Der Cocktail aus Nebido, Biontech-Impfstoff und Aperol Spritz ist zu empfehlen, Herrschaften*innen. Keine Nebenwirkungen. Mann/Frau/Divers, das geht mir vielleicht auf den Zeiger: Da sind Leute
nach der Impfung total malad im Oberstübchen und der Krebsler steckt das Zeug weg als wärs die 6. Rieslingschorle. Hmm...könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich eine Hochdosis-Chemo
überlebt habe. Was soll mich da noch umbringen, zumindest flüssig. Die 2. Hochdosis-Chemo? No, think positiv Schnur! Egal! Dann werde ich eben in und nach der 2. zu einer Kombi von Johannes
Hesters und Otto Walkes, unverwüstlich tanzend Schoten reisend.
Ich lese gern vor, nicht nur den Nichten und Neffen den „Kleinen Drache Kokosnuss“, sondern auch Nici alle möglichen Zeitungsartikel, wenn ich vom täglichen Wahnsinn in der Schule nicht zu müde
bin. Heute Abend zwei interessante Interviews mit Horst Lichter und Chloe Zhao. Faszinierende Persönlichkeiten. Gespräche mit tollen, interessanten, auch polarisierenden Menschen haben es mir
schon immer angetan. Ich könnte nichts anderes machen, als denen zuzuhören und zu lernen. Ich habe glaube in meinem Leben 5 000000 Interviews gehört, gelesen gesehen. Horst „Quasselstrippe“
Lichter war jetzt im Kloster und hat ein Buch darüber verfasst. Der Typ war ja eigentlich schon mehrmals tot: körperlich, psychisch und finanziell. Und immer wieder hat es der rheinische Phoenix
geschafft. Bemerkenswert! Ich möchte gern dieses Buch lesen. Aber leider keine Muse gerade.
Oskargewinnerin Chloe Zhao, was für ein Name, was für eine Frau! Wow! Nomadland, ihr Film. Eine Frau reist und lebt im Camper in South Dakota und trifft andere „Nomaden“. Ein Film, der Menschlichkeit zum Thema hat und den Regie-Oskar erhält. Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für den Zustand unserer Welt? Wahrheit sei ihr wichtig. Ich musste stocken, bei den Dingen, die sie so sagt und die ich so vorlas. Wenn die Sinne so scharf gestellt sind wie eine Armbrust, dann hört man plötzlich überall nur wegweisende Statements heraus.
Wie gern wäre ich ein Nomade: Die Welt erkunden mit Schreibzeug, Handy und Nici. Gern auch noch Anna und Lotta dabei. Menschen beobachten, kennenlernen und interviewen, das würde mir Freude
bereiten. Mehr Steinbrecher als Lanz, aber nicht immer mit so schweren Themen. Manchmal frage ich mich, wie war es möglich, dass ich zuerst Versicherungskaufmann geworden bin. Der Zusatz im
Außendienst bekommt im Nachhinein etwas Sinniges jetzt: Bewegung, Menschen beobachten. Nur der Betrug bleibt weiterhin fragwürdig!
Ich würde mir wünschen, Peter Schilddrüse würde bei mir bleiben.
Na, Reisende soll man nicht aufhalten, hat meine Mama immer gesagt. 52 und das ohne 5 Zähne, ohne linken (heute nachgelesen, es war der rechte, man kann sich ja auch mal vertun) Hoden und jetzt
ist womöglich auch noch Schildi, die alte Drüse wech? Hey Susi Luftröhre, komm ja nicht auf irgendwelche blöde Gedanken.
Schlafe ich unter 5 Stunden, ist es durchaus möglich, dass ich mein Portmonee aus Versehen in den Toaster stecke. Gott sei Dank haben wir keinen Toaster, weil man von verbranntem Toastbrot und
den verkokelnden Krümeln unten Krebs bekommt. Haha..welche Ironie! Evtl. könnte ich demnächst so viel schwarzes Toastbrot in mich hineinstopfen, wie ich es mit Schokolade tue. Oder ich lege mich
gleich vor den Auspuff, rein aus Provokation.
Wir haben 3 Stunden geschlafen, 6 zusammen. Also nicht so!!! Auch wenn Nebido mich zu einem dauerrammelnden Primaten macht, ist der anstehende Besuch in der Nuklearmedizin nicht gerade Libido
fördernd. Nuklearmäßig bin ich kein Profi; Atompilze habe ich nur im Glas. Habe aber auch nicht viel gedacht und geträumt, nicht so, dass ich davon erzählen könnte. Ich befand mich in der
Zwischenwelt, wie eine Katze, dösend, aber niemals im Tiefschlaf. Nici meinte, mein ganzer Körper hätte gezuckt, vielleicht war ich doch in Tschernobyl oder in Hiroshima unterwegs. Meiner
geliebten Weggefährtin ging es ebenso. Nur konnte sie diesmal von zwei Träumen berichten.
Traum eins: Nici spaziert an einem Fluss entlang (wahrscheinlich Neckar). Ein riesiger weißer Audi rast immer wieder auf sie zu und versucht sie in den Fluss abzudrängen. Schafft es aber nicht.
