*fingerschnipp*

7 Tage, 168 Stunden, 10080 Minuten, 604800 Sekunden. Nicht mehr viel Zeit bis zur OP, um alles Wichtige aufzuschreiben, was mir am Herzen liegt. Es gibt noch so vieles. Ein Bruder und meine Mama fehlen als Einträge. Das muss ich noch hinbekommen. Sicher gehe ich vom bestmöglichen Ausgang aus. Nur so können die Selbstheilungskräfte wirken. Aber ich bin auch nicht naiv. Vor allem nicht,  wenn man zu viele Krankenhausserien geguckt hat und man einfach weiß, was alles bei einer Thorax-OP passieren kann. Ruckzuck ist nämlich so ein Skalpell in der Brust vergessen. Oder die Schwiegermutter vom Prof. hat sich angekündigt und er kann vor lauter Angst vor der Hexe nicht mehr klar denken. Oder der Anästhesist hat ein Alkoholproblem. Oder sie machen auf und ein Alien nuschelt „Guten Tag allerseits“ - und rülpst ekelerregend! 

Wenn ich mich an den Gedanken heranwage, wäre ich so gesehen verdammt sauer, keinen guten Spätburgunder mehr genießen zu dürfen. 


Was wird sein, wenn man nicht mehr da ist? Ich liebe es ja, solche Szenarien gedanklich durchzuspielen. Wie ich es auch liebe, mir eine schöne Reise mit Nicole durch Südamerika vorzustellen.  Ach wäre das schön! Also die Reise, nicht das Nichtmehrdasein. 


Anna. Anna würde ich so unendlich vermissen. Ohne Anna? Wie soll das gehen? Aber ich könnte mich mit dem Vermissen gar nicht so lange aufhalten, weil ich zu sehr mit dem Beschützen beschäftigt wäre. Hey Mädels, ich kann euch versprechen, dass ich mich in dieser Beziehung extrem anstrengen würde. 


Mir würde ständig durch meine Seele huschen, hab‘ ich mich auch genügend bei Nicole bedankt. Für diese wunderbare Zeit. Vor 10 Jahren hätte ich niemals mehr zu träumen gewagt, nochmal so glücklich sein zu können. Es gibt zahlreiche Menschen, die haben solche 10 Jahre nicht und werden sie auch nie haben. 


Ich werde nicht mehr alle sprechen können, die mir wichtig sind. Das macht ein wenig traurig. Ich würde mich auch gerne bei ein paar wenigen Freunden und meiner kleinen überschaubaren „Familie“ persönlich bedanken, die mich gerne ausgehalten haben.  


Nein, jetzt wäre doof! Ruhig Blut! Alles wird gut gehen. Nur mein IS-Gelenk wird mich wohl weiterhin quälen. Man kann leider nicht alles haben. 


Die Zeit vergeht so schnell, auch als Langzeitkranker. Ich würde furchtbar gern die Uhr anhalten, mein Zeug machen und wenn ich es für erforderlich halte, kann’s dann endlich losgehen mit dem Geschnippel. Das wäre doch cool, wenn man das in jeder Situation so machen könnte: Besuch kündigt sich an, Fingerschnipp, die Zeit steht still, und man kann in aller Ruhe die Bude aufräumen. 

Alles wird schon gut gehen! *Fingerschnipp*

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