Im Prinzip feiern wir heute die Familie, die Liebe - und ein paar von uns eben auch Jesus. Ein großer Tag, an dem an das Gute erinnert werden soll.
Ein türkischer Schüler fragte mich einmal im Ethikunterricht: An was glauben Sie eigentlich, Herr Schnur?
Es wäre schön, wenn ich glauben könnte; ich bin da etwas unsicher muss ich gestehen. (Lehrer müssen manchmal wie Politiker*innen antworten, ohne ein Ja oder ein Nein!) Aber Jesus finde ich cool! Wäre gern ein wenig so wie er. Leider fehlen mir definitiv eine Menge Haare dazu. Sandalen ziehe ich auch nicht so gern an. (Gelächter!) Chantal (Name geändert) meinte im Ernst zu mir: Nicht schlimm, Herr Schnur! Ich führte etwas irritiert weiter aus: Jesus ist wie ein großer Bruder, der ein Vorbild für mich ist. Mohammed (Name ebenso geändert) erwiderte: Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich glaube oder nicht glaube. Das ist einfach so. Alle aus meiner Familie glauben. Ein paar Kumpels von Mohammed nickten eifrig. Andere Mitschüler*innen lauschten interessiert oder schauten apathisch aus dem Fenster. Darf ich noch etwas fragen, Herr Schnur? Mohammed bekam nie wirklich etwas aufs Papier, aber Fragen konnte er stellen, wie kein Zweiter. Nur zu mein Lieber! Warum ist Jesus ein Vorbild für sie? Ich antwortete: Jesus konnte nachsichtig mit Menschen sein, zeigte Verständnis, hatte für jedes Problem eine schlaue Lösung parat. Er war mutig und kniff nie. Und Alter, er konnte übers Wasser laufen und daraus Wein machen. Die apathischen Schüler horchten plötzlich auf! Wenn das mal nicht cool ist. (Gelächter!)
Also mein großer Bruder ist kein Vorbild für mich, meinte Mohammed. Der ist ein kompletter Idiot! Übers Wasser laufen kann der auch nicht. (Gelächter!). Ich ergänzte: Ich würde gern nachsichtig sein und Verständnis zeigen wie Jesus, wenn Schüler morgens zum Beispiel immer 10 Minuten zu spät in den Unterricht kommen. (Gelächter!) Mohammed kam nämlich regelmäßig zu spät. Er verdrehte ertappt die Augen und gab nicht auf. Herr Schnur, dann glauben sie doch. Sie glauben, dass Jesus gut war und wollen selbst gut sein, so wie er. Mohammed grinste breit. Er grinste wie jemand, der es genoss, seinen Gesprächspartner ziemlich alt aussehen zu lassen. Die Kumpels nickten wieder eifrig und staunten, die anderen lauschen oder waren apathisch. Mohammed, willst du nicht auch ein guter Moslem sein, so wie Mohammed der Prophet es war? (Yeah, jetzt war ich der Frager!) Zum Beispiel immer die Wahrheit sagen. Doch doch doch, Herr Schnur! Mo, wie ihn seine Kumpels nannten, begann sichtbar zu schwitzen, denn er flunkerte gern. Na siehst du! Nächste Stunde beschäftigen wir uns übrigens mit dem Thema Lügen! Mohammed schwitzte noch mehr.
Nach der Stunde kam Mohammed zu mir nach vorne. Er wartete bis alle Mitschüler*innen aus dem Zimmer waren. Herr Schnur, ich möchte mich bei ihnen entschuldigen. Oh! Ja Mo? Warum denn? Ich komme immer zu spät und denke mir dann Ausreden aus. Das ist kein gutes Verhalten. Ich werde mich bessern. Versprochen! Siehst du Mo, deswegen finde ich Jesus und Mohammed, den Propheten, ziemlich cool! Und grinste!
Nicole und ich wünschen allen Blogmitverfolger*innen besinnliche Festtage. Es fühlt sich gut an, nicht alleine zu sein und hat uns geholfen die letzten Monate gut zu überstehen. Wir werden all unseren Mut und unsere Kraft aufbringen, auch die Hürden im nächsten Jahr zu meistern, egal wie hoch sie sein werden. Das gemeinsame Ziel: eine Freedom-Day-Feier mit Saus und Braus im Hause Schnur zu meinem Geburtstag.
Versuchen wir alle in der Zwischenzeit, zuversichtlich zu bleiben und für andere wenn nötig mehr Verständnis aufzubringen.
Frohe Weihnachten!
Türchen Nummer 24
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