Barfuß tanzen

Alte Platten. Wann hat man mal Zeit, alte kaum mehr hervorkramte Platten anzuhören, alten Helden und Heldinnen zu lauschen und seinen Erinnerungen ins Gesicht zu blicken. Muse zu besitzen, ist etwas Wunderbares, und doch haben wir sie so selten. Krankheit - wenn man denn währenddessen hören kann und will - hat auch schöne Momente. Unser Leben ist zu schnell und zu voll geworden. Kein Platz mehr für die liebe Miss Muse vorhanden. Das Verschwinden in einem Song, das Auflösen in einem Text kaum mehr möglich. Anderes erscheint immer wichtiger.  Oder man muss sich geistig erholen und liebt das Nichtstun. Jetzt ruft jemand  von hinten. Du hast doch die Macht, lass sie dir nicht nehmen! Haben wir sie wirklich, diese Macht? Im Vorbeigehen, nebenher, nachrangig vielleicht. Wann hat man sich das letzte Mal eine Platte von Anfang bis Ende bewusst angehört, wann hat man sich bei fremdsprachigen Songs die Mühe gemacht, unverständliche Liedzeilen zu übersetzen oder übersetzen zu lassen? Der einzelne Song steht nun ausschließlich im Vordergrund, nicht mehr das Ganze. Klick, klick, weiter! Dabei lässt sich so viel Neues im Alten entdecken. Man ist plötzlich Professor und Student zugleich. Die Welt um einen rum löst sich in Rauch auf. Nichts ist mehr wichtig. Nur der Vers und der Rhythmus zählt.