In der ZDF-Reihe 37 Grad wird der Mensch in all seinen bunten Facetten gezeigt. Jeder der Interesse daran hat, wie der Mensch tickt, sei diese Sendung wärmstes ans Herz gelegt. Diesmal ging es um „Jung und verwitwet“. Was der Tod des Partners mit einem macht, vor allem wenn es in den jungen Jahren passiert. Emotionaler Ausnahmezustand ist die Folge. Manchmal sogar ein Trauma. Wenn gemeinsame Kinder im Spiel sind, wiegt das Ganze natürlich doppelt schwer. Ich lese fast nie die Kommentare zu einer Sendung. Aber an diesem von der Zuschauerin Silke bin ich hängen geblieben. Es geht wieder um die Bewältigung und den Umgang mit einer Krise. Beim letzten Satz würde ich ein „mehr“ hinzufügen wollen. Der Mensch hat es nicht „mehr“ gelernt, über seine eigene Sterblichkeit zu sprechen. Das ist uns durch den gesellschaftlichen Wandel abhanden gekommen. Wenn wir uns mit etwas Unangenehmen nicht auseinander setzen müssen, tun wir es auch nicht. Früher war der Tod allgegenwärtig. Er war sichtbar. Man konnte ihm kaum entkommen. Heute wird vieles aus unserem Herzen ausgelagert. Man denke nur an die vielen Altenheime. Der zweite Satz, der bei mir hängen geblieben ist. Viele „Freunde“ waren letztendlich nur Bekannte. Auch Nicole wird wird diese Erfahrung machen. Ich selbst erlebe das JETZT schon zu einem gewissen Teil zum zweiten Mal. Wenn man das weiß, kann man ganz gut damit umgehen. Wenn man keine Erwartungen hat, kann man auch nicht enttäuscht werden. Diese Erkenntnis kann einen aber auch aus den Angeln heben, noch trauriger machen. Ich glaube die vielen helfenden Hände im Ahrthal gibt es nur, weil der Mensch nicht im Mittelpunkt steht, sondern der Aufbau der Straßen. Man weiß, was zu tun ist: Schutt und Schlamm wegräumen. Ich kann da hinfahren und muss gar nicht viel kommunizieren, schwinge einfach nur die Schaufel. Wenn Kommunikation, dann nur in pragmatischer Hinsicht. Ich muss hier keine Seelsorgertätigkeit ausführen, wenn ich nicht will. Bei Krankheit und Tod ist das etwas Anderes. Das trifft mich ins Mark. Warum gibt es das Phänomen, das man bei Unfällen nicht hilft, sondern weiterfährt. Weil man Angst vor dem Grauen, hat, unsicher ist. Wenn man die Hilfsbereitschaft im Ahrthal nach der Flutkatastrophe heranzieht, dürfte man ja denken, dass dieses Problem des Wegschauens gar nicht erst existiert. Sobald ich mit einem Menschen, der sich in einer Notlage befindet, in Kontakt treten muss, wird’s für die meisten schwierig. Selbst bei den nächsten Angehörigen. Dabei wäre alles so einfach. Eine Witwe/ ein Witwer oder ein kranker Mensch wünscht sich genauso, dass man einfach nur „macht“, DA ist. Man muss gar nicht viel reden. Hilfe anbieten reicht schon. Oder in den Arm nehmen. Der Betroffene kann ja ablehnen, wenn er nicht mag. Und ganz wichtig: einfach mal von selbst drauf kommen, sich anzubieten! Es gibt so viele kleine Nischen, die man besetzen könnte. Man muss sich nur überwinden. Wenn man das denn überhaupt will und leisten kann. Ich hoffe sehr, Anna und Nicole haben irgendwann viele „helfende Hände“ an ihrer Seite, viele Freunde und weniger Bekannte.
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