Ruhe Mit allen Sinnen war das Programm gestern. 5 Tage können wir den gemeinsamen Krankenstand noch genießen. Ich muss dann wieder an den Tropf und Nicole fängt Montag in 8 Tagen wieder zu arbeiten an. Daher raus und die Natur genießen! Etwas Besseres gibt es nicht zu tun. Die Ochsentour bei Sankt Martin ist da gar kein so schlechtes Ziel. 3 Hütten auf 7 Kilometern. Und das an einem Donnerstag. Genug Möglichkeiten, sich also nach den sportlichen Strapazen auszuruhen. Der Barfußpfad hat es mir angetan. Gut für meine Polyneuropathie. Hab tatsächlich die Steinchen unter den Fußsohlen gespürt. Gutes Zeichen. Ich werde immer gefragt, ob die Empfindungsstörungen wieder weggehen. Die Ärzte wissen das nicht. Selbst nach 10 Jahren spüre ich noch Auswirkungen der damaligen Therapie. Die war aber auch um einiges heftiger. Wie es jetzt werden wird, ist weiterhin ungewiss. Man wird sehen. Auf einem Baumstamm zu balancieren war gar nicht so einfach. Es fehlt an dem notwendigen Körpergefühl. Aber beim 2. Versuch ging’s schon besser. Herrlich diese herbstliche Stimmung am Waldsee. Kaum Menschen unterwegs. Fast vollständige Stille. Wenn man da nicht zu Ruhe kommt. Die Auerochsen lagen dementsprechend auch sehr relaxt in der Gegend herum. Sehr schöne erhabene Tiere. Schade, dass sie auch lecker schmecken! In unserer Hochzeitslocation gabs noch ein Abschlusskaffee. Der Hüttenbrunnen hat sich gemacht. Fairtrade-Kaffee im Angebot, der ziemlich lecker war. Ich habe den Puls nochmal anständig hochgerockt. War kurz vorm Abheben. Wonderwoman wäre stolz auf mich gewesen. Nicole war es auch ein bisschen. Wir konnten uns nicht festlegen, wer nun mehr aus der Puste kam. An diese schöne gemeinsame Zeit könnte ich mich gewöhnen. Eigentlich sind wir im Urlaub. Wir fragten uns, warum der Mensch bloß arbeiten muss. Ja, für die gesellschaftliche Relevanz, schon klar. Für das eigene Ego. Den Lebensunterhalt. Alles richtig und wichtig. Aber so richtig leben tun wir nicht. Die Arbeit frisst uns alle doch auf. Immer mehr, niemals weniger. Wir wären für eine Arbeitswoche von 4 Tagen für alle. Natürlich bei vollem Lohnausgleich. Das gesellschaftliche Ziel wäre es, dass jeder an einigen Tagen das machen kann, was er möchte. Was für ein Paradies. Ich glaube aber, dass manche Menschen gar nicht mehr Zeit mit der Familie verbringen wollen. Oder sie gar nicht wissen, was sie mit sich und den gewonnen Stunden anfangen sollen. Die Arbeit als Flucht vor sich selbst und der inneren Leere. Wenn ich mich neu erfinden könnte, würde ich einen Job mit freier Zeiteinteilung wählen wollen. Mir ist es ein Rätsel, wie ich jemals wieder in das Zeitraster eines normalen Arbeitsalltags zurückfinden soll. Allein der Gedanke daran, macht mich nervös. Nicole meinte, bei einer totalen Reduktion auf das Private würde einem der intellektuelle Austausch, die geistige Anregung fehlen. Kann man sich das alles nicht woanders in einem „freiwilligen“ Rahmen suchen? Brauche ich da meine Kollegen*innen dazu, die sowieso in ihrer Blase unterwegs sind. In der Hektik der Schule hat man keine Zeit für fruchtbaren gegenseitigen Austausch. Nein, um als Mensch weiter zu kommen, brauche ich die Schule nicht mehr. Wenn, dann nur weil es mir Freude bereitet einfach dort meine Aufgabe zu verrichten - mit den Kindern an Projekten zu arbeiten.
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