Spannend! Nicht fit, aber mit dem E-Bike zur Blutabnahme. Werde schon nicht vom Rad fallen. Auf Bus habe ich keinen Bock. Lieber an der frischen Luft, ohne Maske. Von Böchingen runter nach Landau werde ich es einfach mal schön gemütlich rollen lassen. Der Rückweg im Turbomodus wird auch irgendwie gehen. Hoffentlich regnet es nicht!
Am gestrigen Abend habe ich „Die Unzertrennlichen“ zu Ende gelesen. Wenn man die Themen Liebe, Verlust und Altern mag, sollte man sich dieses Buch unbedingt zu Gemüte führen. Irve hat das gemeinsame Projekt mit viel Schmerz alleine beendet. Am Ende schreibt er einen Brief an seine tote Marilyn. Dort berichtet er, wie er die letzten 125 Tage ohne sie erlebt hat und entschuldigt sich bei ihr dafür, dass er noch nicht bereit ist, an ihr Grab zu gehen und er ihren geliebten Wagen verkauft hat. Als bald 89-Jähriger schreibt er auch eine herzerwärmende Liebeserklärung an sie und an das lange gemeinsame erfüllte Leben. Dieser Brief entsteht in der Anfangszeit der Pandemie, in der sich die ganze Welt im Lockdown befindet. Er sei froh, dass sie das nicht mehr miterleben müsse. Sie würde sich bestimmt schrecklich viel Sorgen um alle machen. Es ist beklemmend für mich als wissender Leser, seine durch das Virus hervorgerufene Not vor Augen geführt zu bekommen. Viele aus der Generation von Irve Yalom sind an Covid gestorben, allein und verlassen. Er erklärt ihr, wie er jetzt mit seiner Angst vor dem Tod umgehe. Er sei ein wissenschaftlich denkender Mensch, der seit dem 13. Lebensjahr nicht an ein Leben nach den Tod glaube. Mit zwei für ihn wichtigen Zitaten versucht er nun sein (neues) Denken über die Vergänglichkeit zum Ausdruck zu bringen. Das erste stamme von einem Leser, der ihm während der Arbeit an dem Brief zufällig eine E-Mail zu einer vergangenen Publikation geschrieben habe: „Aber warum Dr. Yalom, so große Angst vor dem Tod? Der Körper stirbt, aber das Bewusstsein ist wie ein Fluss, der durch die Jahrhunderte fließt...wenn der Tod kommt, dann ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen von der Welt, von deinem menschlichen Körper, von der Familie, aber es ist nicht das Ende.
Mit folgenden Worten von Nabokow beendet er dann den Brief an seine tote Frau: „Die Wiege schaukelt über einen Abgrund, und der platte Menschenverstand sagt uns, dass unser Leben nur ein kurzer Lichtspalt zwischen zwei Ewigkeiten des Dunkeln ist.“ Dieses Bild lasse einen taumeln und beruhige zugleich. Er schließe jetzt die Augen und empfinde damit Trost.
Ich muss mir noch Gedanken machen, welches Bild vom Tod mir am besten gefällt. Das Wort Energie in dem Zusammenhang ist mir recht sympathisch. Diese Vorstellung wurde auch von dem Philosoph und Publizist Wolfgang Schmid zuletzt eingebracht. Unser Körper existiert nicht mehr, das ist gewiss. Aber unsere Energie in der einen oder anderen Form wird bestehen bleiben - und sich vielleicht auch auf andere übertragen. Nun kann man sagen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ist nicht von Belang, ich finde schon. So wie man über den Tod nachdenkt, lebt man.
Anna hat mit Lotta am Wochenende ein Hundetraining absolviert. Es wurde darüber ein toller Film gedreht. Es ist beglückend wie dieser so gebeutelte Hund nun voller Leben und Freude am Spiel ist. Anna ist eine Zauberin! Die Geschichte von Lotta ist ein Zeichen dafür, dass es möglich ist: Man kann das Böse in etwas Gutes umwandeln. Eltern sind meistens stolz auf ihre Kinder. Manchmal nur, weil sie eben da sind, das eigen Fleisch und Blut! Das ist nichts Ungewöhnliches. Ich bin aber stolz, dass unsere Anna, für ihre Leidenschaft große Hürden überwunden hat, eine „Macherin“ ist, Gutes bewirkt. Im Umgang mit den Hunden wird die ganze Perversion menschlichen Verhaltens deutlich: Hier erniedrigen, quälen sie die Tiere, dort kauft man ihnen Shampoo und Pullover. Auch daran wird sich nichts ändern. Aber im Kleinen kann doch immer etwas tun. Und Anna hat gehandelt. Bravo ihr Zwei!
12.30 Uhr
Bevor ich mich mit den E-Bike zur Blutabnahme nach Landau aufmachte, war kurz davor doch den Bus zu nehmen. Ich war überraschend immer noch richtig kaputt. Mein Darm ließ sich heute leider auch trotz Kaffee nicht entleeren. Revidiere also meine Aussage von gestern. Ich brauchte extrem viel Zeit für die Vorbereitung, sattelte aber dennoch auf. Das Unbehagen ignorierte ich. Und siehe da: Die Fahrt hat mir gut getan und war super schön. Hatte sogar noch ein paar Körner für den Füllhorn übrig. 50 Minuten war ich auf dem Fahrrad und 15 km habe ich zurückgelegt. Es geht mir gut. Ich bin zwar jetzt ein wenig erschöpft und bin froh eine Auszeit nehmen zu können, aber ich fühle mich wohl. Bilde mir ein, dass mir die Sauerstoffzufuhr Energie zurückgebracht hat. Als ich losfuhr, hatte ich knapp einen Energiebalken. Jetzt habe ich fette 2,5 von 5. Also es soll mir nochmal einer kommen, dass E-Bikes keinen positiven Effekt für Umwelt und Gesundheit haben. Die Strecke nach Landau hätte ich in den meisten Fällen mit dem Auto absolviert. Mit der Unterstützung ist das prima zu machen. Ein wenig Anstrengung war schon auch dabei. Bin ganz leicht ins Schwitzen geraten. Die Runde über den Nussdorfer Erlebnispfad war dazu noch eine schöne Zugabe. Ich glaube, am Mittwoch gehe ich auch wieder ins Yoga. Ich möchte so so schnell wie möglich das Level erreichen, dass ich kurz vor dem 2. Zyklus hatte.
Hatte ich heute Morgen gesagt, dass mein Energie-Level bei 2,5 liegt. Ich korrigiere auf 1,5. Seit ich von der Blutabnahme zurück bin, komme ich nicht mehr in die Pötte. Bewegungsradius liegt bei 5 Metern. Wenn ich aufstehe, muss ich mich immer kurz sammeln und kräftig durchschnaufen. Die permanente leichte Übelkeit ist auch ein Dauerbegleiter, obwohl Verschiedenes, nicht alles, zu mir nehmen kann. Torsten Sträter bei SWR1 Leute, die Serie „Vikings“ und „Mensch Erde“ von Hirschhausen haben für etwas Ablenkung gesorgt.
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