Zwichenwelt lII

 

Urlaub. Wie viel Tage Schonfrist? 8, 9, 10 Tage bis ich mir wieder einen Trip schmeiße. Einen medizinischen. Den letzten nicht-medizinischen aus einem warmen Kuhfladen entnommen vor mehr als 30 Jahren. Heute bin ich irre. Aber damals war ich Mahatma Ghandi und Micky Maus. Ich war Walter White ohne Uniabschluss. Pilze wurden da noch nicht für die Pfanne gesammelt. Und Robi, Tobi (meine Kumpels aus dem Zivildienst in einem Wohnheim für Behinderte) würden wieder einen ihrer berühmten Minuten langen Lachflashs bekommen, wenn sie wüssten, dass das Fliewatüt (Ich) sich in die Hosen macht, weil er sich Retuximap und Podophyllum Peltatum reinpfeifen soll. Der Medizinschrank war unser Experimentierkasten. Storys für 5 Blogs. Eine für mich sehr prägende Zeit. Ich flog da selbst über das Kuckucksnest; ich war ja schließlich auch das Fliewatüt. Ich habe tolle Menschen und Bewohner kennengelernt. Jeder ein Unikat. Dieses Menschenstudium war absolut meins. Muss in meinem nicht vorhandenen Gedächtnis kruschteln…einen Augenblick…:

 

 

Uschi

 

 

ca. 60, im Rollstuhl sitzend, weil ihre alkoholkranke Mutter sie als Kind misshandelte. Sie hatte fast wöchentlich einen neuen gefärbten Schopf. Auf orange und grün stand sie ganz besonders. Hm...das war mir bis jetzt gar nicht bewusst. Anna, dein Paps hat ja Friseurerfahrungen *grins*. Uschi war immer fröhlich und hatte eine krächzend-röhrende ansteckende Lache. Es war unmöglich; man konnte nicht anders, als mit ihr mitzulachen, auch wenn einem die Fontanelle nach 3 Tüten und 2 Bongs vorkam wie Haferbrei. Ich bilde mir ein, sie gerade schallend lachen zu hören. Wenn sie etwas wollte und es nicht oder nicht gleich bekam, keifte und wackelte sie mit ihrem krummen Fuß hin und her und blieb immer an den Tritthilfen hängen. Wenn sie dich mochte,umarmte sie dich wie ein Sumoringer und lies dich nie wieder los. 

 

 

Bernd.

 

 

ca. 40 und 20 Haare auf dem verbeulten Kopf. Die wehten in alle Himmelsrichtungen wie bei einem Rasierpinsel bei denen 90 Prozent der Borsten fehlten. Bernd rauchte Kette und hatte noch ekligere gelb-schutzige Raucherfinger wie das rosa Ehemann mampfende Einhorn am Kiosk der HNO-Klinik. Immer hektisch in einem Stechschritt wie ein Wachsoldat der Queen unterwegs, nur den Eierkopf immer nach unten gebeugt. Er hatte auch einen „Icke“ als Kumpel, nur sprach der im Gegensatz zu meinem Icke auch laut mit ihm. Bernd und Icke hatten sich das Hirn weggesoffen, aber nicht nur mit Rieslingschorle. Beide hatten ganz lieblich-neutrale Stimmen. Auch wenn die Jungs stets an sich zweifelten und den anderen ausschimpften, klangen sie sie so wie die Julia Rakers von der Tagesschau, nur viel leiser. Bernd stand eines Tages wegen Liebeskummer auf dem Sims seines Zimmers im 3. Stock bei offenem Fenster und mit einem Küchenmessers in der Hand, weil die schöne Maggie keinen Sex mit ihm wollte. Warum bloß? Eigentlich hab ich ja da dem Tod auch schon in die verrückten Augen geblickt. Das Fliewatüt kreiste um Bernd das Brot und beruhigte ihn, in dem er ihm versprach eine Eintrittskarte ins Neckarstadion für das Spiel VFB gegen Bayern zu besorgen. Er war verrückter Bayern-Fan.

