Zahnarzttermin. Das auch noch. Ich hasse Zahnärzte. Auch nette Zahnärztinnen, wie meine. Meine schickt mir sogar Erinnerungsmails. Da ist einem dieser Termin so zuwider, und dann wird man auch noch daran erinnert. In seinem Leben möchte man niemals einem Onkologen gegenübersitzen. Aber wenn einem dieses Schicksal schon ereilt, dann sollte es wenigstens eine Spezialistin wie Wonderwoman sein. Ihr sitze ich viel lieber gegenüber als unter meiner Zahnärztin zu liegen. Sie wird das nicht verstehen, weil sie doch so furchtbar nett ist, immerzu lacht. Selbst wenn ich ihr sage, dass ich sie hasse. Wie eine debile demente alte Dame. Diese zwei Ärztinnen unterscheiden sich so sehr. Wonderwoman lacht nie; sie ballert immer nur Salven trockenen Humors ab oder komplizierte Diagnosen. Außerdem wird sie sicherlich ein Bruchteil von dem verdienen, was die Bohrmeisterin in ihre Taschen schaufelt. Die Zahnsrztpraxis ist sehr exklusiv. Man fühlt sich, als ob man in einem 5-Sterne-Hotel eincheckt. Das Wartezimmer ist auch nur für zwei Patienten*innen ausgerichtet. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass sie nichts unversucht lässt, dass ich mich wohl fühle und nicht Amok laufe. Und trotzdem: Ich werde sie weiter hassen und ihr stets von Neuem erläutern, dass ich Menschen niemals verstehen werde, die mit unterschiedlichen Folterwerkzeugen an Zähnen kratzen, bohren, sägen, schrauben und das toll finden. Das müssen doch alles definitiv kranke Sadisten sein. Wahrscheinlich hat mich der Film „Der Marathon-Mann“ mit Dustin Hoffman für immer und ewig traumatisiert. Der Folter-Zahnarzt, der Nazi!
Ich hasse meine Zahnärztin nur noch ein klein wenig. Zuerst durfte ich bis ins Behandlungszimmer einfach so durchmaschieren. Keine Wartezeit. Je weniger Aufenthalt im Horrorkabinett umso besser. Chefin erwartete mich schon. Geduldig und sehr mitfühlend hörte sie sich meine Krankengeschichte an. Ausnahmsweise keine Lacher. Trotzdem wie so oft positive Energie versprühend: Sie müssen in kleinen Schritten denken. Leben sie im Licht, im hier und jetzt. Jawohl Frau Doktor, das mache ich! Als ob sie mir weitere schlechte Nachrichten ersparen wollte, zeigte die sich zufrieden mit mir. Der Körper ein Schrotthaufen, aber wenigstens die Zähne okay. So der Krebsgott will, werden wir uns nächstes Jahr zur Amalgam- Entsorgung wiedertreffen.
Heute geht es ums Hassen. Die Kontrolle meiner Arztrechnungen hasse ich so sehr wie alle Zahnärzte*innen und AfD-Funktionäre zusammen. Wie schafft man das eigentlich alles, wenn man völlig lethargisch vor sich hin fault. Schwer dann Fehler in den Abrechnungen aufzudecken oder Berichtigungen einzufordern. Keine Erstattung für ein Medikament, das ich schon mehrere Jahre einnehme. Fehler! Ein Medikament war ein paar Tage vor der Rezeptierung die Zulassung entzogen worden. Fehler Nr. 2. Oder: Die Krankenkasse verweigert die Kostenübernahme der obligatorischen klinischen Covid-Tests, da dies der aufgelegte Gesundheitsfonds der Bundesregierung begleichen müsste. Fehler Nr. 3. Ich darf mich jetzt darum kümmern, mir die Kohle wieder zurückzuholen. Gut, dass ich mich damit auskenne, Leuten auf die Zehen zu steigen.
Am Ende des Tages doch noch etwas Liebe. Mit Fahrrad, Weingarten und gutem Wetter. Wie sagte meine Zahnärztin so schön: Leben Sie im Licht, im hier und jetzt. Daran halte ich mich gern. Möchte ja schließlich ein guter Patient sein.
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