Ausruhen bringt Frieden. Habe ich in einer Fernsehserie gestern gehört. Gefällt mir. Ruhe mich jetzt schon fast sechs Monate aus. Ob Frieden in mir eingekehrt ist, weiß nicht so recht. Was bedeutet das überhaupt? War man vorher im Krieg? WER war man VORHER? Ist jetzt alles anders? Ich bewerte nun definitiv anders. Menschen, Situationen. Trenne viel mehr Wichtiges von Unwichtigem. Unwichtiges scheint mir plötzlich wichtiger zu sein. Ich ärgere mich nicht mehr so viel. Bin ja nicht mehr im Berufsalltag. Doch Frieden? Ich habe gute Tage. Es sind viel bessere als noch vor ein paar Monaten. Da ich viel weniger Verpflichtungen habe. Verpflichtungen nerven. Es gibt Menschen, deren Tagesabläufe bestehen nur aus Pflichten. Schrecklich! Ausruhen kommt da sicherlich zu kurz. Merkwürdig, was man aus durchschnittlich 80 Erdenjahren so macht. 80, das wäre der Hammer, wenn ich die erreichen würde. Noch 28 Jahre. Wenn man das so hinschreibt, Klingt das nicht unbedingt nach viel. So viele Jahre wie Anna jung ist. Und die vergingen rasend schnell.
Unsere Sinne sind ein wunderbares Geschenk - von wem auch immer. Gott oder Karl Lagerfeld, völlig Wurscht. Wir machen nur viel zu wenig aus diesen geschenkten Sinnen. Ich habe mich in aller Ruhe gestern nur auf das Tun konzentriert und ein Pilzgulasch zubereitet. Die Pilze zu säubern, an ihnen zu riechen, sie in Stücke zu schneiden, das Gericht immer wieder abzuschmecken, hat mir große Freude bereitet. Wenn man sich für das Kochen ausgiebig Zeit nimmt, dann ist es eine der schönsten Tätigkeiten. Sehr sinnlich. Einen guten Rotwein dazu aufzumachen - und zum Essen nur ein kleines Sechzehntel zu kosten, kann völlig ausreichen für das eigene Glücksempfinden. Wenn dann die Mitverkosterin ganz entzückt ausruft „Gott, ist das lecker, ist der Tag ein gelungener. Es gibt so vieles, das einen ohne spektakuläres Beiwerk glücklich macht. Wer geht im Regen spazieren? Dabei werden hier im besonderen Maße alle Sinne angesprochen. Vor allem, wenn man sich danach wieder herrlich aufwärmen kann. Mit einem wohl riechenden dampfenden Tee. Gut, ich habe dann das Handy zum Tippen für meinen Blog neben mir liegen. Das ist eher unromantisch. DAS wäre ein verrücktes Experiment: das Schreiben einstellen, ab jetzt, sofort, ohne Bedenkzeit, einfach Zack, Schluss! Bekäme ich dann auch Frieden oder drehe ich durch? Eine Art Pflicht ist es ja schon längst. Ohne einen täglichen Eintrag geht es nicht mehr. Kann man vielleicht ohne Pflichten gar nicht leben?
Runterfahren! Macht man doch nur, wenn etwas Schlimmes im Leben passiert. Dann evtl. sogar unter der Einnahme von Medikamenten. Ich vermute, ohne einen unmittelbaren Einschlag vor den eigenen Zehen, wird man immer die Kontrolle über seinen Lebensrhythmus langsam verlieren. Ist es vielleicht auch das, was mich an der Hospizarbeit gereizt hat? Der andere Lebensrhythmus. Sterbende leben anders. Alles wird ruhiger! Alles ist nicht mehr so wichtig. Ruhe war schon immer (m)eine Sehnsucht. Da passt ja der Lehrerjob super dazu! (Ironie!)
Ein Besuch im Schwimmbad haben wir heute gecancelt. Während der Schulzeit wäre das bestimmt mit Ruhe und Entspannung verbunden gewesen. Aber leider habe ich einen kleinen Husten und Nicoles Angst um meine OP-Wunde (Haut) ist zu groß. Keimgefahr! Außerdem bricht sie nicht gerade in Jubelschreie aus, wenn sie das Wort SCHWIMMBAD hört. Nicole und Wasser verhalten sich in etwa so zueinander, wie die FDP zu den Grünen. Wir haben uns fürs Wandern entschieden. Bekommen wir ja auch ein bisschen Frieden ab. Drei Touren stehen zur Auswahl, mal sehen, welche es wird.
Kommentar schreiben