Wir haben es gewagt. Sind gestern ins Städtchen zum Bummeln. An einem Samstag. Bescheuert! Kennt ihr das: Man packt sich mit allerhand Zeug voll, weiß schon im Vorfeld, das kann nicht gut gehen und - zack - fällt alles in hohem Bogen auf den Boden. So ist es ungefähr mit Samstagsshopping in der Weihnachtszeit: Man macht es immer wieder. Aber es war irgendwie anders. Man brauchte teilweise viel Geduld. Musste überall in Schlangen anstehen. Die meisten Leute wirkten sehr gelassen und ruhig. Hielten sich an alle Maßnahmen. Wir hatten immer Glück, mussten nur selten wirklich lange warten. Manche Einzelhändler kontrollieren akribisch, bei manchen reicht der Korb als Einlasskriterium. Das soll einer verstehen. Ein wenig Weihnachtsstimmung kam sogar auf: Ein Straßenkünstler mit einer wundervoll eindringlichen Stimme trällerte Leonard Cohens Halleluja. Viele Passanten blieben stehen und lauschten andächtig. Wir auch! Auf dem Wochenmarkt war es ziemlich leer, lag aber wohl auch daran, dass die Stände mit großem Abstand voneinander positioniert wurden. Könnte ruhig für immer so bleiben. Rücken die Leute einem schon nicht so auf die Pelle. An einem Floristikstand machten wir kurz halt. Man darf ja an keinem herunter baumelnden Mistelzweig einfach so vorbei gehen, nicht wahr. Herumstehende Kunden und Verkäufer lächelten. Eigentlich braucht es nicht viel, um Menschen zum Lächeln zu bringen. Eine Verkäuferin rief uns noch hinter her: Nicht nur küssen, sondern auch kaufen. Tja, wir haben jetzt Glück und sie Pech! Sie wird’s überleben.
Türchen Nummer 19
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