Aktive und passive Abenteuer

Abenteuer pur gestern! 


Fliegen ist schön, wenn einem kein Baum in die Quere kommt.  Wir dachten, dass die einzige Erhöhung so weit entfernt steht, dass sie doch wohl keinerlei Hindernis darstellen würde. Ja, dachten wir. Das Fliewatüüt war zu schnell eingestellt und der Rote Baron verlor nach mehreren turbulenten Flugminuten die Kontrolle. Bevor ich nur in die Nähe des Rückkehrknopfes kommen konnte, verfing sich mein liebes Fluggerät auch schon in den oberen Ästen eines Baumes. Der Feind befand sich in eine nicht zu überwindenden Überzahl. Bis wir das Tüüt überhaupt sichteten, dauerte es einige Minuten. Der Rote Baron konnte sich vor dem Abschuss mit dem Fallschirm in Sicherheit bringen. Nici entdeckte es zuerst: Das Fliewa tüttete etwa in 4 Metern Höhe traurig vor sich hin. Die Lage war nicht hoffnungslos, beurteilten wir schnell. Eine Etage höher und wir hätten die Feuerwehr oder meinen Kumpel, den Baumkraxler aus dem Westerwald, rufen müssen. Der wäre bestimmt gern mit großem Gerät angerückt. Hat ja selbst ein solches Hightech-Fliewatüüt und demzufolge Verständnis für dieses Ungemach. Die niedrige Höhe verleitete uns zu folgender Problemlösungsstrategie: Wurfgeschosse! Dies gestaltete sich aber schwerer als gedacht. Die Werfer hatten entweder einen krummen Wurfarm und dadurch zu wenig Kraft, mit einem Knüppel gezielt zu treffen oder einen Knick in der Optik. Meine liebe Ehefrau hätte ihren lymphomkranken Ehemann fast vor seiner Heilung den Schädel zertrümmert, in dem sie einen dicken Prügel so warf, dass er die Schädeldecke des stillen Beobachters hinter ihr nur ganz knapp verfehlte. Von der eigenen Frau aus Versehen erschlagen, selten dämlicher Tod. Sie bekam dadurch ein lebenslanges Wurfverbot von oberster Stelle ausgesprochen. Das Brillenetui war leichter und ungefährlicher und tatsächlich geeignet, das Fliewatüüt dreimal von 150 Versuchen zu treffen. Es wackelte zwar, klemmte aber weiterhin bombenfest. Scheiße! Aufgeben keine Option. Zu teuer! Wickie rieb sich die Knubbelnase und kam auf die mehrere-Stangen-aneinander-bind-in-die-Höhe-Streck-Idee. Der Trupp machte sich also auf, für die Rettungsmission eine Besenstange und Nordic-Walking-Stöcke zu besorgen. Ein herumliegender großer Ast, der sich bei einem vorhergehenden Versuch als zu kurz erwies, wurde ebenso dabei eingesetzt. Die Bordmechanikerin baute das subtile Rettungsgerät zusammen und der 1. Offizier stocherte sogleich aufgeregt in der Luft herum. Der Plan von Wickie war wieder mal verdammt gut, nur die vermaledeite Drohne steckte so fest, dass ein Angestupfe nicht ausreichte. Der Plan wurde angepasst. Man fädelte in die Landekufen ein und riss so fest an dem hängenden Gebilde, dass es endlich frei gelegt wurde  und mitsamt der Stangenkonstruktion auf den Boden krachte. Dabei köpfte ICH nun fast mein Teammitglied. Quitt! Wickie, Nici, der Rote Baron und ich tanzten überglücklich und schweißgebadet um das gerettete Flug-Objekt herum. Mission „Overkill“ erfolgreich abgeschlossen. Eine ehrenvolle Huldigung in der Heimat und diverse Kaltgetränke waren uns gewiss.  

