Keine Zeit zu sterben

…und dann ist er doch tot. Der arme Kerl. Die Welt wieder mal gerettet. Nicht nur die, Frau und Kind gleich mit. Ein wunderschönes Kind. Ganz der schöne Papa. Was für Augen! Ach wäre man selbst auch nur einen Hauch so cool wie James! Ich habe den Streifen nullkommanull verstanden, egal, ER war cool, cool, cool! Fasching gehe ich als Bond: schwarze Fliege, Smoking, Sonnenbrille und Knarre in der Hand. Mehr braucht’s nicht! Nicole, mein kickboxendes Bondgirl: tief ausgeschnittenes rotes Kleid, richtig tief und High Heels, very high. Sie wird mich verfluchen. 

Ich hab diese Serie schon immer geliebt. Wahre Männer MÜSSEN Bond lieben. Ich möchte mich auch nicht an der Diskussion beteiligen, wer der bessere Bond ist, jetzt war. Jeder war passend für seine Zeit. Das Emotionale, Zerrüttete, Reflektierte an Daniel mag ich sehr. Oh Wunder! Ein Bond, der fast flennt, wie geil ist das denn, Männer! Am liebsten würde ich mir jeden Tag so viel Wodka-Martini hinter die Binde kippen, wenn meine Leber denn etwas beständiger wäre. Rein aus Solidaritätsgründen. Ob dann geschüttelt oder gerührt, völlig Wurscht. 

Dass ich mit Nicole zusammen bin, ist nicht selbstverständlich. Eingeschlafen is se an meiner Schulter bei Skyfall, die Gute. Vielleicht war es aber auch gerade das. Kein Mann kann es nämlich ertragen, wenn seine Begleiterin den Protagonisten auf der Leinwand sabbernd anschmachtet oder Szenen mit haarsträubender Unkenntnis kommentiert. Man will lieber hören: Nur du ganz allein bist mein James. Also doch alles richtig gemacht. 

Mein Kinopartner war auch schwer begeistert. Geteilte Begeisterung ist was Tolles. Nur wundere ich mich, da ich annahm, dass Franzosen Engländer hassen. Kino führt zu mehr Toleranz, anscheinend.  

Ein Kinobesuch in heutiger 

Zeit ist etwas gruselig. Man schaut sich nervös um, wer alles in der Nähe sitzt. Ist froh, wenn es da eine Menge Platz zwischen einem gibt. Bei Husten und Niesen der Anderen wird einem ganz flau im Magen. Bei zu spät kommenden Kinobesuchern denkt man gleich: Oh nein, bloß jetzt auf keinen Fall  neben mich. Ein rappelvolles Kino. War noch nie prickelnd, aber nun eine Horrorvorstellung. 

Wenn mich so ein Kinobesuch jetzt im Nachgang umbringen würde, wäre das mal so richtig doof. Dann lieber von einer abgefeuerten Cruise Missile zwischen die Hörner getroffen werden. 

 

Eine Frau, ein Homosexueller, ein Chinese als Bond? Nur über meine Leiche! Hier hört die Toleranz im Kino dann doch auf. Ich will einen weißen schönen Mann, der säuft schießt und beischläft wie ein Berserker. Für was hat man das Kino denn. Gleichberechtigung ist was Sinnvolles, ich gebe es ja zu. Aber doch nicht bei 007. Hallo! Das Beste am Bond ist aber nicht Bond, sondern Billie. Welch ein Song! Welch eine Stimme! Ein Genuss, den so laut und in Dolby Surround zu hören. 

 

Ich habe geträumt. Ich rette die Welt mit einen Wodka-Martini in der Hand vor Trump, Höcke, Hildmann. Allesamt habe ich sie in ein unterirdisches Silo gesperrt. Dort wurden sie von morgens bis abends mit Lauterbachs Corona-Prognosen gequält und mussten die ganze Zeit FFP2-Masken tragen. Ich sah mir das Ganze über Riesenbildschirme am Cocktail nippend an und ließ mir von zwei Bondgirls meine geschundenen übergroßen Bizeps mit reichlich Olivenöl massieren. Allein für diesen Traum haben sich die die 2 Stunden und 43 Minuten schon gelohnt. 

 

 

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