testet. Wahrscheinlich die Reinigungskraft der Sauna. Positiv des Ganzen, ich bin natürlich negativ. 

Als schöner Abschluss der ersten Woche unseren „ungestörten“ Reha-Urlaubs musste ein Abendessen in einem leckeren Restaurant schon sein. Es ist super, dass hier alles fußläufig zu erreichen ist. Direkt neben dem Bad wurden wir fündig. Tolles Ding! Ambiente und Essen sehr gut. Wie ließen dort nicht nur unsere ramponierten Knochen krachen. 

Ich möchte betonen: Nicole und ich sind kinderlieb. Vor allem wenn es um die innerfamiliären Zweibeiner geht. Fremdkinder? Na ja, geht so. Wenn sie chinesische Erziehungsmethoden genießen eventuell. Ein Kind im Lokal genoss leider eine Flower-Power-Pädagogik der harmlosesten Art. Auf dem Holzboden flitzte der zukünftige 100-Meter-Weltmeister hin und her, her und hin. Zum Aperitif, zur Vor- und Hauptspeise und sogar zum Affogato. Bumm, bumm, bumm, bamm, bumm, bamm…Die Eltern saßen beschwipst kichernd in einer entfernten Nische. Als der vierjährige Leichathletik-Rabauke vor seinen besoffenen Erzeuger bremste und quietschte wie ein Formel-I-Rennwagen, bekam er jedesmal nur ein „Theo geh mal schön spielen“ kicher, kicher…mit auf den Weg. Kurzfristig hatte ich Tötungsfantasien wie Putin. Aber ich bin ja Pazifist! In benutzte Hundehandtücher wickeln würde vollkommen reichen. Ich gehe ab sofort nur noch in Lokale, wo es HUNDEHANDTÜCHER gibt. 


Heute Check-In in der Klinik. Alles und alle wahnsinnig nett hier. Da Nici nicht mit rein darf, musste eben der Hausmeister Krause meinen ganzen Hausstand ins Zimmer befördern. Der Arme! Da kenn ich nichts. Muss mich schonen, bin ja schließlich in der Reha. Der Chefarzt höchstpersönlich hat mich von Kopf bis Fuß und Hoden untersucht und seitenweise Bögen ausgefüllt. Ergebnis: Physio, Wellness, Physio, Welness, Physio, Wellness. Mit viel Wasser und noch mehr Massageöl. Psychisch bin ich extrem stabil. Somit murkst immerhin kein Psychologe in meinem Hirn rum. Wenn die von Icke wüssten, sehe ich mich ruckzuck im 2. Stock wieder (psychosomatische Abteilung). Auch Seminare für Ernährung muss ich keine belegen. Gibt es was Gesünderes als Woizen und Leberkas. Chefe, der alte Ur-Bayer, lachte zustimmend. Pediküre und Maniküre sind da bei mir eher angesagt. Zur Hüfte meinte Chefe nur „Achgottogott“. Damit bezog er sich nicht auf meinen Hüftspeck. Mein linkes Bein bewegte sich kein Millimeter in die Höhe. Stellte sich einfach vollkommen tot. Walken darf ich nicht. Zu viel Erschütterung. Irgendwie glaubte er mir nicht, dass ich gestern noch freudig Langlaufen war. 

Chefe war sehr zuvorkommend. Setzte überall da einen Haken auf den Therapieplan, wo ich mehrfach wie ein debiler Wackeldackel mit FFP2-Maske nickte. Nur das Bierbrauseminar genehmigte er mir nicht. Sackradi! 

Hier gibt es sogar einen Billardtisch. Yes! Billard und ein Guinness, da kann man doch ausgezeichnet gesunden. Und das Wiener Café ist auch ganz hübsch. Ich muss mir leider noch Bargeld besorgen. Nehmen keine Karten. Hab gleich mal Torte und Cappuccino anschreiben lassen. Das fängt ja schon mal gut an. Echt nett hier! 


Nun mach ich mich zu einem Date mit meiner Frau auf. Auch mal schön: So eine zusätzliche Ferienwohnung außerhalb hat was. 


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