Zur Erholung der Strapazen haben wir einen tollen Doku-Tipp eines befreundeten Franzosen in die Tat umgesetzt: „Galapagos, das bedrohte Paradies“. Eine Expedition erforschte die Auswirkungen des Klimawandels auf die einzigartige Tierwelt. Unglaubliche Aufnahmen wurden da aus der Tiefsee gezeigt: ein Mondfisch, eine Gruppe Hammerhaie, einen Walhai, der größte Fisch, den es gibt. Solche Exemplare bekommen die Forscher so gut wie nie vor die Linse. Ein Oktupus, der 4 Jahre Eier in sich trägt, so lange wie kein anderes Lebewesen auf der Erde. Auch an Land zeigte der Film Tiere, die über Jahrmillionen durch Anpassung überlebten. Die berühmte Meerechse, die im Verlauf ihres Lebens immer kleiner wird, damit nicht so viel Nahrung benötigt werden muss. Um dies nachzuweisen, haben die Biologen ein mobiles Röntgengerät eingesetzt. Es gibt 13 unterschiedliche Arten von Riesenschildkröten auf den Galapagos. Eine davon hat einen längeren Hals entwickelt, um die lebensnotwendigen Kakteenfrüchte fressen zu können, die natürlich nur auf dieser einen Insel wachsen. Auf der Couch vernahm ich Ausrufe wie: Da will ich wieder hin - und diesmal mit dir; das musst du auch sehen, oder ich will auch Meeresbiologin und Wildtierfotografin sein. Nici kramte ihr Fotobuch raus und verglich ihre Fotos mit denen in der Doku. Ihre Fotos konnten einen tatsächlich denken lassen, dass da eine professionelle Wildtierfotografin am Werke war. Ich liebe es, wenn sie von diesem Urlaub mit leuchtenden Augen schwärmt, obwohl sie permanent heftig seekrank war, weil man als Tourist eine Woche auf einem Boot bei wildem Seegang verbringen muss, um dort überhaupt vor Anker gehen zu dürfen. Diese Naturdoku war spannender wie jeder Tatort und jedes Fußballspiel. 

Dürfen wir da überhaupt hinreisen? Sind wir nicht dann auch für den Klimawandel, der diese wundervoll bizarre Fauna bedroht, verantwortlich? Bringt man aber nicht Devisen ins Land, die dazu verwendet werden, Schutzprogramme zu finanzieren? Kann man nicht begeistert von den Erlebnissen berichten und andere dazu animieren, mit den Ressourcen schonend umzugehen? Passt sich der Mensch auch irgendwann an den Klimawandel an? Werden wir womöglich vernünftig, aber wird es dann nicht schon zu spät sein? Unsere Welt ist von  so unfassbarer Schönheit gesegnet. Leider sind wir Menschen furchtbare Idioten! 

 

 

 

Wonderwoman ist bestimmt stolz auf mich, wenn ich von meinen sportlichen Aktivitäten berichte. Wenn ich so weiter mache, kann ich noch an den Bundesjugendspielen mitmachen und bekomme eine Siegerurkunde. Wie ich die Bundesjugendspiele gehasst habe. Da wurde man immer vorgeführt. Bei der Station „Werfen“ wurde ich immer ausgelacht.  Seltsam, da hatte ich noch keinen krummen Arm. Laufen konnte ich relativ gut. Das war’s dann aber auch schon. Schwimmen war eine Katastrophe. Ich konnte mich gerade mal so über Wasser halten. Jede Zeitvorgabe war für mich unerreichbar. Niemals schwamm ich als Letzter, weil wir dann alle auf jeden Fall zu spät die Stunde beendet hätten. Meine Kumpels stiegen immer aus dem Wasser, als ob nix gewesen wäre und ich war so fix und fertig, als hätte ich ein Triathlon absolviert. Schwimmen war nie meins. Vielleicht lag es daran, dass mein Papa uns Kids einfach nur ins Wasser geschmissen hat, um uns Schwimmen zu lernen. Wer absäuft, hat halt Pech gehabt. Schon ein Esser weniger! Erklärungen gabs nicht viel. Ich bin gern am Wasser - aber nicht da, wo es tief ist , und wo ich das Ufer nicht mehr im Blick habe. Im Schwimmbad werde ich regelmäßig von 100-Jährigen überholt. Aber wenn ich völlig ausgepowert von nix bin, mache ich dann rhythmische Sportgymnastik im Wasser. Das strafft ja auch die Gesäßmuskeln. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht von Leuten gesehen werde, die mich kennen. Alle anderen werden mich natürlich nach meinem olympiareifen Vortrag nie wieder vergessen. 

 

 

 

 

 

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