Nur Mut

Icke auf dem AB und Touran vor der Türe 

Aber der Reihe nach. Da unser Telefon den Geist aufgegeben hat, musste das neue besprochen werden. Das gab Streit im Hause Schnur. Wer quatscht den Anrufbeantworter voll? Nicole mit ihrer sexy verruchten Stimme? Dann klingeln evtl. willige Freier, die für viel Geld ausgepeitscht werden wollen und Mami Mami rufen. Das können wir uns im konservativen Böchingen nicht leisten. Alex, der alte stotternde Brummbär?  Der sich unter Stress keine zwei Sätze merken kann und sich ständig verhaspelt. Oder Icke, der Unberechenbare? Der Touret simulierend Oberwachtmeister Hirnlos als **** beschimpft. Eine Auslosung verhinderte ein mögliche Familientragödie. Ene, mene, miste, Icke spricht in die Kiste. Unter einer Bedingung: keine Morddrohungen, keine Verherrlichung von Drogen, keine Waffengeschäfte, keine Hasstiraden und Beschimpfungen. Icke guckte uns zwar an als wären wir die Irren, stimmte aber schließlich zu. Ich würde sagen, hat er ganz ordentlich gemacht. Eine strafrechtliche Verfolgung wird uns zumindest erspart bleiben. 


Unser Mr. Mokkel hat nun Gesellschaft bekommen. Nicht weil er so einsam war, sondern weil der Hausherr sich auf dem E-Bike sein Skrotum nicht wegfrieren soll. Sonst müsste man ihm zukünftig die doppelte Dosis Nebido verabreichen und das wäre für die Gattin nicht lustig. Den Polo können wir ja schlecht von Anna zurückfordern. Geschenkt ist geschenkt. Nun muss der pfälzer Opel mit einem  Touran aus Ettlingen neben sich klarkommen. Kann gehen, sage ich aus 9-jähriger Erfahrung da nur. Ist ja auch nur übergangsweise. Mr. Mokkel wird’s überleben. Der ist hart im Nehmen. 


Mut braucht’s nicht nur im Leben - eines Autos, sondern auch am Herd. Ein Teil von einem sizilianischen Gericht mit einem asiatischen Gericht kombiniert. Siehe da: italia loves asia. Kabeljau mit Pistazienkruste und ein Pak Choi-Karottengemüse dazu. Nici kümmerte sich um den Fisch, Icke und ich um das Gemüse. Internationale Zusammenführung auf dem Teller. Meravigliosia! 奇妙 


Mut ist manchmal auch nach der Lektüre einer Tatort-Kritik erforderlich. Kritikerspruch war ein Volltreffer. „Machen sie während diesem Berliner Tatort die Heizung an.“ So viel Kälte in 90 Minuten wurde sonntags selten präsentiert. Höchstes wenn Alice W. bei Anne W. auftaucht. Das Schlimme ist, dass es die überzeichneten abstoßenden Charakteren im Tatort im wahren Leben tatsächlich gibt und am Ende noch viel irrer sind - und nicht im Knast landen. An manchen Stellen bereitete mir das Hingucken solche Schmerzen, dass ich dachte, ich hab mir eine weitere abstruse Krankheit eingefangen. Da zweifelt der Vater des toten Opfers den DNA-Test an und vergleicht ihn mit einem Corona-Test. Irre! Verrückt! Blemmblemm! Aber so ein Gedanke wird bestimmt irgendwo gedacht. In Rumänien und in den Schweizer Alpen glauben sie schließlich auch noch an den Satan. 


Jetzt brauche ICH Mut für mein erstes Faszientraining. Schon der Anblick der Rolle lösen bei mir alle möglichen verklebte Bänder, völlig von alleine. Das soll helfen? Gut tun? Nicht euer Ernst. Dieses harte noppige schwarze Ding soll ich mir unters Kreuz legen und hin und her rollern?  Das ist doch eine Foltermethode aus dem Frühen Mittelalter. Danach wurden die Gliedmaßen des Delinquenten einzeln ausgerupft. Nur Mut…


Obama der tierische Serienkiller traut sich nicht mehr in unsere Hütte. Da stellt sich doch die Frage, haben Katzen ein schlechtes Gewissen? Hape Kerkeling der große Katzenversteher könnte das bestimmt beantworten. Einerseits vermissen wir Mr. President nicht die Bohne. Vor allem nicht das Böse in ihm. Andererseits trägt er ja auch eine sehr schutzbedürftige Seite in sich. Das ist sie wieder, die Ambivalenz in der menschlichen Psyche. Das Grauen, das gleichermaßen abschreckt und fasziniert. Ein Katzen-Tatort wäre doch mal was. Eine aussortierte alte Oma richtet ihre Miezmiez so ab, dass sie alle Nachbarn mit Tetanus infiziert. Der perfekte Mord. Die Katze, die Aufragskillerin. Bestimmt ein Quotenhit! 


Benötigt man Mut für ein Telefonat? Eigentlich ist das mein Metier. Manche Telefonate gehen mir nicht so von der Hand, obwohl ich doch auf mein Improvisationstalent vertrauen könnte. Mir fällt immer etwas ein, was ich quatschen kann. Aber meine 87-jährige Halbschwester einfach mal anzurufen, ist kein Routinevorgang. Scheine da regelrecht gehemmt zu sein. Auch hier heißt es: Nur Mut…


Ich habe ganz überraschend noch alle Gliedmaßen. Aber ich will nicht wissen, wie mein Rücken ausseht. Gibt es wirklich Menschen , die sich mit dieser Faszienrolle selbst foltert. Mehr wie 30 Minuten habe ich nicht geschafft. Die Schmerzgrenze war erreicht. 






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