marketday

Vor einer Woche lag ich auf der Intensivstation. So ramponiert, als hätte mich aus Hunderten von Metern ein Flugsaurier ausgespuckt, weil ich so mies schmecke. Nie hätte ich in den Stunden an unzähligen Schläuchen daran gedacht, dass ich eine Woche später auf dem Landauer Wochenmarkt rumhüpfe wie ein verspielter Welpe. Ist es ein Wunder, dass da unser Spatzenhirn nicht mehr mitkommt, bei diesen Turbulenzen, die uns das Leben so bietet. Mein ganzes Ich ist in Habachtstellung, wie ein Ranger, der in der Wildnis übernachtet. Ein Knistern oder Rascheln irgendwo, und man denkt „Oh fuck, Ranger haben auch Schiss vor wilden Tieren. Hört man genau hin oder spürt in das Dickicht des Dschungels hinein, fragt man sich, ob man sich doch alles nur eingebildet hat.  Vielleicht fühlt es sich nur schlimmer an, als es tatsächlich ist. Und das Hirn spielt verrückt. 

Egal wie zerfetzt ich bin, ich empfinde für jeden Schritt, den ich gehen darf, tiefe Dankbarkeit. Diese Hilflosigkeit auf der Intensivstation werde ich so schnell nicht vergessen. Wie ergeht es nur Patienten, die ein neues Organ bekommen haben, oder ein neues Gelenk? Die Tage oder Wochen bewegungslos im Pflegebett verharren müssen. Wenn einem ein zweites Mal das Leben geschenkt wurde. Platzen die vor Dankbarkeit? Wird es je möglich sein, einfach nur den doofen langweiligen Alltag zu leben, ohne sich große Gedanken über Tod, Liebe, Existenz und Zukunft zu machen? Ein dahin plätscherndes Leben kommt mir jetzt noch seltsamer vor, als vor der Diagnose. Am liebsten würde ich mich gleich hinsetzen und unsere Südamerika-Reise 2023 planen. Route austüfteln. 3 Länder oder vier. 4 Wochen oder 5. Ich kann es kaum erwarten. Ich möchte nicht mehr an einem Fleck sein. Das fühlt sich falsch an. Ich weiß aber auch, dass ich erst voll und ganz gesund werden muss. Wenn das überhaupt noch möglich ist.  

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