Einen Traumblog, wäre das nicht eine interessante Idee. Dafür hätte ich zumindest unendlich viel Stoff. Irres Zug wird da bei mir zu Tage gefördert. Man stellt sich immer die Frage: Warum? Warum träume ich dies, warum träume ich das? Warum träume ich von einem Begegnungssupermarkt? Ich habe gestern ein Pläuschen mit einem Bauern am Straßenrand geführt und ihm Zwetschgen und Neuer Wein abgekauft. Netter geduldiger Typ. Hat nach jedem Satz gelacht. Hätte ich genügend Bargeld dabei gehabt, hätte ich seinen ganzen Stand leer gekauft. Im Supermarkt nebenan habe ich dann noch weitere Besorgungen getätigt. Völlig unspektakulär. Außer, dass ich vielleicht dort ein paar traurige Gestalten begegnet bin. Soll das als Impuls etwa ausreichen, um von einem Begegnungssupermarkt zu träumen? Was evtl. tatsächlich ein Impuls für den Traum war, war ein Zeitungsbericht, in dem es hieß, dass man in einem Supermarkt (London?) Einsamkeitskassen eingerichtet hat. An diesen Kassen hat man Zeit für Gespräche. London könnte passen, dort gibt es schließlich auch ein Einsamkeitsministerium. Dieser kleine Artikel soll ein Wegweiser für meine Traumgeschichte gewesen sein? Sie war lang, habe das Gefühl, dass ich sie die ganze Nacht geträumt habe. Ich habe als Kunde, den ganzen Tag in diesem sehr speziellen Traum-Supermarkt verbracht. Lauter spannende Personen waren anwesend. Es gab ein Café, dass aber so gestaltet war, dass man nah zusammensitzen musste. An einer großen Tafel. An einer Wand hingen lauter Vor- oder Spitznamen und entsprechende „Workshopangebote“. Da stand da sowas drauf wie Keule - Torten backen, Freddi - Fahrrad reparieren, Helga - Umgang mit Facebook, usw. Ich unterhielt mich rege mit den anderen Kunden. Sie versuchten mich alle von diesem tollen Supermarktsystem mit ihren eigenen Geschichten zu überzeugen. Teilweise gingen sie schon Jahre in diesen Begegnungssupermarkt. Sie hatten ihr Kind oder Partner verloren, eine schlimme Krankheit überwunden, wurden arbeitslos oder von der Familie verstoßen. Waren interessiert an andere Menschen und suchten bei ihnen Trost. Es wurde viel gelacht und gescherzt. Manche lasen auch nur, in Büchern aus der supermarkteigenen Bibliothek. Chefin war eine alte Dame mit langem grauen Zopf, einer riesigen Knollennase und einer bunten Schürze, auf die Kinder ihre bemalten Hände darauf verewigt hatten. Die nette alte Dame wich mir nicht von der Seite, stellte mich den anderen Kunden*innen vor. Ich fühlte mich behütet und aufgehoben. Sie empfahl mir auch besondere Produkte aus ihren Regalen. Ein Getränk, das gut für die Seele ist und einen bei Stress beruhigt. Eine Seife, mit der die Haut ganz weich wird. Am Bücherregal machte sie halt. Sie zog ein kleines Büchlein aus einer Unmenge von Büchern und Magazinen. Es hatte den schlichten Titel „Lebe!“ Sie sagte, dieses Buch hat mich gerettet und mich von Grund auf verändert. Ich wollte, die Nacht im Supermarkt verbringen. Die Chefin erfüllte mir den ungewöhnlichen Wunsch. Am nächsten Morgen schrieb ich eine Karte und legte sie vor der Ladenöffnung auf die Empfangstheke des Supermarkts. Darauf stand: Danke! Ich werde nun jeden Tag vorbeikommen. Was sagt mir dieser Traum? Soll ich selbst einen solchen Markt eröffnen? Geschissen auf den Lehrerjob? Meine Träume finde ich echt irre. Nici auch!
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