 

 

Die schöne Maggie

 

 

Spastikerin mit schwerer Epilepsie seit Geburt, trug eine Brille mit Gläsern, so dick wie die Fenster einer 747. Mit ihrem zittrigen rechtem Zeigefinger bugsierte sie ihre alle 12 Sekunden verrutschte Brille auf die Nase zurück. Maggie trällerte den ganzen Tag Kinderlieder. Ihr Lieblingslied „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“. Maggie Jumbo-Brille feierte ihren 25. Geburtstag ganz groß auf der Station, verschmähte da leider Bernd, weil der sie immer küssen und begraspschen wollte. Ich bin gerade völlig durcheinanander, wie Bernd das Brot, gut der Wecker zeigt auch gerade 5:22 Uhr. What? Aber nicht nur deswegen. Habe schon so zig Jahre nicht mehr an diese wundersamen und wunderbaren Gestalten, mit denen ich es zu tun hatte, gedacht. Einer nach dem anderen taucht aus den Untiefen plötzlich wieder auf. Ich sehe und höre sie im Chor rufen: Aaaalllleeeex weiddeer ma!
Ich mache weiter, versprochen! Aber erst muss ich mich kurz erholen, weil mich diese Reise in die Zivi-Vergangenheit mental ziemlich mitgenommen hat. Liegt wahrscheinlich ab dem ganzen Gras, das wir in Tobis Dachwohnung anbauten und konsumierten wie den von Hannah ständig mitgebrachten Grün-Tee. Placebo!

 

Nur kurz um die Konservativen unter euch ein wenig milde zu stimmen: Ich bin so gut wie drogenfrei bis auf Rieslingschorle, Schokolade und meiner Liebe zu Nici und Anna. Ich rufe auch nicht in die Klasse: Leute, kifft und schnieft euch alles rein, was die Lunge und die Nase verkraftet. Jugendliche in der Pubertät sind auch ohne Drogen und meinem Dazutun ziemlich stoned.

 

 

 

Pause…schnarch…

 

„Mann“ muss Prioritäten setzen, daher zuerst Haushalt. Wir verlieren die Kontrolle über unser Leben: abzulesen an den 3 Wäschekörben, die noch zusammengelegt werden müssen, die Wäsche im Waschkeller und die fehlenden Unterhosen im Schrank. Vor einigen Tagen dachte ich noch, es wird keine Zeit geben, in dem ich keine frische Unterhose aus dem Schrank vom Stapel ziehen kann, da ich etwa gefühlte 50000 Stück besitze. Und siehe da: Sei immer vorsichtig mit dem, was du einfach einfach mal so dahindenkst. An einer zweiten Sache sieht man, dass hier irgendwas im Busch ist. Ich habe den aktuellen Spiegel noch nicht tagesaktuell runtergeladen. Seit ich den Acoount von Schwiergerpapa Bruno erhalten habe, fand sich das Spiegelmagazin freitags immer auf meinem Rechner wieder. Echt schlimme Zeiten sind das: Keine Unterhosen im Schrank und der Spiegel veraltet auf dem Rechner.

 

 

 

Dann muss ich mich an den Fragenkatalog für Miss „Rein mit“ aus Heidelberg unbedingt machen. Das kostet Mühe und Recherche wie bei einer medizinischen Hausarbeit. Darauf habe ich ja Bock, aber immer noch besser als doofe Arbeitsblätter zu gestalten und Schulmanagernachrichten zu beantworten. Die SM-Nachrichen haben noch Zeit. Irgendwie eine passende Metapher dafür.