Sie kann sich jedes Mal retten. Beim letzten Mal unter eine Brücke. Dort steht eine verängstigte alte Frau mit kurzen weißen Haaren und Rollator, die sich auch schon gerettet hat. Nici schlägt
ihr vor, sie den Rest des Weges nach Hause zu begleiten. Im Gespräch stellt sich raus, dass die Frau Nicis Oma ist. Auf dem Heimweg laufen beide unterhalb der Straße, direkt am Fluss entlang.
Auch hier versucht der verrückte Audi-Fahrer, dieses Mal mit Steinwürfen, Nici und ihre Oma in den Neckar zu befördern. Bis zum Aufwachen hat er es aber Gott sei Dank nicht geschafft! Bin froh,
dass es kein Opel war. Marcellus (Onkel) als Fahrer wäre aber auch gemein. Verrückt ist er nicht, nur Unternehmer. Na dann, vielleicht doch verrückt?
Traum zwei:
Nici und ich waren beim Befundgespräch. Ärztin sagt, in der Schilddrüse ist nichts Schlimmes, die Knoten müssen aber weg. Der Bollen in der Leiste sei ein Tumor, der aber in sich abgeschlossen
ist. Kann raus! Die anderen Lymphknötelchen seien einfach so ein bisschen vergrößert und werden von ganz alleine wieder kleine. Also alles gut. Was weg muss, muss weg! Nici kennt meine Ärztin aus
der Hämatologie nur aus dem Lautsprecher. Die berühmte Frau Dr. „Rein mit!“ Diesmal als Frau Dr. „Kann raus!“ Herrlich!
Hey Siegmund, könntest du mal dran gehen und uns deine Analyse zukommen lassen. Danke!
Ach her je, hab natürlich doch nuklearmedizinische Erfahrungen: mein Abschluss-PET. Wie konnte ich das nur vergessen. Ich sitze hier im Warteraum der Nuklearmedizin, gleich gehen die
Untersuchungen los. Die Geschichte erzähle ich immer gern. Vor 10 Jahren hat mir ein ultra-cooler barfüßiger Prof., nachdem er seine Flip-Flops in die Ecke eines 30 qm-Büros pfefferte, vor dem
größten Apple-Rechner, den ich bis dahin gesehen habe (vielleicht bin ich da zum Apple-Fan geworden?) eröffnet, dass ich krebsfrei bin. Dies tat er aber erst, als er mir die Bilder vom PET zeigte
und ein kleines medizinisches Referat ablieferte. Ich fragte ihn nach einer gefühlten Ewigkeit: „Herr Professor, seien sie mir nicht böse, aber ich bin ein wenig nervös, bin ich im Eimer? Er:
Herr Schnur, sehen sie hier was? Nö! Eben! Das ist gut. Sehr gut! Es blinkt nichts mehr rot! Alles gut, sie werden 90! Bei mir drehte sich dann alles. Mein Kopf explodierte! Ich bedankte mich
höflich, hab mich nicht getraut, ihn zu küssen und verließ taumelnd das Büro. Draußen im Flur bin ich dann zusammengebrochen, hab mich an einer Säule festgehalten und habe ein drittes Mal
geflennt, wie noch nie in meinem Leben. Das erste Mal bei dem Tod meiner Mutter, das zweite Mal bei Annas Geburt. Ich hoffe jetzt auf ein fünftes Mal. Das vierte Mal war bei meiner
Hochzeit.
Leider Apple-Prof. nicht gesehen. Ist kompliziert. Muss nochmal kommen, erst am 06.07., da ich am 09.04. Kontrastmittel für das Lymphknoten-CT bekommen habe, meinte der Assistenzarzt, der eine
ausführliche Sonographie durchgeführt hat. Das würde die Bildgebung nicht möglich machen und man könnte keine Aussage treffen. Also bleibt Peter erst mal bei mir wohnen. Weiß nicht, ob sich Susi
darüber so freut. Weitere Strategie werde ich dann wohl von Frau Dr. Meissner hören. Ich habe also nicht nur eine Großbaustelle, sondern gleich zwei. Das will koordiniert werden. Heißt!!! Quasi
Ausbildungsmesse Check the Future x 2!
Die Oberärztin der Nuklearmedizin meinte, dass der Termin heute unnötig war. Na klasse! Da ich ja am 09.04. Kontrastmittel bezüglich Lymphkonten-CT erhielt (wie oben bereits erwähnt), können sie
nicht schon wieder ein Szintigramm machen, da die Bildgebung da nix hergeben würde. Okaaaaay…Man müsste 3 Monate warten. Okaaaaay….06.07., dann weiß man mehr über die Schilddrüse. Wäre aber nicht
schlimm, würde mich nicht gleich umbringen. Okaaaaay….Hm? Kann ich damit jetzt zufrieden sein? Habe 500 Fragen gestellt, die sie mir nicht wirklich beantworten konnte. Verwies mich auch an die
Hämatologie und an meine Frau Dr. Meissner morgen. Na, die darf sich aber schön mal das Hirn zermartern.
Warte nun darauf, dass meine Fäden gezogen werden. Hoffe, dass dabei nicht meine linke Gesichtshälfte wegklappt. Wenn Nici näht, habe ich da schon einige unschöne Flüche vernommen.
Fortsetzung folgt…
Haushalt: Die Fuck-you-Cancer-Geburtstagsparty muss ja vorbereitet werden!
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