Yes we can-cer

Auf dem Bild ist nicht der bekannte Interviewer Wolfgang Heim von SWR 1 Leute zu sehen, sondern Jörg Hoppe, ein sehr erfolgreicher Medienmanager. (Viva-TV, Bauer sucht Frau, Echo, Extrabreit). Er war der Überraschungsgast im neuen Podcast-Format „Erzähl mir was Neues“.  Jörg Hoppe erhielt die Diagnose Leukämie und unterzog sich einer Stammzellentherapie. Spender war sein Bruder. Dadurch veränderte sich seine Blutgruppe und sein Haarwuchs. Auch seine nervende Schuppenflechte war plötzlich weg. Jörg Hoppe versöhnte sich mit seinem Bruder und bekam einen anderen Blick auf das Leben. Er sei dankbar, dass er die Krankheit bekommen hat, sonst würde er sich jetzt noch im Hamsterrad befinden. Er hat sein Leben nun komplett nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet. Erfüllung erhält er durch seine Arbeit bei Deutschlands größten digitalen Selbsthilfegruppe für Krebspatienten „yeswecan-cer“, die er gegründet hat. Die Idee kam ihm, als er in Not seine Ärzte nicht erreichte und ihn viele Fragen beschäftigte. Das Portal bringt Patienten und Ärzte zusammen; zusätzlich zur Internetpräsenz gibt es auch eine App. Herr Hoppe entwickelte eine Depression, da hatte er die Krankheit schon längst überwunden. Na super! Da überlebt man das Martyrium Stammzellentherapie inklusive Magendurchbruch und wird dann depressiv. Das sind ja tolle Aussichten! Das Gespräch war sehr interessant. Viele Dinge, die ich auch hier im Blog schon angesprochen habe, waren  Thema. Man ist im Alltag für vieles blind, erst ein Schicksalsschlag lenkt wie so oft den Blick wieder aufs Wesentliche. Warum das nur dann immer geschieht, wenn man sich in einer existenziellen Krise befindet. Ich werde mich im Selbsthilfe-Portal anmelden und schauen, ob ich einen anderen Hodgkin-Patienten finde. Werde mich mal umschauen, kann ja nicht schaden. Das erste Stöbern hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht. 

 

Noch 5 Tage, dann weiß man, ob die Therapie gut wirkt und ich gute Aussichten für ein paar weitere Jahre habe. (CT!) Ich leider noch nicht, da ich die Ergebnisse erst am 18. zum Beginn meines 4. Zyklus erhalten werde. Die vor Augen geführte eigene Endlichkeit verändert alles in einem. Im Prinzip müssten wir alle das gleiche fühlen, aber wir verdrängen und ignorieren. Wenn Menschen etwas gut können, dann ist es das. Wann sind schon Sonnenuntergänge im Alltag wichtig. Die Tage werden verplempert und man weiß gar nicht so recht für was. Es tut gut, zu hören, dass das jemand anderes auch so empfindet, und man sich dadurch nicht als Alien vorkommt.  Jörg Hoppe sagt, dass ihn sein „altes Leben“ überhaupt nicht mehr interessiere, es war ja alles ganz nett. So geht es mir auch. Wenn ich könnte, würde ich sofort meinen Beruf wechseln und mich intensiv um andere Menschen kümmern. Im Lehrerberuf, mit den ganzen erschwerten Rahmenbedingungen, ist dies nicht so möglich, wie ich mir das wünsche und wie ich es im Ehrenamt erlebt habe. Und wenn doch, macht man sich kaputt und hat ein Privatleben auf Sparflamme. Nur sonntags Sachen machen, die das Herz berühren und der Seele gut tun, ist doch eigentlich echt doof!  

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