 

Also, see you later und dann geht’s mit den Jungs Mädels aus dem Plienniger Kuckucksnest weiter…

 

 

Sing lalalalala…lalalalala,

 

I am a passenger, I ride and I ride
I ride through the city's backsides
I see the stars come out of the sky

 

Sing lalalalala…lalalalalalla

 

Sowas sowas sowas, da habe ich mich so darauf gefreut euch noch weiter irre Geschichten von meiner Zivildienstzeit zu berichten, da hat mich die Sichtung meiner alten Medizin-Unterlagen und das Erstellen des Fragenkatalogs für Frau Dr, M. doch zu sehr in Beschlag genommen. 20 Fragen hab ich ausgetüftelt. Man muss ja wenigstens wissen, wie man untergeht, wenn man untergeht. Mathematik bezüglich Risikoabwägung ist manchmal extrem wichtig, nicht nur in der Pandemie. Einige WhatsApps und E-Mails mussten beantwortet werden. Und das Telefon klingelte auch hin und wieder, da will man ja nicht unhöflich sein. Ein Lymphom sollte nicht als Grund herangezogen werden, keinen Anstand mehr zu wahren. 

Es wurde an mich herangetragen, dass man sich nicht traut, sich bei mir zu melden. Halloooo, mach ich hier in irgendeiner Form den Eindruck, in Ruhe gelassen zu werden. Außerdem gibt die moderne Kommunikationstechnologie einiges her, nicht gleich reden zu müssen, wenn’s klingelt. Wer so ein Blog wie diesen schreibt und sich vor versammelter Mann/Frauschaft komplett entblößt, wird jetzt nicht plötzlich introvertiert reagieren und anfangen rumzustottern, außerdem bin ich chemotechnisch ja noch nicht abgeschossen. Das dauert noch eine Weile! Hoffentlich! 

 

Es hat mich sehr gefreut, dass mich meine zwei lieben Schulkumpanen und Schlemmerboys heute telefonisch kontaktiert haben. Jeder leidet da auf seine ureigene Art mit. Wichtig ist Verbundenheit und Mitgefühl zu spüren, alles andere kann man sich schenken, wenn nicht gerade die Lottoannahmestelle einen glücklich macht. Ich schätze mal, beruflich werde ich mit euch Jungs jetzt ziemlich lange nichts mehr zu tun haben, aber privat bleiben wir auf jeden Fall verbandelt, versprochen! Und wenn nicht ist das auch nicht schlimm, jeder von uns hat andere beste Freunde.


Fortsetzung Behindis aus der Zivizeit: 


Der Nutellaman


Den richtigen Namen weiß ich nicht mehr: Er hieß bei uns nur „Der Nutellaman“. AIDS-krank und Ex-Junkie, sprang im Gefängnis aus dem Fenster und saß jetzt im Rollstuhl. Begnadeter Bassist, spielte uns Zivis immer geile minutenlange Soli vor, tätowiert am ganzen Körper. Wir stritten uns um den Dienst, weil wir den Typen so cool fanden, aber nur wenn er „klar“ war. Das war er leider dann später nur noch punktuell. Er schob dann eine Psychose nach der anderen und beschuldigte alle, ihm Sachen geklaut oder ihn missbraucht zu haben. Morgens, wenn er druff wie Harry war, rollerte er zum Frühstückstisch und schmiss seinen vollen Urinbeutel erst mal auf den gerichteten Tisch und schmierte sich dann ein Nutellabrot. Wer jetzt Magenprobleme hat, sollte nicht weiterlesen. Auf dem Nutellabrot waren 2 Schichten Butter und 4 Schichten Nutella. Dieses Mammutding versuchte er dann zum und in den Mund zu führen, verpasste aber den Schlund und schrammte an der Wange vorbei. Das wiederholte er unzählbare Male und sah dabei aus als hätte ein 3-Jähriger 5 Kugeln Schokoeis gegessen. Ich liebe Nutella und als Zivi wurde das eine oder andere Glas am Bett stehend mitternächtlich pur leer gefuttert, aber das war dann auch mir zu viel.

