Vorbereitung X

Heute sehr sehr sehr gut geschlafen, 6 Stunden ohne eine „alte-Männer-Pause“. Habe ich vielleicht „ALLES“ nur geträumt und muss gleich Kevin und Chantal die Vorzüge von richtig gutem Vorlesen schmackhaft machen: Sie könnten nämlich damit ihre zukünftigen 22 Kinder fehler- und stotterfrei mit wunderbaren kleine Raupe-Nimmersatt-Geschichten begeistern. Was für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung bestimmt nützlich wäre.

Apropos träumen: Heute endlich mal wieder von Sex geträumt. Aber keine Panik! Auch ich verspüre Grenzen. Will ja nicht irgendwelche Piloten und Chirurgen wuschig machen, bevor sie ihren verantwortungsvollen Job ausüben. Würde ich natürlich mit dem Schreiben Kohle verdienen wollen, müsste ich jetzt tief in die Pornokiste greifen.

Apropos Nummer Zwei: In der 10. Klasse hab ich im Pausenhof meine verfassten pornografischen „Sexstorys aus der Rilkerealschule“ verhökert. Rilke und Silke sind da immer ziemlich rot angelaufen. Einen sehr günstigen Heiermann haben die gekostet. Lief gut, so gut, dass ich einen Teil meiner Abschlussfahrt damit finanzieren konnte. Meine Eltern waren arm wie Kirchenmäuse, deren Behausung in Notre Dame den Flammen zum Opfer fiel. Protagonisten in den Sex-Kurzgeschichten waren z.B. die scharfe Musiklehrerin Frau Müller-Ganzheiß und der hässliche Hausmeister Herr Schwenkdengel. (Namen wurden von der Redaktion geändert!) Lief bis dahin monetär recht zufriedenstellend bis Frau-Müller Ganzheiß von den Geschichten Wind bekam und sie lesen musste wie der potthässliche Hausmeister Schwenkdengel ihr einen Cunnilingus verpasste. Wärs der geile Sporlehrer Herr Hecht gewesen, hätte ich bestimmt in Serie gehen dürfen.

Hey Karlemann hast du eigentlich noch so eine Geschichte von damals? Du warst doch mein bester Kunde! Was wäre das witzig, die in einer netten Runde am Lagerfeuer vorzulesen.

Da ich heute sowas von ausgeschlafen bin, fällt es mir nicht schwer den Kaffee-Bring-Service absolut freiwillig zu übernehmen, ohne Fieber-Mess-Challenge („Fuck, ich habe schon wieder die höhere Temperatur!“ „Yippi, gewonnen, gewonnen!“) Vor dem Kaffee-Vollautomat stehend, merkte ich aber, dass ich durch die Frühe des Morgens doch noch etwas derangiert war: leerte die volle Kaffeedose in den Einfüllbereich, tja...hier ist wieder das berühmte tja...der Deckel lag noch drauf. 15 Minuten später (Nici schrie schon von oben: Hey, wo bleibt denn der Kaffee?) stellte ich nur eine Tasse drunter. EINE. Sonst ist es manchmal so, wenn ich alleine bin, dass ich aus Gewohnheit ZWEi Tassen volllaufen lasse. Schließlich praktizieren wir dieses Ritual schon 9 Jahre (kurze philosophische Fragestellung zwischendurch: Gibt es im Himmel Rituale?)

Während der Kaffee also dann endlich doch noch doppelt floss, machte ich einen Spaziergang durchs Wohnzimmer zum Garten. Dabei stellte ich fest, dass es zwar nicht merklich bei mir knackte, aber dass es diesmal in meinem linken Knie ploppte. Und das richtig laut, wie ein doppsender Tischtennisball auf Fließen! Jesus Maria voll der Gnade! Was kommt als Nächstes? Fällt mir demnächst beim Pinkeln meine Nase ins Klo?

Nach etwa 22 Minuten tauchte ich im Schlafzimmer endlich auf. Mit der Frage: Schatz, habe ich meine Nase noch im Gesicht? Hä?

