Ich mag Lyrik. Schon immer. In der Schule musste ich Lyrik natürlich hassen, weil alle Gedichte hassten. Wehe man sagte: Bow, das Gedicht von Goethe find ich mega cool! Dann landete man unverzüglich eingequetscht in der Mülltonne, so schnell konnte man gar nicht Hexameter und Daktylen buchstabieren. Vor allem ihre langatmigen Interpretationen wurden verflucht. Ich verstand diese Aversion nie. Was mir immer besonders gefällt, wenn es Zeit für die Entschlüsselung braucht, wenn die Bedeutung nicht gleich klar ist. Wenn Phantasie auf Realität trifft. Dann kann man sich in jedem einzelnen Wort verlieren, Sherlock Holmes spielen. Welches Wort ist der Täter, welches das Opfer? Was war das Motiv? Wunderbar! Im Abitur war Hilde Domin unter anderem Thema. In dieser Lernphase begegnete ich dieser großen Lyrikerin zum ersten Mal. Es war literarische Liebe auf den ersten Vers sozusagen. Unsere Lehrerin damals schaffte es, die Begeisterung bei mir mehr als zu entfachen. Gestern kam ein Dankesbrief vom Vorsitzenden des Hospizvereins, gerichtet an alle Mitarbeiter*innen. Und was lese ich da als Einleitung:
Die darauffolgenden Zeilen vom Pfarrer i. R. waren genauso nett. Das Gedicht, das mir schon damals in der Schulzeit sehr gefallen hat, berührte mich 25 Jahre später noch einmal sehr. Es passt zu vielen (meiner) Lebenssituationen, nicht nur zur Hospizarbeit. Wenn sich jeder ein wenig mehr darin versuchen würde, Laternen in den Herzen am Wegesrand (und keine Fackeln vor Politikerhäusern wie bei der SA!) anzuzünden, dann hätten wir als Gesellschaft schon viel gewonnen.
Aber niemand kann sich den ganzen Tag mit schweren und tiefgreifenden Themen auseinander setzen, deswegen braucht’s hin und wieder auch einfach mal Joe. Joe, eigentlich J.O.E. genannt (Jura Operating Expetience) ist bei uns eingezogen. Wenn man nicht mehr so spontan und ungezwungen in ein Café gehen kann, dann muss man eben das Café nach Hause holen. Da wir jede Zubereitungsart unmittelbar noch vor dem Schlafengehen ausprobieren mussten, brodelte die Nacht über das Koffein von schätzungsweise 12 Kaffees in unserem Körper. Der Clou: Wir können jetzt eine Kaffee-Bestellung bei Joe über eine App auf unserem Handy aufgeben. Mahlgrad und Wassermenge inclusive. Stellt euch mal vor, ich wäre von der Bühne abgetreten, bevor ich diese zukunftsträchtige Technik hautnah hätte erleben können. Nicht auszudenken. Der Kaffee unseres alten Vollautomaten wurde im Laufe der Zeit zur lauwarmen Brühe. Bei unserem ersten Genuss von Joes Espresso Lungo, schmolz unsere Zunge fast vollständig weg. Guter Kaffee ist immer heiß, aber man spürt halt nix mehr danach - wenn man nicht aufpasst.
Nicht nur Joe sorgte für eine ausgelassene Stimmung im Hause Schnur, sondern auch Olaf. Habe alles live bei Phoenix verfolgt. Jede Freude, jede Unbholfenheit, jede Respektlosigkeit (AfD mal wieder!). Steinmeiers tolle Rede! So intensiv habe ich die Kanzlerwahl noch nie begleitet. Der Krankenstand macht’s möglich! Olaf und Kalle werden’s richten, davon bin ich fest überzeugt. Wissen ist schließlich Macht! Und wenn er keinen Scheiß baut, der Olaf, wird er bei den Schnurs als Belohnung noch einer Lampe zugeordnet werden.
Türchen Nummer 9
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