 

Wir Zivis waren eine eingeschworene Gemeinschaft und wurden vor allem von den Altenpflegerinnen und Heilerziehungspflegerinnen angehimmelt. Das gefiel uns natürlich außerordentlich. Zu Robi, Tobi, das Fliewatüt kamen noch Edgar, Atha, Rochus, Karin und Annet dazu. Alle waren lieb zueinander, gesellig, fürsorglich und dauerstoned. Mit Karin, Annet und Kater Oskar gründete ich dann eine WG in der Wohnung meiner verstorbenen Mutter, eine Sozialwohnung. Die gehen automatisch an den nächsten Verwandten über. Nette Regel. Kater Oskar war Garfield mal 2. Ein Monster-Kater. Gespielinnen liefen nachts Gefahr, während eines Toilettenganges ohne Füße zurückzukommen. Später stellte sich heraus, dass er eine Hormonstörung aufgrund Tumorbildung hatte, die ihn immer fetter werden lies. Mit allen oben erwähnten Leutchen verbinde ich etwas ganz Besonderes. Mal sehen, ob ich noch alles zusammen bekomme.

 

 

Robi: wollte Chemiker werden und mischte so gut wie alles aus dem Medizinschrank zusammen und probierte es selbst aus. Er freute sich wie ein Schneekönig, wenn er wieder irgendwelche Aliens getroffen hatte.

 

 

Tobi: Ein Pflanzenexperte vor dem Herrn, in seinem Zimmer meinte man, man sei im Urwald. Wenn er bekifft war, sah er aus, wie seine eigene Ur-Oma, hatte eine Dauergrinsen im Gesicht und schob ständig Paranoia, dass jetzt die Bullerei ihn gleich kassieren würde.

 

Edgar: stets gut gelaunt, witzig, James-Dean-Typ, gekleidet immer mit einem weißen T-Shirt und einer schwarzen Jeans-Jacke, permanent eine Selbstgedrehte im Mundwinkel. Drummer einer Trash-Punk-Band. Ich mochte ihn am meisten, weil er nicht aus der Ruhe zu bringen war.

 

Rochus: Ich fasse es nicht, dass mir tatsächlich noch sein Name eingefallen ist. Das menschliche Gehirn ist einfach nicht zu ergründen. Rochus lehrte uns Metallica zu lieben. Erster Kontakt mit der Band aller Bands. Er war der erste Headbanger, den ich zu Gesicht bekam, mit Haaren bis zum Boden.

 

Athanasios N., genannt Atha. Megaschlau, megalieb, megagriechisch und megaschwäbisch. Erklärte uns das Universum. Hatte vor, Jura oder Medizin zu studieren.  Ich genoss es, wenn er einfach sprach und dabei so lieb guckte wie ein Pandabär.

 

Karin: eine ultra-schlanke Gazelle, die wunderbar teifsinnig über Gott und die Welt philosphierte. Tee, Kippen und Müsli waren ihre Hauptnahrungsmittel. Leider habe ich den Namen ihres Hundes vergessen, ein Bobtail. Wahnsinn, ich habe vor 1000 Jahren mal mit zwei Frauen, einem Hund und einem Kater zusammengelebt.

 

Annet: war mit ihren Eltern in der Botschaft in Budapest als Genscher die berühmten Worte sagte. Ach Gott, habe ich dieses kleine blonde süße Energiebündel geliebt. Haben wir Quatsch zusammen gemacht. Jeden Tag liesen wir uns was neues Verrücktes einfallen. Sie war noch durchgeknallter als ich, das Fliewatüt. Leider hat sie gefallen an Heroin gefunden. Ich nicht. Das Teufelszeug habe ich gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Irgendwann war Annet einfach verschwunden, hat das Junkie-Leben gewählt.

 

Spaß, unendlich viel Spaß hatten wir damals alle zusammen. Wenn wir heute noch in der Runde auf dem Boden zusammensitzen würden, bei unseren legendären Kassettenaufnehm-Nächten würden uns bestimmt alle bekloppten Geschichten nacheinander einfallen.

