Zu viel Krebs könnte selbst den Schnur deprimieren

Blutwerte gehen so. Leberwerte (GOT/GPT) sind ziemlich erhöht. Ein Enzym wird ins Blut abgegeben, wenn sie angeknackst ist - entweder durch eine Fettleber, eine Entzündung oder eine Infektion. Vor einer Woche war noch alles tippitoppi. Die fette Fleisches-Lust und der leckere Grauburgunder sind wohl nicht die besten Freunde des Schnurschen Entgiftungskraftwerks. Allagut! Dann eben wieder Abstinenz und Rote Beete bis zum Abwinken. 

 

Es gibt ärztliche Untersuchungen, die belasten die Psyche eines Mannes sehr. Von Kopf bis Fuß fast nackt von einem jungen Mädel in allen möglichen Körperpositionen fotografiert zu werden und sich von einer genauso jungen Hautärztin in die Popospalte und unter den Sack gucken zu lassen, nagt erheblich am Selbstbewusstsein. Wie kriegen Pornostars das nur hin? Na, wenn’s hilft! Die Millionen braunen Flecken, die so auf dem Körper verteilt kleben, sehen in Nahaufnahme ganz schön wüscht aus. Die einzelnen Halme der Haare gleichen Halme von Dschungelpflanzen, die fieses Getier verbergen. Schnipp Schnapp Schwarzer Hautkrebs ab. In zwei Wochen wird ein dunkles großes Tier gejagt und geschlachtet. Zwei kleinere werden noch verschont und weiterhin im 8-Wochen-Rhythmus beobachtet. Das Bendamustin, das mein Hodgkin killen soll, verursacht leider auch Melanome. Wenn es tatsächlich Hautkrebs ist, bewerbe ich mich bald für die Kategorie „Mann, der zu Lebzeiten, die meisten Krebsarten überlebt hat“ im Guinnessbuch der Rekorde. 

 

Untenrum isch aber elles okay beim Schnur. Die nächsten Werte abgeholt. Diesmal gute. Top PSA und Testosteron bis zum Anschlag. James-Bond-Urin! Juhee, kein Blasenkrebs! Wenigstens der bleibt mir erspart.

Ich vermute, dass in der urologischen Praxis in Landau die meisten tätowierten Arzthelferinnen der Stadt tätig sind. Kaum eine, die keine geschwungene Ranke oder ein chinesisches Schriftzeichen zwischen. den Brüsten trägt. Ach fände ich es lustig, wenn das Schriftzeichen „Hodenkrebs hat bei uns keine Chance“ bedeuten würde. Das nächste Mal frage ich. Ich will auch so eins: „Der verfickte Krebs hat bei mir keine Chance!“ oder so ähnlich. 

 

Krebs und Yoga - sind erst auf den zweiten Blick gute Freunde. Hat mir richtig gefehlt die Stunde mit der der Yoga-Meisterin. Hat die mich gestern vielleicht fertig gemacht. Bauchmuskelübungen ohne Bauchmuskeln zu absolvieren, macht keinen Spaß, Freunde! Musste verdammt aufpassen, dass mir der Yoga-Klotz, den ich mit meinen Knien fixieren musste, nicht auf die Omme rauscht. Nach der Leid geprüften Vorstellung platzte mir schier der Ranzen in tausend Stücke. Eine weitere Übung war ebenfalls recht sinnlos. „Spüre deine Fußsohlen, spüre den festen Boden unter dir; er gibt dir Halt. Gehe die Umrandung deiner Füße nach und drücke die untere Fläche deiner Füße fest auf die Erde.“ Macht man halt mit, will ja nicht für schlechte Laune sorgen. Aber fühlen, Halt, Umrandung, Erde? Nix! Nada! Polyneuropathie gnä Frau! Totes Gebein! Und das ziemlich ausgeprägt. Ich spüre nicht mal, wenn die untalentierteste Tänzerin mir mit ihren High Heels die Zehen zerstückelt. Die großen Zehen-Vertreter sind sowas von komatös, dass ich sie mit einem „Franzosen“ bis zur Knochenwurzel ohne Schmerzen abdrehen könnte. Yoga gegen Krebs war so verdammt anstrengend, dass man es auch ruhig in Yoga FÜR Krebs umbenennen könnte. Nach der gestrigen Sitzung wäre ein zusätzliches Darmkarzinom durchaus im Bereich des Möglichen. Habe ich mich vielleicht zusammengerissen, Menschenskind! Als ich nach der Yoga-Stunde vor die Türe trat, haben die Anwohner bestimmt die Feuerwehr wegen eine Erdbebens gerufen. Der gewaltigste Pups meines Lebens entwich meinem geschmeidigen Körper - und ich habe schon zahlreiche monströse Pupse gelassen. Nicole kann das bestätigen. Ich erschrak mich diesmal tatsächlich selbst ein wenig. Ich blickte mich panisch um, ob das Haus hinter mir noch unversehrt stand. 

 

Es ist immer schön, wenn sich Besuch ankündigt. Wird das Zuhause Schnur zur einer kleinen Pilgerstätte. Diesmal schauten zwei liebe Hospiz-Hauptamtliche vorbei. Sie waren ganz angetan von meinem herausragenden körperlichen Zustand. Fast ganz der alte Schnur. Was das dumm Gebabbel anbelangt auf jeden Fall zu 100 Prozent der alte. Bei einem Schlückchen Sekt, frisch gepflückten Mirabellen und leckerem Zwetschekuche hatte man sich so einiges zu erzählen. Sehr erfreulich, dass der neue ambulante Kinderhospizdienst so gut ankommt. Irgendwann werde ich da wieder mit von der Partie sein. Es ist schön, jetzt ein fester Bestandteil der Hospizfamilie zu sein. Mal sehen, wie sich das alles in den nächsten Jahren noch entwickeln wird. Ich möchte auf jeden Fall dabei bleiben. Am liebsten würde ich ganz umsatteln. Aber das Schicksal hat wohl Anderes für mich vorgesehen. 

 

O-Ton Nicole: Wann fahren wir die nächste Tour? Das macht Spaß! Und das mit einem Loch im Rücken wohlgemerkt. Schmerzmittel in Verbindung mit ner Schorle lassen einen schnell übermütig werden. O-Ton Nr. 2: Ich kann ja nicht immer radeln und Schorle saufen.  Da wird man ja zum Alkoholiker. Ich denke mal, nicht zum Alkoholiker, aber zur Pfälzerin! 

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