Hardcore

Und doch gibt es einige Hardcore-Christen im meiner Nähe. Muss ich ignoriert haben. Meine 86-jährige Halbschwester aus Mecklenburg-Vorpommern, die bei den Zeugen Jehovas ist, hat sich gestern per Brief gemeldet. Sie schrieb für mich überraschend, dass in der ehemaligen DDR immer alle gegen alles geimpft wurden. Und sie verstehe es nicht, dass es gerade in den Ost-Regionen Deutschlands so viele Impfunwillige gibt.  Huuuh...da hätte ich ihr fast ungerecht getan. Ein bisschen Gott musste im Brief auch noch verortet werden. Daran kommt man nicht vorbei. Hardcore eben! Das Göttliche war aber diesmal ganz erträglich, bedrängte mich nicht. 

 

Eine Karte einer weiteren Hardcore-Christin hat mich ebenso erreicht. Eine Kollegin hat mir ein paar nette Zeilen geschrieben und einen gebastelten Stern mitgeschickt. Sterne kann man immer gebrauchen, ob gesund oder krank, habe ich ihr bereits geantwortet. Auch hier wieder überraschende Infos: In der Schule läuft alles prima. Die Schüler*innen seien sehr froh und dankbar, in die Schule gehen zu können, egal unter welchen Bedingungen. Bloß kein Lockdown mehr! In den Medien liest und hört man etwas anderes. Sehr gefreut haben mich die vielen Fragen zu meiner Person. Das klang alles nach ehrlichem Interesse. 

 

Hardcore-Christen sind nicht immer gute Menschen, vor allem nicht die besseren. Aber die Chancen hierfür sind absolut gegeben. 

 

 

Harter Kern. Klingt irgendwie negativ. Ist es vielleicht auch. Seinen Überzeugungen treu zu bleiben, hat einen gewissen Charme. Die damit verbundene mögliche Gefahr, engstirnig zu werden, kann man hier trotzdem nicht von der Hand weisen. Der Geist muss flexibel bleiben. Sich seiner Weite bewusst sein. Er sollte ständig überprüfen, ob der eingeschlagene Weg seines Besitzers/seiner Besitzerin der richtige ist. Evtl. muss er resolut korrigieren - wie beim Wandern. Sonst läuft man kilometerweit ins Ungewisse, ohne am eigentlichen Ziel anzukommen. Joshua Kimmich wäre das um ein Haar passiert. Mein Kern soll wandelbar, nicht hart sein. Ich möchte jede Situation, jedes Agieren, sei es mein eigenes oder auch der anderen immer neu bewerten können. Ich möchte verzeihen können und ich will, dass man mir auch meine Fehler verzeiht. Vielleicht sind ja da die Hardcore-Christen tatsächlich die richtigen dafür. Ist Verzeihen zu können nicht ein Kriterium für die Aufnahme in diesem Club. Wie kontrolliert man diese Anforderung? Ich denke über die Sprache! Die Sprache verrät alles, das wusste schon Platon. 

 

 

Türchen Nummer 15

 

 

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