Mal wieder fassungslos

In einem Gebiet, in dem ich mich seit 9 Monaten regelmäßig aufgehalten habe und Zukunft auch noch aufhalten werde, ballert ein Attentäter wahllos in einen Heidelberger Hörsaal. Am Ende 3 Verletzte und zwei Tote: der Täter selbst und eine junge Studentin. Wenn man das hört, zieht sich der Magen zusammen, und nicht nur der. 18 soll der Amokschütze sein, ein Deutscher, ebenfalls ein Student.  Unweigerlich denkt man „Gott sei Dank“. Kranker Gedanke, aber in heutiger Zeit eben naheliegend. Jetzt wird wieder nach dem Motiv geforscht. Na, was wird das Motiv sein? Einfach irre! Durchgeknallt! Blemmblemm! Einer, der einen Riesen Sprung in der Schüssel hat, Waffen im Ausland bestellt und seine Gewaltfantasien auslebt. Wie müssen sich die Eltern der Opfer fühlen? Wie fühlen sich all die, die in diesem Hörsaal saßen. Wie lässt sich das Trauma bewältigen? Lässt sich diese Tat überhaupt verarbeiten? Auf einem Campus, der in der ganzen Welt für wissenschaftliche Innovation und Wissensaustausch berühmt ist. Wie soll eine Lehre ohne Offenheit funktionieren? Muss ab heute immer die Angst mit im Hörsaal sitzen? Oder legen wir so eine Tat mal wieder als singuläres Ereignis ab?  

Gut, dass übermorgen die Thoraxklinik mein Ziel ist und nicht die Med V. Der Wahnsinn! Aber ist das eine Beruhigung? Nirgends scheint man mehr sicher zu sein. Ist der eine Schrecken zu Ende und einigermaßen verarbeitet, wartet der nächste schon hinter der Eingangstüre. Motiviert, gelassen und fröhlich zu bleiben, klingt nach einer Herkulesaufgabe in diesen irren Zeiten. Sieht man sein eigenes Schicksal in diesem Kontaxt des pathologischen Weltgeschehens, mutiert man recht schnell zu einer völlig irrelevanten Amöbe. 

Ich wollte eigentlich ein familiäres Fazit verfassen. Schliesslich habe ich ja in den letzten Tagen alle Schnurs im Blog verewigt. Noch 3 Tage und ich muss wahrscheinlich eine längere Schreibpause einlegen. Die Zeit läuft mir weg. Aber heute…heute kann ich nichts Wichtiges mehr zu mir schreiben. Ich bin nicht wichtig. Heute nicht. 

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