Ich hatte einmal ein anderes Leben und dieses Leben hat in erster Linie mit diesen oben genannten Menschen zu tun. Melinda und Bill Gates sind hier nur symbolisch zu verstehen. Als ich 1996 mit Uli und Anna von Freiburg nach Landau zog, war ich zwar nicht mehr der glücklichste Mensch der Welt, aber immerhin der zweitglücklichste. S&M hatte ich bereits in Freiburg 1992 kennen gelernt. Auf einer Party, als ich mich Hals über Kopf in das laut-schallende Lachen der Mutter meiner Tochter verliebt hatte, waren sie auch schon präsent. Sie waren die Freunde von Uli und wurden zu meinen Freunden. Über Jahrzehnte hinweg waren sie immer da. Waren feste Pfeiler unseres Daseins. Jedes besondere Lebensstation wurde geteilt: Geburt, Kommunion, Konfirmation, Geburtstage, ob rund oder nichtrund, Krankheit, Verlust, Tod, Hochzeit. Die Kinder sind zusammen aufgewachsen, bildeten eine unzertrennliche Einheit. Wir waren eine Familie. Wenn es brannte, hat man gelöscht. Selbstverständlich, dass wir uns gegenseitig sogar zu Patenschaften verpflichtet sahen. S&M waren das große Liebesvorbild von uns allen. Schon immer ein Team, triefend vor Liebe, unzertrennlich. So wünschte man sich die eigene Beziehung, hatte aber stets Zweifel, ob das auf Dauer für einen selbst so lebbar war. S&M traute man das zu. So oft saßen wir am Lagerfeuer zusammen, lachten, tranken zu viel und diskutierten uns die Köpfe heiß, über Gott, die irre Welt und natürlich unsere Leben in 30 Jahren.
Ja, wo stehen wir heute, meine Lieben? Wie das Leben eben so spielt. Veränderung, Veränderung, Veränderung. Nichts als Veränderung. Aber auch Beständigkeit, was Uli und mich zumindest betrifft. Wer hätte das gedacht, dass wir euch da den Rang ablaufen werden. Uli und ich verletzten uns, quälten uns und unser Kind durch Enttäuschung Streit und Liebesgerangel. Jahr um Jahr. Bis wir erkannten, dass wir nur glücklich werden sein können, wenn wir selbstständig sind. Wir trennten uns traurig, weil wir das Scheitern nicht wahrhaben wollten und die so gewünschte Harmonie untergehen sahen. Nach einiger Zeit des notwendigen Abstands wurde Uli und mir aber schnell klar, wir wollen nicht ohne einander, wir wollten gemeinsam für Anna da sein. Eltern sein. Wir haben sogar noch mehr geschafft, wir sind Freunde fürs Leben geworden. Nun sind WIR die „Unzertrennlichen“. Uli hat mich in dunklen Stunden begleitet und ich Uli. Wir sind immer geblieben, weil wir immer den Wert des anderen sehr schätzten. Diese Freundschaft ist aber nur möglich, weil wir einzigartige Menschen an unserer Seite wissen, die stabil ohne Eifersucht diese Lebensfreundschaft akzeptieren. Mittlerweile hat es sich sich sogar ergeben, dass wir uns alle untereinander gut verstehen und sehr respektieren. Der gewünschte Idealzustand. Der Gewinn für das bereits erwachsene Kind: Ansprechpartner auf allen Ebenen. Sicherheit und Geborgenheit. Jemand von uns wird immer da sein, da komme was wolle. Was ist der Grund für diese Entwicklung: Wir haben uns verziehen. Wir haben abgewogen und kamen gemeinsam zum selben Entschluss: Wir wollen uns auf keinen Fall verlieren.
Was ist mit S&M passiert?
Sie wurden zu S und M. Einerseits nichts Ungewöhnliches in heutiger Zeit, andererseits für die, die sie einmal zusammen liebten ein umvorstellbares Drama. Da, wo Besitzstandswahrung und Verletzungen statt Verzeihen in den Mittelpunkt gerückt werden, da ist das antike Drama vorprogrammiert. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mich diese Trennung der Freunde absolut nichts angeht und ich auch keinerlei Einblick in die verfahrene Situation habe. Man ist erwachsen; Menschen kommen und gehen auch wieder. Der Lauf der Welt! Nur gibt es ein gewaltiges Problem, dass man nicht einfach so vom Tisch wischen kann. Das Problem der Loyalität der Freunde. S ist Ulis beste Freundin und M mein bester Freund. Wenn es hart auf hart kommt, stehen wir zum Freund oder zur Freundin und torpedieren unsere hart errungene Harmonie. Das hat man so zu machen; das geht aber so nicht. Es gibt eine goldene Regel bei so einem Trennungsmist: Es gibt immer zwei Versionen, nie eine. Welche ist die richtige, welche die falsche? Gibt es richtig oder falsch überhaupt? Uli und ich müssen uns nun wie Trennungskinder entscheiden, zu wem wir wollen und entscheiden uns natürlich für die bequemste naheliegendste Variante. Wir möchten ja zurück-geliebt werden. Was wäre mein, unser Wunsch an S und M?
Sucht bitte einen Weg, um weiterhin respektvoll miteinander umgehen zu können. Versucht einen Kompromiss zu finden, der den Namen auch verdient. Keiner muss gewinnen, außer eure Kinder. Wenn ihr es aber vermasselt, verlieren wir alle. Wir wünschen uns, dass wir zusammentreffen können, ohne schlechtes Gewissen, dass wir immer noch miteinander lachen können. S und M, ihr seid ein Teil unseres Lebens, dass soll bitte auch so bleiben. Vielleicht ist es möglich zumindest ein wenig zu S & M wieder zu werden. Dafür würde ich glatt anstatt 100, nur 73 Jahre werden wollen (dann hätte ich meinen Vater wenigstens im Ringen um das Sterbealter bezwungen) Also strengt euch an, verdammt nochmal! Rauft euch bitte zusammen! Ach ja: Ich würde mir auch sehr wünschen, dass Sebbi und Anna wieder etwas näher zusammen rücken würden. Anna ganz nah bei Sebbi auf dem Bobby Car, das wärs doch. Auch sie haben sich mal sehr geliebt - als „Bruder und Schwester“. Aber ich will mein Häschdner Lymhom-Engel nicht in den Burnout treiben, so kurz nach seinem Krebstod. Da wäre zurecht Agnes ziemlich sauer auf mich!
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