Da haben wir doch noch kurzfristig einen Termin bekommen. Nächsten Dienstag „boostern“ wir. Biontech, die 3. Grippe folgt dann im Anschluss eine Woche später. Man tut was man kann. Tut Joshua K. das auch? Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass er schneller reagiert. Ihm flog ja seine Begründung sowas von um die Ohren. Auf was wartet er eigentlich noch, der Bub. Mehr wohlwollende „Beratung“ geht ja nicht. Wenn er sich immer noch nicht impfen lässt, war das Argument der fehlenden Langzeitstudien dann doch nur vorgeschoben. Hat er panische Angst vor einer Spritze, ist das natürlich etwas Anderes. Das ist legitim. Schiss darf man da gerne haben. Spritzenangst ist gleichzusetzen mit Homosexualität, damit darf man sich als Fußballer leider nicht outen. Immer noch nicht.
Schade, dass die Zahlen wieder so hoch gehen. Wollte eigentlich hier und da ein bisschen feiern. Das Risiko ist nicht kalkulierbar. Ansteckung ist immer noch gefährlich, egal ob geimpft oder ungeimpft, gerade für mich. Wird das Feiern eben nachgeholt oder in kleine Feierdosen eingenommen. Ach Gott, Leute, macht es Spaß, die in Frage kommenden Rehakliniken zu sichten und anzuschreiben. Ostsee, Nordsee, Allgäu, Chiemsee. Leider ist die Klinik, in der ich vor 10 Jahren war, insolvent. Insel Föhr war wunderbar. Diesmal wird’s hoffentlich Ostsee. Aber erst im Februar, März, wenn ich Peter Schilddrüse los bin und ich die OP gut überstanden habe. Ich werde häufig gefragt, was ich so den ganzen Tag denn mache. Meine To-Do-Liste auf dem Handy ist stets am Anschlag. Als Krebspatient, der auf dem nächst höheren Ast wieder herum klettern darf, gibt es immer viel zu tun. Der Unterschied, man verfällt nicht in Hektik wie jemand, der im Berufsalltag feststeckt. Man macht alles behutsam, überlegt, gewissenhaft. So stelle ich mir das Arbeiten in einem DDR-Kombinat vor. Warum das Arbeiten bei uns immer so stressig sein muss, so dass man kaum mehr zu etwas Anderem kommt. Dass ich mich mit Reha und Genesung auseinander setzen kann, ist ein schönes Gefühl. Timo hatte diese Chance nicht mehr. Er kam aus dieser Kranksein-Schleife nicht mehr heraus. Es ging nur noch um das nackte Überleben. Das Ziel wurde leider am Ende gnadenlos verfehlt. Es ist ein extrem seltsamer Umstand, wenn von Tag zu Tag die Kraft zurückkehrt. Man ist total überrascht, wenn man plötzlich 3 Etagen hoch sprinten kann, ohne ein Sauerstoffzelt zu brauchen. Der ganze Tag eine Art Test-Labor für den eigenen Gesundheitsstatus. Ich sitze am Schreibtisch, führe freundlich und resolut Telefonate, wie ich es in der Schule gemacht habe. Als wäre ich ein ganz gewöhnlicher Arbeitnehmer. Nicole spielt die Kollegin, die mich bei meiner Produktivität stört. Nein, Nicole stört mich natürlich nie!
Auch wenn ich jetzt in Rente ginge, Arbeit würde mir nie ausgehen. Die Tage vergehen trotz allem wie im Flug. Krebs, den man überlebt, kann ich nur empfehlen.
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