Taub gegen unverständliches Gekrächze. Und für alles ist die liebe Schilddrüse verantwortlich. Beste Kombi, wenn die Schilddrüsen-Frau taub wie eine Hülsenfrucht ist und der Schilddrüsen-Mann spricht wie ein 100-Jähriger unter einem Sauerstoffzelt. Hä? Krächz! Hä? Hä? Krächz! Krächz! Kommunikation in der Liebe wird viel zu hoch bewertet. In einem 20-minütigen Arztgespräch stellte sich nun heraus, dass wir beide das L-Thyroxin falsch einnehmen. Vor der kleinen weißen Pille trinken wir noch unseren obligatorischen Morgenkaffee. Falsch! Denn nüchtern heißt nüchtern. Aha, deshalb die Taubheit bei ihr. Bei mir? Der Hormonhaushalt muss sich erst noch einpendeln und man muss sehen, welchen Job mein übrig gebliebener rechter Lappen macht, ob ich dann evtl. vielleicht doch hormonell bedingt nackt die Frühstücksbrötchen im Dorf hole. Vielleicht wird ja dann das Pillchen am Morgen aber auch bald obsolet. Schön wäre es; ich hasse Medikamente.
Wenn man nicht selbst betroffen ist, dann sind Krankheiten schon hoch spannend. Wer denkt schon daran, dass Kreuzschmerzen oder Missmutigkeit von einer Störung der Schilddrüse herrühren. Was für ein Glückserlebnis muss es für einen Arzt sein, wenn er feststellt, dass sein Handeln zu einer Genesung des Patienten geführt hat. Die Gefahr lauert aber an jeder Ecke, dass ich den Patienten als einen defekten Gegenstand sehe, den ich nur reparieren muss und alles ist gut. Spezialisten/Ärzte müssen nicht zwingend auch gute Menschen sein. Der Oberarzt war ein unvorbereiteter Handwerker unter Zeitdruck. Man muss regelrecht nerven, um ausführliche und verständliche Antworten zu bekommen. Das fragende Gekrächze hat mich ganz schön angestrengt. Schließlich hat er sich dann doch etwas Mühe gegeben. Das mafiöse Stimmbandgewirr und das ständige Verschlucken soll jetzt die Logopädie beheben. Wer hätte das gedacht, dass ich im hohen Alter noch zum Sprachtherapeuten muss. Als Stotterer in der Grundschule hätte ich ihn gebraucht. Na, bin ich gespannt, welche Übungen ich da machen muss.
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