Wenn das miese Schicksal nicht noch zuschlägt, sind 3-4 Wochen Rehabilitation am Chiemsee nun fest eingeplant. Am 26.02. soll es soweit sein. Noch 23 Tage. Etwas mehr wie 3 Wochen. Wow! Die Vorfreude ist etwas gedämpft. Klingt gerade nicht so euphorisch. Das ist aber gerade mein Gefühlszustand. So kaputt, wie ich gerade bin, möchte ich ungern an diesem wunderschönen Ort sein. Vor allem begleitet mich Nicole 2 Wochen und wir wollen in der „Freizeit“ etwas zusammen unternehmen. Zwei Wochen nur in der Sonne am See im Café sitzen, ist jetzt auch nicht so prickelnd für uns. Ein paar Outdoor-Erlebnisse müssen schon sein. Es ist ja noch ausreichend Zeit, um wenigstens für ein paar Höhenmeter etwas fitter zu werden. Je länger mein Krankenstand dauert, desto ungeduldiger werde ich mit meinem Körper. Ich muss meinem Turbo-Gedanken ein Tempolimit verpassen. Am Samstagnachmittag wurde ich noch von einem Roboter zermalmt, 4 Tage später schreibe ich schon wieder zuhause diesen Blogeintrag. Kann ich da mehr erwarten? 3 Wochen können da noch etwas bewirken, so hoffe ich. Meine linke Brust fühlt sich ständig an, als würde man ganz langsam ein großes Pflaster abziehen. Schöne Dinge kann ich nicht richtig genießen. Die Schmerzmittel-Dosis erhöhen? Wenn meine Blutwerte besser wären, sicherlich. Es ist erträglich. Immer noch eine 4.
Eine überraschender Anruf aus der St.-Irmigard-Klinik erreichte mich gestern. Eine Info: Der Chefarzt ist zu Beginn meines Aufenthalts 3 Tage nicht vor Ort, die Oberärztin wird mich begutachten. Probleme gibt‘s! Mir doch egal! Aber Patienten*innen würden da evtl. rumstenkern. Ich frage mich, ist der Chefarzt per se immer besser als eine Oberärztin? Es gibt Regionen auf der Welt, da wären die Menschen dankbar darüber, wenn es überhaupt einen Arzt in ihrer Nähe für 3 Tage geben würde. Manchmal ist mir mein elitärer Status echt peinlich.
Eine Untersuchung der Feststellung der Dienstpflicht steht demnächst an. Post von der ADD während des Klinikaufenthalts trudelte ein. Fragebogen und eine Stellungnahme sind abzugeben. Hosen müssen runter gelassen werden. Aber damit kenne ich mich ja aus. Wenn es Interesse an meinem Befinden gibt, dann in nur innerhalb der versäumten Dienstpflicht und per Bürokratie. 10 Monate bin ich jetzt schon krank geschrieben. Nachfragen von Schulrat und örtlichem Personalrat? Fehlanzeige! Der Dienstherr weiß seine Schützlinge zu motivieren. Alle rufen nach für mehr Wertschätzung für die Lehrkräfte. Im Kleinen, an oberster Stelle könnte man damit mal anfangen. Und da ist nicht nur die Mehrbelastung durch die Pandemie gemeint. Das ist auch peinlich. Es spricht aber für sich, dass ich da aus der Erfahrung heraus nichts erwarte. Wir schieben immer alles aufs System; es sind aber die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Auch beim Dienstherren. (Dienstherr ist in diesen Zeiten sowieso schon ein gaaaanz böser Begriff!)
Die Menschen können das herrschende System menschlicher machen! Immer!
Ich brauche noch Zeit, aber ich werde zurückkehren. Es hat schon einmal funktioniert. Da waren es 9 Monate. Ich werde diesmal tatsächlich ein Anderer sein. Ich muss mir nichts mehr aufzwingen lassen, werde das tun, was meiner Gesundheit zuträglich ist. Mehr nein sagen als ja. Ich wäre aber auch nicht ich, hätte ich meine Leidenschaft ganz verloren.
Oh, Stichwort Leidenschaft. Der Mitwochsfilm: Die Luft, die wir atmen. Lieben und Sterben in einem Altenheim. Wieder einmal ein Film für mich. Wenn man allein ist, kann man es hemmungslos geräuschvoll laufen lassen. Nicht unten, oben! Kleine Dramen, die nach hartem Kampf doch noch eine Lösung für familiäre und persönliche Probleme finden. Warum kann das reale Leben nicht so sein? Unsere Eltern lieben und sterben - und wir schauen meist weg, oder zu spät hin. Das Versöhnen mit uns selbst und den Anderen fällt uns so unsagbar schwer. Warum bloß? Ein wärmendes Nest ist gerade am Ende des Lebens von zentraler Bedeutung. Tun wir wirklich alles dafür? Haben wir alles gesagt und gezeigt, was wir sagen und zeigen wollten? Der Soundtrack des Films war grandios. Der Film erhält von mir das Prädikat „besonders wertvoll“.
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