 

Nur eine legendäre erzähle ich noch. Dann ist auch mal gut, mit dem Lotterleben.

 

Ede, Robi und Tobi und ich machten einen Ausflug in die Stadt. Ein Club in Stuttgart Mitte sollte unser nächtliches Zuhause werden. Edgar fuhr damals einen orangefarbenen Käfer. Als wir ankamen, waren wir bereits alle breit wie der Gartenzaunes unseres Zivi-Wohnheimes. Als wir keine Lust mehr zu feiern hatten, kehrten wir zum Auto zurück und stellten fest, dass der Schlüssel im Zündschloss steckte. Das Beifahrerfenster war ein Spalt runtergekurbelt. Wir vier versuchten irgendwie mit allem was wir hatten, den Schnapper zu erwischen, schafften es aber nicht. Eine Polizeistreife sah uns und schaute mal nach dem Rechten. Wir machten auf total harmlos und Traumschwiegersöhne. Ich hörte gar nicht mehr auf den Wachtmeister zuzutexten. Bekam schon böse Blicke von meinen Jungs. Man muss dazu sagen, wir hatten die Taschen voll mit illegalem Zeuch. Das Unglaubliche geschah, ein Wunder, ein Wunder: die Streife orderte einen Mannschaftswagen, der in der Nähe durch die Straßen kurvte. Nach einer Weile standen ca. 10, gefühlte 100 Polizeibeamte rund um den Käfer von James Dean. Er gab aber keine Autogramme, sondern machte sich in die Hose. Ich habe nie wieder im Leben so geschwitzt wie in dieser Nacht. Ein Beamter lehnte am Mannschaftsbus, drehte sich erst mal eine Kippe und beobachte das Szenario sehr amüsiert, wie mir schien.

Sein Bullenkumpel brach derweil mit herangebrachtem Gerät das Auto auf. Wir bedankten uns höflich, unser Glück kaum fassend, stiegen wir in die Karre und brausten von Dannen. Hätten die uns gefilzt, würden wir heute noch hinter schwäbischen Gardinen sitzen. Daheim angekommen, bekamen wir alle einen Nervenzusammenbruch und ballerten uns nochmal so richtig wech.

 

Ich brauchte noch ein wenig Zeit danach, aber damals während meiner Zivizeit wurde der Keim gelegt, warum ich dann mein Job als Versicherungskaufmann aufgab und das Abitur auf dem Kolping Kolleg nachmachte. Der zweite sehr prägende Lebensabschnitt. Unfassbar für mich, wie glatt die Erwerbsbiographien meiner Kollegen*innen sind. Man merkt es ihnen leider auch oft genug an. Ich finde Richard David Precht (bekannter aktueller Philosoph und Publizist)  hat recht, wenn er ein „Soziales Jahr“ zur „Pflicht“ für jeden Bürger machen möchte. Zumindest wäre es wichtig, diesen Gedanken wenigstens zu diskutieren. Ich bin manchmal regelrecht wütend, dass vor Testosteron (Neid!!!) und Energie strotzende Kollegen für untauglich erklärt wurden. Oder die jungen Lehrer“innen, die oft nur Schule kennen, sonst nichts. Meist Streberinnen waren. Kann das gut sein, wenn ich Verantwortung für 16-jährige liebeskranke Sucht gefährdete Monster übernehmen muss. Drama ist da vorprogrammiert. Sagt ehrlich, wer will schon mit Streber befreundet sein. Streber bleiben unter sich. Ich bewundere Menschen (einige davon in meinem nahen Umfeld), die sich hoch „gekämpft“ und mehrere Berufe erlernt haben. Die können Geschichten erzählen, ge- und erlebte Geschichten, die die Jugendlichen dringend benötigen. Eine etwas ältere Kollegin, bereits mehrere Jahrzehnte im Schuldienst gewesen, kam mal zu mir und schimpfte über das neue Unterrichtsfach Berufsorientierung, das sie unterrichten musste: „Du Schnuri, das Fach ist furchtbar. Ich hab da keine Ahnung. Hallo, hab ich jemals eine Bewerbung schreiben müssen.“ Sie hasste das Fach zutiefst.

