Heute haben wir gemerkt, dass der Infekt seine Spuren hinterlassen hat. Mehr als 2 Wochen haben wir jetzt mit der Erkältung zu tun. Haushaltskilometer reichen dann doch nicht aus, um wieder gänzlich fit zu werden. 300 Höhenmeter auf 2 Kilometer ist in normalen Fitnesszeiten eigentlich ein Klacks für uns. Als wir endlich am Aussichtspunkt ankamen, fühlten wir uns wie covid-Patienten kurz vor der ECMO. Gott sei Dank sind wir bei den 50 Prozent, die überlebt haben. Wissen ist Macht. Aber manchmal ist Nichtwissen doch vielleicht besser. Wie schrecklich muss es sein, bei vollem Bewusstsein im Kopf zu haben, dass nur die Hälfte der Menschen auf den Intensivstationen die ECMO überleben, um dann selbst an die künstliche Lunge angeschlossen zu werden. Was sagt man da seinen Angehörigen beim Abschied? In der Regel nur per Telefon. Tschüss Schatz, drück mir die Daumen!
Wir waren fix und alle. Die körperliche Leistungsfähigkeit am Limit. Aber dann doch dankbar für die Masse an Sauerstoff, die wir erhielten. Die ausgeschütteten Endorphine sind auch nicht zu verachten. Die Lungen brannten, Peter Schilddrüse schlug Kapriolen und das IS-Gelenk schoss Torpedos ab, dennoch fühlte ich mich wohl. Ganz da! Verrückt! Wenn man dann zuhause ankommt und bei einem Cappuccino in den wärmenden Holzofen glotzen kann, ist die Welt mehr als in Ordnung. Keine Pandemie, keine bevorstehende Operation, keine miesen Weltnachrichten. Die Kaputtheit weicht unverzüglich einer wohligen Wärme. Wie wenn die Mama früher den kleinen Schnuri an ihren großen Busen gedrückt hat. In solchen Momenten dachte ich damals immer: Mist, bald muss ich wieder von diesen schönen wärmenden Hügeln weg. Heute ist das nicht anders. Manche Dinge scheinen sich niemals zu ändern.
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