Helden (l)

Es werden heute bestimmt Tausende Nachrufe abgedruckt. Alle selbstverständlich wohlwollend und ehrerbietig, wie sich das für einen Helden gehört. Belmondo. Ich glaube jeden Film mit ihm habe ich geschaut. Auf jedenfall mindestens 50 von 100. Ich dachte immer, er wird 120, weil er noch im hohen Alter die Stunts selbst vollbracht hat und richtig gut aussah. 88 Jahre sind’s nun geworden, aber mit viel körperlichem Kummer. Schlaganfall! Früher: Elegante Kraft, von der gebrochenen Nase bis zur zertrümmerten Kniescheibe. Es ist ziemlich doof, wenn die Heiden deiner Jugend auch fucking sterblich sind. Es ist fast so, als würde ein Familienmitglied das Zeitliche segnen. Mein Lieblingsfilm: Musketier mit Hieb und Stich. Als Teenager hab ich ihn sogar mehrmals feixend verschlungen. Charmante Draufgänger fand ich immer faszinierend. Kesse Lippe und krassen Schlag. Inhalt sinnfrei und vorhersehbar: Rettung der Geliebten vor den widerlichen Schurken. Tonnenweise Fruchtgummis in mich hinein stopfend. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, ohne etwas zu tun, ganz unbeweglich Jahre vor der Glotze verbracht zu haben. Was hätte man da alles Sinnbringendes machen können: Mandarin lernen, auf Weltreise gehen, Schach-Großmeister und Mitglied eines Kung-Fu-Clubs werden. Ich dagegen konnte alle Filmtitel mit Jean-Paul aufsagen. Armer Depp! Liebe Eltern, macht euch keine Sorgen, wenn eure Kinder das Leben vor Spielkonsole und PC verbringen sollten, es besteht definitiv die Hoffnung, dass sie zumindest Lehrer werden. 

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