Geiersteine in mir

14 Tage ist die OP jetzt her. Das erste Mal für eine kleine Tour draußen gewesen, endlich: 7,5 km, 250 Höhenmeter. Mehr ist noch nicht drin, mehr traue ich mir noch nicht zu. War auch die richtige Entscheidung. Die Kondition liegt am Boden. Langsam und schnaufend wie ein alter Mann, als hätte ich die Geiersteine in der Brust, die mich nicht vom Fleck kommen lassen wollen, schlurfe ich dahin. Ohne Vorwarnung bleibt mir dann einfach mal die Luft weg. Als ob meine Lungen nicht so viel Sauerstoff verarbeiten könnten. Das Brustproblem ist sehr seltsam. Einerseits taub, wie eine Backe nach einem Zahnarztbesuch, andererseits sticht‘s wie bei einer Akupunkturbehandlung.  Kleine Blitze durchzucken meine linke Titte. Das soll echt so bleiben? Ob ich mich daran gewöhnen kann? Die kleine Tortur hat sich trotzdem gelohnt. Was für eine Aussicht! Jeder Pfälzer kennt die Luger Geiersteinetour. Die Geiersteine sind mit die schönsten Felsen im Pfälzer Wald, der Ausblick in den Wasgau heute ein Traum. Man liegt kaputt danieder, die Sonne scheint wunderbar wärmend ins Gesicht, die letzten Wochen sausen im Schnelldurchlauf durch die müde Rübe. Was für ein Auf und Ab, Ab und Auf. Erst mühsam erholt, um dann wieder völlig zerschossen zu werden. Der Körper gehört einem nicht mehr. Jeden Tag macht er andere Mucken, ist immer für eine Überraschung gut. Ein altes Haushaltsgerät, das hin und wieder funktioniert, meistens aber nicht. Man macht den Mund auf und wartet darauf, welcher Typ jetzt wieder spricht. Es ist manchmal saukomisch, aber auch beängstigend schräg. Toller Schauspieler! Meine Stimmlage ändert sich von jetzt auf nachher. Wie schon Jahre professionell trainiert. Man setzt die Flasche an, wartet wieder. Klappt’s jetzt mit dem Schlucken oder prustet man alles wieder auf den Boden? Es gibt keine Garantie mehr. Man kann sich nicht mehr auf sich verlassen. Mir geht es gut, keine Sorge, könnte alles noch schlimmer sein. Vieles ist ja trotzdem möglich, einfach nur unangenehm. Geduld ist das Zauberwort. Im Umgang mit anderen habe ich sie, im Umgang mit meinem Körper habe ich sie nicht. 

Es war ein wunderschöner intensiver Tag. Mehr will ich mir im Augenblick gar nicht wünschen. 

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