Heute tue ich mich überraschend schwer, einen Eintrag zu verfassen. Totensonntag. Sollte man da nicht eher sich an die Toten erinnern und Anderes beiseite legen. Der Tod wird noch einige Einträge hier nach sich ziehen. Der Tod braucht Zeit. Heute will ich mich nicht besonders mit dem Tod auseinandersetzen. Das sage ich, der eigentlich immer ein offenes Ohr für ihn hat.
Der Jahrestag von Timos Tod ist in ein paar Wochen. Wenn meine Werte wieder gut sind und ich tatsächlich morgen meine "Auffrischung" erhalte, steht eigentlich einer erneuten Nikolausaktion nichts mehr im Wege. Diese Anfrage hat mich sehr gefreut.
Das Grab meiner Eltern existiert nicht mehr. Eingestampft. Früher hätte mich das kalt gelassen, heute wäre es schön, eine Anlaufstelle zu haben, wenn man das Bedürfnis hätte. Aber wichtig ist es am Ende dann doch nicht. Sie leben in den Erinnerungen weiter. Zumindest meine Mama.
Die Reste meines Bruders schwimmen in einer Klinik in Valencia in Reagenzgläsern. Auch eine Variante. Erschreckend und imponierend zugleich. Möchte ich das für mich? Nein! Ich möchte es nicht für mich, weil ich es meine Angehörigen nicht zumuten will. Ich glaube, sie könnten mit so einer Ausnahme nicht gut umgehen.
Die letzen Lieder. Das wäre auch ein besonderer Eintrag wert. Kurz habe ich daran gedacht. Benötigt aber auch viel Zeit. Ich habe so viele letzte Lieder. Wird ein richtiges Konzert. Die Auswahl wird mich überfordern. Ich gehe mal von maximal 3 aus. Deutschlandfunk hat heute eine Umfrage gestartet. Wer denkt schon an sein "letztes Lied", wer befasst sich schon mit dem eigenen Tod? Zu einem späteren Zeitpunkt mehr darüber.
Dann habe ich kurz überlegt, eine "bekloppte" Fortsetzung zu verfassen. Material wird einem dafür ja täglich geliefert. Irgendwelche absurden Anti-Impf-Posts von ehemaligen Bekannten. Ein Kubicki, der den Präsident des Weltärzteverbundes als Sadam Hussein bezeichnet. Entschuldige ich mich halt mal kurz für diesen Fehltritt, hab mich ja nur auf seinen Schnurbart bezogen. Wäre eine gute Nummer für einen Eintrag gestern gewesen. Kubicki ist nämlich total blemmblemm.
Oder der Teenager Kyle Rittenhouse, der in Portland freigesprochen wurde, obwohl er zwei Menschen am Rande einer Black-Lives-Matter-Kundgebung mit einem halbautomatischen Gewehr niedergemäht hat. Zum Thema "bekloppt" bekämen die Amis ein ganzes Kapitel bei mir, befürchte ich.
Und so geht es gerade weiter. Gott sei dank ist das HIrn relativ stabil, sonst würde es beim ständigen Kopfschütteln gewaltig gegen die Ohren donnern. Wäre äußerst unangenehm, denke ich.
Wir haben alle Widrigkeiten zum Trotz heute wieder unser Ding durchgezogen. Raus! Ab in den Wald, oder wenigstens in Teilen davon. Zuerst wollten wir ein Sportevent daraus machen: Nordic-Walking bis zur St. Anna, merkten dann aber, dass die Steilheit des Geländes doch etwas unsere Bewegungsgeschwindigkeit einschränkte. Von walken war keine Rede mehr. Trotdem vesuchten wir flottt unterwegs zu sein. Verdammt rutschig war's. Krebs überlebt, aber vom nassen Laub (fast) gekillt. Sehr unnötig!
Decken, Weißherbschtschorle und Lebkuchen am Ziel ausgepackt und den Blick in die Weite genossen. Erstaunlich nebelfreier Blick. Nachbarkinder nervten und animierten uns zu dem Gedanken, anstatt einen autofreien Sonntag einen kinderfreien Sonntag auszurufen. Da dies aber wohl auf erheblichen Widerstand in der Gesellschaft und vor allem innerfamiliär nicht so gut ankommen würde, haben wir diesen Gedanken schnell verworfen. Wir lieben unsere kleine Neffen und Nichten!
Die Tour war eigentlich gar nicht so wild, aber trotzdem war es uns, als hätten wir ohne eine Infektion Long-Covid. Mit einem Hörbuch im Ohr fiel ich ins Koma. Dass man trotz Gebrabbel im Ohr wie ein Toter schlafen kann, ist mir ein Rätsel. Irgendwo zwischeb Kapitel 1 und 12 bin ich dann aufgewacht.
Nach einem opulenten Sonntagsmahl freuen wir uns nun auf den Tatort. Soll ja auch ziemlich bekloppt werden.
Und er war bekloppt. Aber auch interessant. Das Genie Lars kann man nur einfach bewundern. Den Beklopptesten aller Bekloppten. Leider mausetot am Ende.
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