Manchmal denke ich, nicht nur die jungen Ärztinnen in Heidelberg werden geklont, sondern auch die vielen jungen Lehrerinnen. Ich verwechsle die ständig und kann mir die Namen nicht merken. Wahrscheinlich war ein Pilz damals doch nicht gut. Ein Bildungsblog würde mir Spaß machen. Der Wallraff von Wörth. Warum auch nicht, hab ja nichts zu verlieren.

Auch wenn wir natürlich viel dumm Zeug geschluckt und gemacht haben, der Zivildienst hat mir die Augen für die Welt und die Menschen geöffnet. Ich wollte nicht nur Kohle verdienen, ich wollte was Gutes tun, ich wollte helfen. Das es Realschullehrer geworden ist, war zum Teil Bestimmung, aber auch reiner Zufall. Der Lehrerberuf ist einer der schönsten Berufe, wenn der Scheiß Organisationskram nicht wäre.

Warum es Lehrer geworden ist? Auch interessant, aber später. Am liebsten würde ich durchschreiben, weil ich das Gefühl habe, ich habe so wenig Zeit.

Warum ich diesen Blog schreibe, muss ja auch notiert werden.

 

HIer noch die Playliste ("Robi, Tobi und das Fliewatüt) des Tages. Klar mussten es Songs sein, die wir damals rauf und runter hörten. Auch ein wichtiger Punkt.

Im ZIvildienst habe ich Musik zum ersten Mal so richtig wahrgenommen.

 

Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs - die Pest (Band hat sich nach einem Titel in der Bildzeitung benannt)

Dead can Dance  - The Host of Seraphim (Lieblingsband von Karin, heute kann ich die Mucke kaum noch ertragen)

Westernhagen  - Der Chor der Blöden  (hab Westerhagen nie richtig gemocht, aber das Stück ist göttlich und brandaktuell)

Ton Steine Scherben  - Rauch-Haus-Song (Klar, Scherben lief in jeder WG)

U2  - Desire (Jahrzehnte lang meine Lieblingsband, Gefahr des Dehydrierens auf der Tanzfläche bei Bloody Sunday)

Iggy Pop  - The Passanger (Dauerschleife in Edgars Käfer!)

The Four Horseman - Aphrodite's Child (immer noch gut, heute zweimal hören müssen und im Wohnzimmer abgetanzt, fantastisch gefühlt)

Metallica  - Helpless (fand es extrem schräg, dass man so viel über eine Band referieren konnte, Rochus mein verrückter Headbanger!)

Nirvana  - About a girl (irgendwann reichte mal einer die Platte "Bleach" rum. Wir waren sofort angefixt. Zwei Jahre späer kannte jeder diese Band)

Peral Jam  - Alive (ein Song, der mein Leben begleitet)R.E.M - Loosing my Religion (ohne diesen Song kamst du nicht an die Wäsche eines Mädchens)

Luka Bloom  - Exploring the Blue (ohne Luka kamst du nicht an die Wäsche von Karin)

The Doors  - Roadhous Blues Wir (Annet und ich) haben alles über die Doors verschlungen - jede einzelne Gedichtzeile)

 

 

Programm morgen:

- Ehefrau nerven (hat Homeoffice)

- Blogleser*innen nerven (mit schlimmen Schnuribildern vor 10 Jahren)

- Uniklinik nerven (Fragen, Fragen, Fragen)

- Töchterchen nerven (Hi, hier isch de Paps...)

- Nachbarin und Wolke nerven (laute Mucke, ich glaube ich hab Luscht auf Metallica, Rochus)

- Schwiegereltern nerven (Kartoffelsalat-Abo einlösen!)

 

Gute Nacht!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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