Wie habe ich den 11.09.2001 erlebt? Ich hatte meine mündliche Germanistikprüfung, die ich wegen einem Rückenleiden im Stehen absolvieren musste. Zuhause angekommen habe ich live das 2. Flugzeug in einem der Türme hinein fliegen sehen. Ab da wusste man, dass es kein Unfall mehr war. Ich werde das Bild niemals vergessen, als der Reporter im New Yorker Fernsehstudio über seine Schulter blickte und in seinem Rücken das Flugzeug in den zweiten Turm krachte. In den nächsten Stunden gab es nur einen Platz - vor dem Fernseher. Ich telefonierte parallel mit einem Kommilitonen sprach von Krieg und Weltveränderung. Es war klar, dass die Amerikaner das nicht auf sich sitzen lassen würden. Während des Telefonats stürzen die Türme wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ein nie da gewesenes Schreckensszenario live im Bildschirm. Schockstarre. Ich weiß gar nicht, was ich gefühlt habe. Ohnmacht? Mitleid? Erst viel später wurde das ganze Ausmaß und die nicht zu ertragenen Schicksale sichtbar. Der berühmte Dokumentarfilm, in dem zwei französische Reporter, die zufällig am Ort des Geschehens waren und dann eine Feuerwehreinheit zum Ground Zero begleitet haben, bildet minutiös das erlebte Schrecken ab. Nicht nur 3000 Menschen starben an diesem Tag, sondern viele Menschen Jahre später noch, weil sie die giftigen Dämpfe eingeatmet haben oder am gebrochenem Herzen. Dass Menschen derart hassen können und unschuldige Menschen geplant vernichten, ist für den Verstand definitiv zu viel. Hier gibt es keinen großen Unterschied zum Holocaust. Es fällt schwer, an dieser Stelle zuversichtlich und hoffnungsfroh bleiben zu können. Aber wo das Böse existiert, kommt auch immer das Gute zum Vorschein. Vielleicht sollten wir uns an diesen einen Gedanken klammern. Ob das Gute dann auch siegt? Wer weiß das schon.
Wir dachten, dass es gerade keine bessere Krankenhausserie als The Good Doctor gibt. Irrtum! The New Amsterdam ist mindestens ebenbürtig. Ein öffentliches Krankenhaus Mitten in New York, das von Max Goodwin, einem Enthusiast und Workaholic, geleitet wird. Der mit allen - auch illegalen - Mitteln gegen das marode amerikanische Gesundheitssystem anzukämpfen versucht. Der selbst an Krebs erkrankt und der schlechteste Patient der Welt ist. Der Krebs, der nach und nach alles zu überlagern erscheint. Der Krebs, der einen stolzen Macher, langsam aber sicher in einen trotzigen verängstigten kleinen Jungen verwandelt. Die einzelnen Geschichten sind so nah am Menschen, so authentisch, dass es fast körperlich schmerzt. Ob die Menschen in der Realität tatsächlich so viel Leid und Kampf aushalten können? Eins wird dem Betrachter aber mit jeder Sequenz verdeutlicht: Alleine ist nichts zu reißen im Leben! Alleine ist das durch die Höllegehen noch viel viel schlimmer. Wenn man untergeht, dann wenigstens mit Menschen, die einem dabei die Hand halten.
Handhalten tut gut!
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