 

Noch ein kleiner Nachtrag zur Pornoschriftstellerei, bevor ich mir zwei lebenswichtige Spritzen abhole. Ich beschrieb in meinen Fickgeschichten aus dem Schulalltag natürlich nicht nur unfassbar akrobatische Turnübungen, die ich mir in diversen Anatomiebüchern hart erarbeitete, sondern schrieb auch lustig über diverse Defizite der Lehrerschaft. 

 

Chemielehrer Heribert Schluckspecht z. B. . Im Vorbereitungsraum unterhielt er eine Schnaps-Destille. In der ersten Reihe zu sitzen, grenzte an Folter. Alle versuchten dies immer unbedingt zu vermeiden. Herr Schluckspecht roch wie in Rum eingelegt, nur ohne Rosinen. Es war oberstes Gesetz: Iss niemals, wirklich NIEMALS dein Salamibrot vor der Chemiestunde, sonst erbrichst du es direkt wieder auf den Experimentiertisch. 

 

Lehrer Sebastian (genannt Seppl) Matschbirne. Hatte des Öfteren signifikante kognitive Aussetzer. Hallo. Könnt ihr bitte das Mathebuch rausholen, ja. Wir guckten uns ganz verdattert an. Aber Herr Matschbirne, wir haben Deutsch. Oh? Ja? Oh Gottogott! Mit seiner beginnen Demenz schlug sich Matschbirne noch 3 Schuljahre durch die Fluren der Realschule. 

 

Frau Elfriede Unschön. Einer von den ganz Fiesen. Sorte psychische Probleme, extrem unattraktiv und noch niemals Geschlechtsverkehr, geschweige denn Cunnilungus. Haben wir diese Frau gehasst. Die liebte Fehler. Auch die kleinen. Das konnten wir uns doch nicht gefallen lassen. Wir zerlegten sie in alle Einzelteile. Besonders guter Scherz - der Klassiker, wir bliesen das größte Kondom von Karlemann auf, füllten es mit Milch, klemmten es zwischen die Kreidetafel und außen herum bildete der Picasso unserer Klasse Frau Unschön sehr realistisch nach. Ich schrieb ein schlechtes, aber trotzdem treffendes Gedicht unter dem Beuys-Kunstwerk. Wiederhol ich hier nicht, ist mir zu peinlich. Frau Unschön rannte weinend aus dem Klassenzimmer. Wir sahen sie nie wieder. Krebs hatte sie keinen, denke ich. Schätze mal, dass man ihr immer noch starke Psychopharmaka verschreibt.

 

Warten ist gerade sehr zwiespältig für mich. Wenn ich es genauer überlege, war es das schon immer. Warte ich unnötiger Weise und kann nichts tun, dreh ich fast durch. Hab ich vielleicht unendlich Zeit? Als Krebskranker hat man keine Zeit zu verlieren und die Angehörigen auch nicht. In der Bäckerei wollten wir Zeug für mein Befund-Geburtstags-Event bestellen. Dachten: rein, Wünsche aufgeben, Zack, fertig. Tja, ... da is es wieder dieses ominöse tja...eine ältere Backwarenverkäuferin mit verklebten Synapsen nahm die Bestellung auf, konnte sich aber 5 Sachen nicht merken. Ich bin schon schlimm mit meiner Merkfähigkeit, aber mit Stift und Zettel? Ich muss schon völlig im Eimer sein, damit das völlig in die Hose geht. Sie wiederholte gefühlte 20 mal die einzelnen Posten. Und dann machte ich einen Fehler. Ich wollte noch eine Fanta. Alles von vorne, das 21. Mal. Beim Fanta blieb sie natürlich hängen, das wusste sie nach 30 Sekunden schon nicht mehr. Nici und ich bellten auf ihre Frage „Was wollten sie nochmal?“ gereizt und aggressiv wie zwei Pit Bulls: Faaaantaaaa!!! Sie erkundigte sich nach der Telefonnummer. Was soll ich sagen? Ich hätte gern 110 gesagt. Sie hat Nicis Handynummer aufgeschrieben und für jede Zahl mindestens 5 Sekunden gebraucht. Dabei schob sie den Zipfel ihrer Zunge von rechts nach links und dann wieder von links nach rechts. Links, rechts, links, rechts...Ich nehme mal stark an, wir werden niemals von ihr angerufen werden, da man keine einzige Zahl entziffern konnte. Was hätte ich in dieser Zeit des Wartens Schönes tun können. Ja, aber dann hätte es auch nicht diesen Blogeintrag gegeben.

