21 Tage, 22 Stunden, 40 Minuten und 48 Sekunden noch Erholung. Die App, die die Zeit zurückrechnet, ist genial. Klingt nach viel, ist aber bestimmt wieder viel zu schnell vorüber. Jeden Tag bis zum 15. September werde ich jetzt ein Stückchen mehr zusammengesetzt. Fast 3 Wochen private "Rehabilitation". Ich gehe stark davon aus, dass mir die letzten 2 Zyklen nicht erspart bleiben werden. 58,14 Prozent reicht noch nicht.
Die Zeit, wie sie dahin rast. Nächsten Montag beginnt schon wieder die Schule. Auch wenn ich nicht sonderlich an Schule denke, nehme ich diesen besonderen Termin wahr. Innerhalb der Schulleitung wäre ich ab heute wieder am Start gewesen. Ein Kollege hat mich darauf aufmerksam gemacht. Verrückt! Die Ferien sind immer viel zu schnell vorbei gegangen. Wusch, und man steckte über beide Ohren wieder in Arbeit! Dieses frühere Leben ist mir so fremd geworden. Man kann sich an Ruhe und Müßiggang wahrlich gewöhnen. Ich, der Pflichtbewusste, spüre sie nicht mehr, diese Pflicht. An meiner Polyneuropathie liegt das sicherlich nicht. 3 Wochen habe ich noch Zeit bis ich zu meinem „neuen Arbeitsplatz“ in der Hämatologischen Tagesklinik/Heidelberg fahren werde. Ich muss nichts Weiteres tun, als da liegen und mir Antikörper oder giftige Brühe reinfließen lassen. Uups, ich muss ja wieder neue Fahrer organisieren, fällt mir da ein! Bis jetzt hat das alles prima hingehauen. Ich kann mich nicht beklagen. Alle Voraussetzungen, wiederholt in Schwung zu kommen, sind gegeben. Das Netzwerk funktioniert einwandfrei.
Ich wache morgens auf und denke: Glückspilz! Wieder 24 Stunden überlebt. Ich fühle mich zwar in den ersten Stunden des Tages wie eine zerdellte Senftube mittelscharf. Schwenke ich aber meine vernebelte Rübe nach rechts, denke ich ein zweites Mal: Glückspilz! Liegt da nicht die schönste aller Frauen neben mir, mit zwei dampfenden Kaffeetassen in der Hand. Wenn ich eine Senftube scharf wäre, würde ich sie alleine schon wegen diesem entzückenden Anblick auf ihre löchrige Bandscheibe legen. Nun sind wir beide lädiert. Solidarisch geben wir irgendwelche Grunzlaute und Knackgeräusche beim Entfalten und Aufrichten zum Besten. Selbst deswegen schon könnte ich niemals mit einer jüngeren Frau durchbrennen, weil ich es nicht ertragen könnte, wie die flotte agile Susi auf mich drauf hüpft und bei mir einen Totalschaden verursacht. Da inspiriert und beruhigt mich das tapfere wehleidige Lächeln von Nicole doch viel mehr. Selbst im Krankenstand sind wir ein Team. 6 Wochen haben wir zusammen noch „Urlaub“. Können Küchenschlacht und Naturdokus bis zum Abwinken gucken. Uns gemeinsam ausmalen, wo es uns nach der Wiederherstellung des alten Status Quo hinverschlagen wird. Irre, dass es noch gar nicht so lange her ist, da waren wir beide so fit wie noch nie in unserem Leben. Eine 25 Kilometer-Wanderung mit 800 Höhenmetern unser Sonntagsprogramm. Jetzt bewegen wir uns wie spielsüchtige adipöse mit Pommes und Döner geschwängerte Teenager - nämlich kaum. Ich hoffe nicht, dass wir für unsere nächste Tour einen Rollator brauchen. Aber wenn, dann einen motorisierten mit Schoppenhalter.
Erholung kann auch ganz schön uffrechend sein. Zuerst waren wir beim Pälzer Familienfeschd alle in heller Aufregung. Wo ist Lotta? Der ausgeströmte Suchtrupp fand Lotta dann endlich auf dem Dach der Nachbarn. Zapperlott! Ist das neugierige Vieh einfach mal so ausgebüchst.
Nach leckerem Mirabellenkuchen und ein Duzend Flammkuchen hatte die weltbeste Mirabellen-Pflückerin und -Bäckerin eine heftigen Magenkrampf. So stark, dass das obligatorische Familienselfie abgeblasen wurde. Gott sei Dank besteht fast die ganze Sippe aus medizinischen Fachkräften und man konnte sich fachkundig mit Blutdruckmessgerät, Wärmflasche und emphatischer Zuwendung um die flach liegende Patientin kümmern. Ein Diskussion folgte, was den Krampf ausgelöst hat: eine Ibu zu viel, zu viel Mirabellen-Nascherei, zu viel Flammkuchen, die gestrige Party, die Aufregung um Lotta oder alles zusammen. Man hofft nun, dass Ruhe und Fenchel-Kamillentee für entsprechende Linderung sorgt. Geht es Anna nicht gut, leiden wir alle furchtbar mit. Aufklärung folgt! Hoffentlich bald!
Aufklärung: Nur noch Kugelbauch wie im 6. Monat und bissel Zwicken. Magendurchbruch wird also ausgeschlossen. Paps kann nun gut schlafen.
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