Der nette Graf Zahl

Der Steuerberatertermin gestern Abend war erfolgreich und fast unspektakulär. Ein Jüngling empfing uns in seiner Privatwohnung mit zwei schwarzweiß gefleckten Katzen im Schlepptau. Im ersten Moment dachten wir, wir sind einem Psychopathen aufgesessen und das war’s jetzt. Da strampelt man sich 52 Jahre, der eine, und 48 Jahre, die andere, ab, um dann in einem lichtlosen Wohngebiet in Annweiler als Katzenfutter in einer Müslischale zu enden. Der Psychopath zeigte sich Gott sei gedankt aber als  netter Schwiegersohntyp, dem seine einzige Störung zu sein scheint, ein erotisches Verhältnis zu Zahlen zu haben. Steuerberater sind irgendwie per se irre, oder? Vor allem wenn sie in Deutschland tätig sind. Aber der Katzen-Zahlen-Liebhaber war noch längst nicht so  vollgaga, wie mein gebräunter Tennis spielender Landauer Ex-Steuerfuzzi, der Corona leugnet, von einer Verschwörung der Eliten faselt, und nuschelt und haspelt, als würde er auf Speed auf seinem Taschenrechner rumkauen. Da könnte man sich schon die Frage stellen, ob der obsessive Umgang mit Zahlen und Prozente eigentlich immer irgendwann das Querdenker-Hirn zerkrümelt. Vollmaskiert und mit hippem Desinfektionspender ausgestattet, begrüßte uns nun der „neue“ Steuerburschi mit großer kundenfreundlicher Motivation. Also definitiv schon mal ein Fortschritt zum verschwörungstheoretischen Krümelhirn. Wahrscheinlich waren wir aber auch erst Kunden Nummer Eins und Zwo in seinem frischen Steuerberaterleben. Für mein Dafürhalten hat Graf Zahl in der Erstbegegnung zu oft den Begriff der Steuerhinterziehung verwendet. Hab mich kurzzeitig gefühlt wie Uli Hoeneß. Nicht, dass ich irgendwie zum Betrug anstacheln wollte oder sowas. Dibbelschisser sind mir schon immer suspekt gewesen. Und der Typ schiss Dibbel wie ich Schorle schlürf. Aber vielleicht kommt uns diese Eigenschaft ja auch zu Gute. Geben wir ihm eine Chance. Ich fühle mich hier gern als Förderer junger Zahlentalente. 

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