Sinnvolles Warten. Warten mit Zeitung, E-Book, Spiegel Online oder einfach einpennen. Ich kann beim Warten auf Kommando wegdösen, wenn ich das möchte. Ruckzuck. Meistens auf dem Zahnarztstuhl, der ist so Sack bequem. Ich stecke mein Finger ins rechte Ohr und schnarche sofort los. Geht aber auch beim Urologen im Wartezimmer, wenn die Patienten nicht beobachtenswert sind.

Da ich heute die schlechteste organisierte Urologiepraxis ever aufsuchte, um mir meine Testosteron-Spritze abzuholen, hatte ich zweimal Zeit mir den Finger ins rechte Ohr zu stecken. Testosteron ist ein geiles Zeug. Ich will wenigstens am Freitag gut gelaunt wissen, wie es um mich steht. Manche Mathe- und Techniklehrerinnen sagen, dass man es mir anmerkt, wenn mein Pegel nachlässt oder wenn ich frisch „bespritzt“ bin. Nici sagt zwar immer, dass sie meine permanente gute Laune sehr schätzt, aber sie läuft hier außer Konkurrenz. 146 Euro muss ich für die zähflüssige Pampe alle 3 Monate latzen, weil ich einhodig bin und nicht möchte, dass mir Brüste wachsen, obwohl ich Brüste natürlich toll finde, aber eben nicht an mir! Möchte an dieser Stelle betonen, dass eine Hodenarmut keinerlei Auswirkungen auf die sexuelle Leistungsfähikeit hat. Muss aber auch sagen, dass ich direkt nach der Gabe der dickflüssigen Pampe in einem Porno mitspielen könnte. Höhö! Heute hatte ich das Gefühl, dass mir die Arzthelferin 1,5 Liter von diesem Zaubertrank in den Popo reinlaufen ließ. Dauerte ewig. 1,5 Liter - dann könnte ich 20 Staffeln „Der Einhodige und sein Harem“ nacheinander abdrehen. Cool! Als die Dame den letzten Tropfen reinpresste, strahlte ich über beide backen und verließ pfeifend die Chaos-Praxis. Das Chaos war mir scheiß egal. Nici watete schon. Sah ich da Angst oder Vorfreude?

 

Zweite bedeutende Spritze in doppeltem Sinne. I love Biontech! Um genau 14.45 Uhr war ich zweifach gegen Corona abgesichert. Ich könnte nun beim Friedhofsamt argumentieren: Leute, hopp, meine Asche kann niemand mehr anstecken, ich bin geimpft. Ich finde, das ist ein sehr gutes Argument für die Wachtfelsen-Nummer.

 

Die Geburtstagsparty kann kommen.

 

Ich muss hier noch ein paar Sachen klarstellen, weil ich für Irritationen sorge, dies aber eher inner-familiär. Man ist mit der Frage auf uns zugetreten: Ist Alex jetzt noch in der Schule? Nöp! Ich bin vorerst bis zum 07.05. krankgeschrieben. Mir gehts super! Ich könnte bei den unsozialen Bundesjugendspielen mitmachen und würde Bonuspunkte als gehandicapter einhodiger Weitspringer erhalten. Das Kranksein ist eher psychosomatisch. Will mir und den Kollegen keine uncoolen Begegnungen und Gespräche zumuten. Noch kein Bock auf ständige Abschiede. Vor allem kein Bock, blöde Arbeitsblätter zu konzipieren, mit den Themen Imperfekt und Falschgeld. Versteht sich, oder? Leck mich Pflicht!

 

Morgen ist Schilddrüsensprechstunde. Heißt wirklich so. Spricht da etwa meine Schilddrüse mit dem Arzt? Hallo Doc., mein Name ist Peter Schilddrüse, bin ich jetzt hinüber? Und am Freitag ist dann der Tag der Offenbarung, wie es gerade eine Kollegin so schön formuliert hat. Dann wird die Schilddrüse zu mir sprechen und das Lymphom schweigt hoffentlich - für immer!

 

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